Es gab zunächst keine Hinweise darauf, dass die Aktion im Zusammenhang mit Bemühungen von Staatspräsiden Recep Tayyip Erdogan steht, die Kapitalflucht im Zuge der aktuellen Währungskrise einzudämmen.

Das Land leidet unter der drastischen Abwertung der Lira, die in diesem Jahr zum Dollar etwa 40 Prozent eingebüßt hat. Erdogans Darstellung zufolge steht dahinter ein gezielter Angriff auf die heimische Wirtschaft durch die USA. Im April warnte er seine Landsleute davor, ihr Vermögen in anderen Ländern in Sicherheit bringen zu wollen. "Wir werden denen nicht verzeihen, die Geld ins Ausland schmuggeln, wenn dies nicht dazu dient, ihre Firmen, Handelsgeschäfte und Investitionen auszuweiten, zu entwickeln und zu verbreitern", sagte er damals vor Wirtschaftsbossen.

Über die Razzien berichteten auch andere Medien. Von Polizei, Staatsanwaltschaft und anderen Justizbehörden waren zunächst keine Stellungnahmen zu bekommen. CNN Turk berief sich auf eine Mitteilung des Chefanklägers von Istanbul. Demnach durchsuchten Teams der Finanzpolizei in zahlreichen Provinzen Gebäude und nahmen Beschuldigte fest. Ihnen werde vorgeworfen, "die wirtschaftliche und finanzielle Sicherheit der Türkischen Republik ins Visier genommen" zu haben. Es gehe um verbrecherische Bandenbildung und Verstöße gegen Gesetze zum Verbot der Terrorfinanzierung. Bei den Empfängern der Überweisungen handle es sich größtenteils um iranische Staatsbürger mit Wohnsitz in den USA. Der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge wurden bislang 216 Verdächtige festgenommen.