Die Überraschung bei den Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten war die Reaktion des Bitcoins: Er gab in der vergangenen Woche etwa gleich viel ab wie die großen amerikanischen oder deutschen Aktienindizes, nämlich rund 13 Prozent. Das ist insofern erstaunlich, als der Bitcoin immer auch als sicherer Hafen in Krisensituationen beworben wurde.

Man sollte das aber nicht überbewerten. Auch das Gold litt in der vergangenen Woche plötzlich unter großen Kursverlusten. Generell kann man sagen, dass in der Vergangenheit die Finanzmärkte in Krisensituationen immer wieder kurzfristig irrationale Reaktionen zeigten. Auf mittlere und längere Sicht wird sich das wieder umkehren. Heute zu Wochenbeginn ist schon die umgekehrte Situation zu beobachten: Die Aktienmärkte sind wieder deutlich im Minus, Gold und der Bitcoin deutlich im Plus.

Der Bitcoin konnte am Nachmittag wieder über die 200-Tagelinie steigen. Allerdings bedeutet die heutige Gegenreaktion noch keine Trendwende. Bei erneuten Einbrüchen an den Aktienmärkten könnte auch der Bitcoin als Risiko-Asset erneut in Mitleidenschaft gezogen werden. Erst wenn sich der Rauch verzogen hat, könnte der Use Case von Bitcoin als Fluchtmöglichkeit aus überhitzten oder manipulierten Finanzmärkten wieder stärker in den Vordergrund treten.

Kurzfristig hat sich gezeigt, dass der Bitcoin seinem Ruf als Krisenwährung bei einer globalen Krise noch nicht gerecht wird. Bei lokalen Krisen wie in Venezuela, der Türkei oder Hong Kong funktioniert der Bitcoin durchaus als Fluchtwährung. Längerfristig dürfte der Bitcoin sich aber auch bei globalen Verwerfungen als sicherer Hafen etablieren.

So hat der prominente Risikokapitalgeber und Milliardär Tim Draper gerade in einem Interview bei CNBC erklärt, dass er in den vergangenen Monaten aus dem Aktienmarkt ausgestiegen und in den Kryptomarkt eingestiegen ist. Insbesondere sieht er Bitcoin als Weltwährung und sicheren Hafen in Zeiten von Coronavirus und seinen möglichen erheblichen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Auch nach den jüngsten Kursrückgängen von Bitcoin & Co hält Draper an seinen Prognosen fest, dass der Bitcoin in den Jahren 2022 oder 2023 Preise von 250.000 Dollar erreichen wird.

Ripple bleibt bei XRP-Verkäufen zurückhaltend


Ripple hat gerade wieder 90 Prozent der zuletzt freigeschalteten 1 Milliarde XRP zurück auf das Treuhandkonto überwiesen. Damit bleibt Ripple seiner seit dem 2. Halbjahr eingeschlagenen Strategie treu, die meisten XRP auf dem Treuhandkonto zu behalten. Im 2. Halbjahr 2019 wurden XRP nur noch an einige wenige strategische Partner verkauft, die den Nutzen und die Liquidität von XRP fördern. Mit dieser Maßnahme soll der Markt beruhigt und eine Erholung des XRP-Kurses gefördert werden. In den vergangenen beiden Quartalen verkaufte Ripple bereits nur noch XRP im Gegenwert von 13 im vierten und 66 Millionen Dollar im dritten Quartal. Im zweiten Quartal hatten die Verkäufe noch ein Volumen von 251 Millionen Dollar. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass damals der XRP-Kurs teilweise um mehr als das Doppelte über dem aktuellen notierte. Aktuell hält Ripple noch immer mehr als 50 Prozent der XRP-Coins.

Interessant ist ein Blick auf den Kursverlauf des XRP gegenüber dem Bitcoin (XRP/BTC). Seit Anfang 2019 hat sich der Wert des XRP gegenüber dem Bitcoin geviertelt (vgl. XRP/BTC-Chart unten). Der Tiefpunkt wurde bereits im September 2019 erreicht. Abgesehen von zwischenzeitlichen Erholungen notiert der Preis immer noch in der Nähe dieser Tiefpunkte. Im Gegensatz zu den meisten anderen Altcoins, die seit Jahresbeginn meist deutlich besser als der Bitcoin performten. Der Boden, den XRP gegenüber dem Bitcoin gefunden hat, ist aber sehr stabil, wie der Chart zeigt.

Es bestehen gute Chancen, dass der XRP bald gegenüber dem Bitcoin wieder deutlich zulegt. Die Meldungen über eine zunehmende Verbreitung nach der On-Demand-Liquidity (ODL) sind sehr positiv, die hier ein echter Anwendungsfall für XRP geschaffen wird. Eine Initialzündung für XRP könnte aber ein Börsengang von Ripple sein. Ripples CEO Garlinghouse ließ zuletzt auf dem Weltwirtschaftsforum von Davos diese Möglichkeit für dieses Jahr durchblicken.