Die im Jahr 2036 fällige, auf Dollar lautende türkische Staatsanleihe (siehe Kasten) rentiert mit 7,3 Prozent pro Jahr. Das sind rund sieben Prozentpunkte mehr ,als die entsprechende Bundesanleihe abwirft. Anleger gehen jedoch ein großes Risiko ein. Das Land wird sowohl von Moody’s als auch S & P mit "hochspekulativ" eingeschätzt.

Bessere Bonitätsnoten sind nicht zu erwarten. Das Bruttoinlandsprodukt wird in diesem Jahr um 2,5 Prozent schrumpfen. Noch dazu ist die türkische Währung schwach. Dadurch verteuert sich der Schuldendienst. Zudem verunsichert Recep Erdogan die Investoren. Der türkische Staatspräsident lässt vor der Küste Zyperns nach Erdgas bohren. Brüssel hält das für illegal und fordert die umgehende Einstellung, ansonsten werden EU-Gelder gekürzt. Erdogan ignoriert ebenso Warnungen aus Washington. Die USA hatten Ankara eindringlich vor dem Kauf des russischen Raketenabwehrsystems S-400 abgeraten. Erste Teile wurden jedoch in den vergangenen Tagen von Russland geliefert. Die USA haben die Türkei nun von der Herstellung des US-Kampfflugzeugs F-35 ausgeschlossen. Türkische Unternehmen hätten zahlreiche Komponenten fertigen sollen. Der Schaden wird auf neun Milliarden Dollar geschätzt.

Zudem weckt der von Erdogan vor Kurzem erzwungene Personalwechsel bei der Notenbank Zweifel an deren Unabhängigkeit. Der neue Mann an der Spitze, Murat Uysal, wird vermutlich an diesem Donnerstag, wie von Erdogan gewünscht, den Zinssatz von derzeit 24 Prozent um 200 Basispunkte senken. Allerdings gibt es dafür auch Spielräume. Die Inflationsrate ist von deutlich über 20 auf mittlerweile unter 16 Prozent gesunken.