Die Kerninflation in den USA ist im Juni auf 4,5 Prozent gestiegen. Viele Marktbeobachter und auch die US-Notenbank Fed werten das jedoch nur als vorübergehendes Phänomen.

Als ein wichtiger Grund für diese Sichtweise wird angeführt, dass in einzelnen Produktgruppen die Preise aktuell wegen pandemiebedingter Engpässe nach oben überschießen würden. Wenn sich die Lage normalisiert, wäre hier entsprechend wieder mit Preisrückgängen zu rechnen. Es gibt aber auch zahlreiche Marktkenner, die das anders sehen und davon überzeugt sind, dass die US-Inflation gekommen ist, um zu bleiben. Dazu gehört der Vermögensverwalter Bantleon. Die Schweizer sehen eine aufgestaute Konsumnachfrage und erwarten höhere Löhne und höhere Mieten wegen kräftig angezogener Hauspreise in den USA.

In Europa sind die Preise auch gestiegen, aber deutlich weniger stark als in den USA. Auch konjunkturell sind die USA schon weiter im Zyklus als Europa, da die Amerikaner früher mit den Impfungen gegen das Coronavirus begonnen haben und dadurch auch den Lockdown früher beenden konnten.

Die Fed wird deswegen ihre Anleihekaufprogramme wohl früher zurückfahren als die EZB, da sich die Wirtschaft wieder selbst trägt und anders als in Europa weniger Stimuli braucht. Das dürfte die amerikanischen Aktien belasten, während Europas Aktienmärkte noch weiter von den Kaufprogrammen der EZB und dem ökonomischen Aufholprozess profitieren.

Hinzu kommt die niedrigere Bewertung in Europa. "Die US-Märkte gelten angesichts der Rekordjagd als nicht mehr fair bewertet. Der S & P 500 wird mit einem KGV für 2021 von 27,7 gehandelt. Der Euro Stoxx 50 kommt auf ein KGV von 24,7. Damit haben im direkten Vergleich Aktien vom alten Kontinent noch Potenzial", meint Christian Henke, Analyst beim CFD-Broker IG.

Anleger können sich dieses Szenario zunutze machen, indem sie auf einen fallenden US-Leitindex setzen (den S & P 500 short gehen) und zugleich auf anziehende europäische Börsen spekulieren (den Euro Stoxx 50 long gehen). Diese Strategie nennt sich Pair Trade und ist mit CFDs einfach umsetzbar.

Ebenso wie ein anderer Pair Trade, nämlich auf fallende Kurse des Autobauers Tesla zu spekulieren und gleichzeitig auf steigende Notierungen von deutschen Autobauern wie VW, Daimler oder BMW. Die Idee dahinter ist zum einen, dass Tesla ein enorm hohes dreistelliges KGV hat, während die deutschen Autokonzerne nur einstellig bewertet sind.

"Gerade Europas Autosektor war zuletzt nicht auf der Einkaufsliste der Anleger, obwohl er weit günstiger bewertet ist als der europäische Gesamtaktienmarkt", favorisiert auch Henke deutsche und europäische Autokonzerne.

Aber das ist nicht alles. Tesla bekommt starke Konkurrenz bei Hybrid- und Elektroautos. "Jetzt sind die deutschen Autobauer die Tesla-Jäger. Sie richten ihre gesamte Konzernstrategie auf die E-Mobilität aus", sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim CFD-Anbieter CMC Markets. VW möchte 2021 inklusive Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen eine Million elektrifizierte Autos verkaufen. In dieselbe Richtung geht die Entwicklung bei Daimler und BMW, die verstärkt E- und Hybridautos ausliefern.

Gewinn wird nicht mit Autos erzielt

Überdies verdient Tesla mit seinen Autos bisher wenig Geld. Den Hauptgewinn macht die US-Firma mit dem Handel von Bitcoin und dem Verkauf von Emissionsrechten. Der drohende Verlust des bisherigen Vorsprungs bei E-Autos dürfte das künftig kaum ändern. Im laufenden Jahr ist Tesla mit rund 26.000 in zehn europäischen Ländern ausgelieferten Fahrzeugen weit hinter VW zurückgefallen. Ein weiterer Bremsklotz ist die überschaubare Produktpalette.

