Der Bitcoin hat sich in der vergangenen Woche zunächst über 9000 US-Dollar gehalten. Zum Wochenschluss fiel er dann teilweise auch unter diese Marke. Bereits zur Wochenmitte durchbrach der Preis die 200-Tage-Linie, die sich in den zwei Wochen vorher als Widerstand nach unten erwiesen hatte. Nun ist diese zum Widerstand nach oben mutiert. Das Ende Oktober gebildete Death Cross hatte sich beim Bitcoin kurzfristig zunächst als völliges Fehlsignal erwiesen. Ende März 2018 war das beim letzten Death Cross genauso, auch hier sprangen die Preise danach um 50 Prozent nach oben.

In den folgenden Monaten bröckelten sie dann aber sukzessive ab und halbierten sich schließlich. Die jetzige Situation zeigt nun doch einige erstaunliche Ähnlichkeiten zum Verlauf von damals. Allerdings erscheint die Wahrscheinlichkeit eines ähnlich großen Preisrutsches wie vor eineinhalb Jahren auch in Anbetracht des Halvings im Mai als eher gering.

Widersprüchliches aus dem Osten


Während es in Russland offensichtlich Überlegungen gibt, Kryptowährungen per Gesetz konfiszierbar zu machen, gibt es in der Ukraine eine Partnerschaft zwischen Binance und dem Ministerium für Digitale Transformation. Die Ukraine könnte sich damit in ein krypto- und blockchainfreundliches Land wandeln. Insgesamt scheint das Umfeld wieder freundlicher zu werden, die Bullen kommen wieder aus den Löchern.

So ließ der Kryptounternehmer Bobby Lee wieder einmal aufhorchen. Bei der Wellenbewegung des Bitcoin ist jede Welle eine Blase, die den Bitcoin-Preis dann zehn- bis 20-mal höher steigen lässt als der vorherige Höchststand. Lee zufolge werden diese Wellen den Bitcoin in den nächsten Jahren auf ein Niveau von 100 000 bis 200 000 Dollar bringen und letztlich sogar bis auf eine Million. Laut Lee wird der Bitcoin die Marktkapitalisierung von Gold übertreffen. Derartig optimistische Kursziele hat man immer wieder gehört. Selbst die Bayerische Landesbank hat kürzlich einen Bitcoin-Preis von 90 000 Dollar in den nächsten Jahren als möglich bezeichnet.

Altcoins weiter Outperformer


Nach dem exorbitanten Kurssprung des Bitcoin drehte die Outperformance der Altcoins für einige Tage. Nun setzt sich dieser seit Mitte September zu beobachtende Trend aber wieder fort. In der vergangenen Woche lag der Bitcoin rund zwei Prozent im Minus. Dagegen verzeichneten fast alle großen Altcoins mehr oder minder deutliche Pluszeichen. Zweistellige Pluszeichen gab es etwa bei EOS und Stellar. Top-Performer der größten 20 Altcoins war Tezos mit einem Wochenplus von über 40 Prozent. Deshalb stellt sich die Frage, welche Altcoins in nächster Zeit besonders interessant sein könnten.

Die Istanbul Hard Fork von Ethereum, die die Kryptowährung resistenter und effizienter machen soll und schon dreimal verschoben wurde, ist nun für den 4. Dezember geplant. Außerdem profitiert Ethereum vom Hype um die Decentralized Finance Apps, die auf der Ethereum- Blockchain basieren. Von daher könnte sich die relative Stärke von Ethereum im Kryptomarkt weiter fortsetzen.

Daneben könnten chinesische oder in Asien beliebte Coins wie NEO, Ontology, TRON oder OmiseGO zu den Favoriten gehören. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Chinas Präsident Xi Jinping die Blockchain-Technologie als wichtigen Baustein für den Weg Chinas zur Hightech-Supermacht bezeichnet hat. Auch die Entwicklung einer digitalen chinesischen Staatswährung, die wohl kurz vor der Marktreife steht, geht in diese Richtung.

Obwohl das zunächst einmal nichts direkt mit Bitcoin und Co zu tun hat, wuchs das Interesse der Anleger sprunghaft. Der Bitcoin-Kurssprung Ende Oktober wird vor allem darauf zurückgeführt. Während der Bitcoin dabei um 40 Prozent hochschnellte, gab es bei den asiatischen Coins teilweise noch größere Kursgewinne. So konnten sich die Preise von NEO und Ontology innerhalb eines Tages verdoppeln. Wie beim Bitcoin auch, sind sie dann wieder etwas abgebröckelt. Wenn der Bitcoin bei einem eventuellen Anstieg über 10 000 Dollar den gesamten Kryptomarkt erneut stimuliert, könnten diese "China Coins" davon überproportional profitieren.

Litecoin wird oft als digitales Silber bezeichnet und ist eine Bitcoin-Abspaltung aus dem Jahr 2011. Mit dem Mimble­Wim­ble-Protokoll setzt dieser verstärkt auf hohe Anonymität und Skalierbarkeit und geht damit in die Richtung der Privacy Coins. Einige der bekannten Privacy Coins wie Monero und Zcash hatten allerdings regulatorische Probleme, die in Japan sogar dazu führten, dass es zu Delistings an den dortigen Kryptobörsen kam. Nach dem Halving bei Litecoin am 5. August sank das vorher schon deutlich nachlassende Interesse der Miner weiter. Die Hashrate kam um mehr als 60 Prozent zurück. Das könnte sich wieder ändern. Das Litecoin Summit am 28. und 29. Oktober in Las Vegas kam bei den Anlegern gut an. Seither zeigt der Coin nach langer Flaute eine positive Tendenz.