Der Bitcoin hat zuletzt kaum mehr auf neue Hiobsbotschaften reagiert. Die vom Zusammenbruch von Terra ausgelöste Kettenreaktion hatte zu Schief­lagen bei den Kryptoverleihern Celsius und Babel und zur Insolvenz des Krypto­-Hedge­fonds Three Arrows Capital (3AC) geführt. Nun wurde wiederum der Kryptobroker Voyager ein Opfer von 3AC und hat einen Insolvenzantrag gestellt. Der Rettungsver­such von Sam Bankman­-Fried, Chef der großen Kryptobörse FTX, ist gescheitert. Ob noch weitere Dominosteine fallen, wird sich zeigen.

Trotzdem dürfte die Welle an schlech­ten Nachrichten vom Kryptomarkt weitge­hend eingepreist sein. Der Bitcoin pendelt nun bereits seit vier Wochen um die Mar­ke von 20 000 Dollar. Ähnlich war das im April, als die Kurse vier Wochen lang um 40 000 Dollar schwankten. Im Mai oszil­lierten sie dann vier Wochen um 30 000 Dollar. Nun könnte der Markt zunächst aber einen Boden gefunden haben. Die größte Gefahr geht aktuell vom Aktien­markt aus. Kommt es hier zu keinem wei­teren Einbruch, könnte die Zeit reif für eine kräftige Erholung sein.

Alte Hasen am Kryptomarkt wie der Bi­nance-­Chef Changpeng Zhao, auch als CZ bekannt, sehen die Kurseinbrüche als nor­males Marktverhalten nach langen bulli­shen Phasen. Zwar wurde auch CZ vom Terra-­Zusammenbruch überrascht. Be­zogen auf die Kursrückgänge verweist er aber darauf, dass es bei den Aktien in den vergangenen Monaten ebenfalls riesige Kursverluste gab.

Binance ist als führende Kryptobörse gut durch den Crash gekom­men. Während andere Krypto­Dienstleis­ter massive Stellenstreichungen ankündi­gen, sucht Binance neue Mitarbeiter. Ge­rade konnte sich Binance in Spanien die Lizenz sichern, als voll regulierte Krypto­börse zu operieren. Nachdem Binance in der Vergangenheit mit den Regulierungs­behörden verschiedener Länder Pro­bleme hatte, will man nun die jeweiligen Vorschriften genau beachten und die Ex­pansion vorantreiben. Trotzdem sind die Kryptoanleger weltweit natürlich ernüch­tert. So meldet die Bank of America, dass die Zahl der aktiven Kryptonutzer von über einer Million im November auf unter 500 000 im Mai zurückgegangen ist.

Auch die primär von der amerikani­schen Wertpapieraufsicht SEC getriebene Diskussion, welche Kryptowährung nun ein Wertpapier ist und welche nicht, hat zuletzt wieder Fahrt aufgenommen. De­ren Chef Gary Gensler hat kürzlich Bitcoin als einzige Kryptowährung mit Commo­dities gleichgestellt. Bei anderen Coins und Token bleibt daher das SEC-Damo­klesschwert, ob sie Wertpapieren gleich­ gestellt sind und ihre Emission gegen ent­sprechende Gesetze verstoßen hat.

Diesen Ball hat auch Microstrategy-­Chef Michael Saylor aufgenommen, der Ethere­um als offensichtliches Wertpapier sieht. Dabei stellt er primär darauf ab, dass es bei Ethereum einen Pre­Mine von insge­samt 72 Millionen Ether im Jahr 2014 gab und das ICO im Jahr 2016 wie ein IPO klas­sifiziert werden kann. Dabei ist das Vorge­hen von Microstrategy selbst kritikwür­dig. Es würde nicht verwundern, wenn das Unternehmen im weiteren Jahresver­lauf wegen seiner großen kreditfinanzier­ten Bitcoin­Positionen noch Schwierigkei­ten bekommt.