Trotz der schon lange schwelenden heftigen Kritik muss jedoch gesagt werden, dass Tesla-Chef Musk es bisher immer wieder geschafft hat, Investoren und Branchenbeobachter bei Laune zu halten und den Wert der Tesla-Aktie zu steigern oder auf einem hohen Niveau zu halten.

Dennoch stehen die Chancen gut, dass Anleger mit einer Short-Position auf Tesla und einer Long-Position auf VW richtigliegen. Eine andere Möglichkeit, die Long-Gegenposition zu Tesla aufzubauen, offeriert CMC Markets mit einem CFD auf einen Basket von zehn europäischen Autowerten, bei dem VW, Daimler und BMW mit 50 Prozent gewichtet sind. Geht die Spekulation sowohl beim Tesla-Pair-Trade als auch beim S & P 500 short und Euro Stoxx 50 long auf, verdienen Anleger doppelt. Die Trades lohnen sich aber auch, wenn die europäischen Autobauer oder der Euro Stoxx 50 weniger stark fallen als Tesla oder der S & P 500. Dann ist der Ertrag mit der Short-Position höher als der Verlust mit der Long-Position.

Ein Verlust entsteht dann, wenn die europäischen Autobauer stärker fallen als Tesla oder der US-Autotitel höher steigt als VW & Co beziehungsweise wenn der Autobasket sinkt und Tesla steigt. Dasselbe gilt für die Konstellation Euro Stoxx 50 long/S & P 500 short. Die Verluste können dabei sehr hoch sein.

Die Idee hinter Pair Trading ist, dass Anleger nicht nur in eine Richtung positioniert sind, sondern bei steigenden und fallenden Börsen eine positive Rendite erwirtschaften können. "Wichtig ist nur, dass der eine Markt dem anderen nicht in die falsche Richtung davonläuft oder Märkte sogar entgegengesetzt zur eigenen Position laufen", sagt Stanzl.

CFDs eignen sich gut, um die Pair-Trading-Strategie umzusetzen. Sie ermöglichen das Spekulieren mit Hebel bei wenig Kapitaleinsatz. Hebeln ist sinnvoll, da sonst die Renditen eher mager wären. Beide Positionen sollten jeweils mit demselben Kapitalbetrag und Hebel eingegangen werden. Das ist bei CFDs simpel, da für die Long- und Short-Position einfach das gleiche Volumen eingesetzt wird - zum Beispiel je 3.000 Euro.

CFDs haben Vorteile zu Zertifikaten

Bei Optionsscheinen ist es schwieriger, da auf Kennziffern, Laufzeiten und Bezugsverhältnisse zu achten ist. Knock-out-Zertifikate haben eine Barriere und teilweise eine Laufzeit. Es ist aufwendig, zwei Papiere mit gleichem Hebel, identischer Laufzeit und demselben Abstand zur Barriere zu finden. Wird die Barriere eines Knock-out-Papiers touchiert, muss auch das andere verkauft und die gesamte Position neu erstellt werden. Bei CFDs gibt es dagegen weder Laufzeitbegrenzungen noch Barrieren und der Handel long und short ist auf einer Plattform möglich.

CFDs eignen sich zudem wegen ihrer effizienten Kostenstruktur und der hohen Flexibilität für diese Strategie. Mit wenigen Klicks kann eine Position von long auf short und vice versa gedreht werden. Bei K.-o.-Papieren müssen dagegen zwei Zertifikate gekauft werden, wofür oft Handelskosten anfallen.

Hinzu kommt, dass viele CFDs 24 Stunden gehandelt werden. Anders als bei K.-o.-Papieren entfällt das Overnight-Risiko. Nicht aber das Währungsrisiko. "Wer aus einem Euro-Konto heraus in US-Dollar gehandelte Aktien leerverkauft und Euro-Aktien kauft, kann in der Dollar-Position Verluste erleiden, wenn der Dollar aufwertet", so Stanzl.

Einen Nachteil haben CFDs aber gegenüber Knock-out-Zertifikaten. Diese können nämlich auch über die Börse gekauft werden. Vorteil: Der Handel dort wird überwacht.