BÖRSE ONLINE: Der Kurs des Bitcoin hat sich am Donnerstag nach dem Kurssturz der vergangenen Tage wieder stabilisiert. Warum?


Philipp Sandner: Mit der Blockchain-Technologie handelt es sich um eine Schlüsseltechnologie für die kommenden zehn bis 20 Jahre. Diese wird maßgeblich auch durch den Bereich der Kryptowährungen getrieben, wobei das Wort Kryptowährungen nicht korrekt ist. Vielmehr muss man von Crypto Assets sprechen, mutmaßlich eine komplett neue Asset-Klasse. Die Investoren reagierten sehr nervös auf Ankündigungen bzgl. der Regulierung. Regulierung ist hier wichtig, da es teils zugeht wie im "Wilden Westen". Auch wenn Regulierung die Attraktivität kurzfristig beeinträchtigt, so ist diese wichtig für die Professionalisierung des gesamten Bereichs.

Vom Rekordhoch von Mitte Dezember bei rund 20.000 US-Dollar hat der Bitcoin mittlerweile rund die Hälfte wieder abgegeben. War das der von vielen prophezeite Crash oder nur eine Korrektur, die zum Einstieg lockt?


In der Tat handelt es sich meines Erachtens um eine Korrektur infolge des sehr starken Anstiegs. Weitere regulatorische Schritte werden mit Sicherheit folgen, so dass dies nicht die letzte Korrektur war. Aber dennoch verspricht der gesamte Krypto-Bereich viel Potenzial, so dass sich die Preise zügig stabilisieren konnten.
Ob dies eine Einladung für einen Einstieg ist, muss jeder selbst beurteilen. Auf der einen Seite ist das Potenzial der Technologie anerkannt; auf der anderen Seite warnt beispielsweise die Deutsche Bundesbank zurecht vor Crypto Assets. Wichtig ist, dass man sich vor einem Investment intensiv mit der Technologie beschäftigt, den investiertes Geld kann aufgrund von Hackerangriffen oder Computerviren über nach verschwunden sein.

Was würde es für Bitcoin und die sogenannten Altcoins bedeuten, wenn Südkorea, China und Co. mit den Regulierungsvorhaben Ernst machen und sogar Verbote durchsetzen würden?


Das wäre sicherlich ein herber Rückschlag und doch ist meines Erachtens nicht mit einem kompletten Verbot zu rechnen. Bitcoin hat technologisch gewisse Schwächen, wie etwa an dem massiven Stromverbrauch zu erkennen ist. Aber Ansätze wie Ethereum versprechen weiterhin sehr interessant zu sein, da es sich um eine institutionelle Technologie handelt, die zum Beispiel auch breiten Einsatz in Entwicklungsländern haben könnte.

Auf Seite 2: Wie geht es bei Bitcoin, Ripple und Co. weiter?





2017 ist der Bitcoin-Kurs um 1318 Prozent gestiegen. Wie geht es 2018 weiter?


Man sollte nicht nur den Bitcoin im Auge haben, sondern auch technologisch weiter entwickelte Ansätze wie etwa Ethereum oder IOTA. Weitere regulatorische Maßnahmen werden weltweit folgen und ich denke, dass diese zur Professionalisierung des gesamten Bereichs führen würden. Die Zukunft kann niemand vorhersagen, aber ich denke, das in 2018 mit weiteren Kurssteigerungen zu rechnen ist.

Die Kursanstiege bei Altcoins waren 2017 noch sagenhafter als beim Bitcoin. Bei Ripple etwa stand ein Plus von satten 36.000 Prozent. Derzeit befindet sich die Cyber-Devise aber auf Achterbahnfahrt. Was ist da los?


Die Investoren im Krypto-Bereich sind aufgrund der anstehenden Regulierung nervös. Aber Unternehmensgründer arbeiten an spannenden Projekten und Investoren überlegen, weiterhin aktiv zu werden. Daher wird es meines Erachtens weiterhin ein deutliches Auf und Ab geben in den kommenden Monaten.

Welche Cyber-Devise hat das meiste Potential?


Auch das ist schwer zu sagen. Ich denke, dass Ethereum und IOTA großes Potenzial haben. Auch Ansätze wie NEO oder Stellar sind zudem vielversprechend. Und dennoch kann man die Warnungen wie etwa der Bundesbank nicht oft genug wiederholen. Gleichermaßen wurde vor Crypto Assets gewarnt, diese aber auch nicht verboten. Wie gesagt ist es sehr wichtig, sich mit den Crypto Assets intensiv zu beschäftigen. Auch zu beachten ist hier die Besteuerung im Falle von Kursgewinnen. In München gibt es ein Unternehmen, das Steuerbescheinigungen für die eigene Einkommenssteuererklärung anfertigt. Damit ist dieses "Problem" zumindest in den Griff zu bekommen.



Philipp Sandner leitet an der an der Frankfurt School of Finance & Management das Frankfurt School Blockchain Center.