Um die dramatischen Folgen der Corona-Krise zu bewältigen, setzen Notenbanken und Regierungen weltweit auf Quantitative Easing und riesige Rettungsprogramme. Das Öffnen der Geldschleusen schürt die Furcht vor einer Geldentwertung. Ob die geplanten beispiellosen Maßnahmen die Inflation tatsächlich in die Höhe treiben werden, ist umstritten. Die Gefahr ist aber groß und wird die Anleger motivieren, nach Fluchtmöglichkeiten zu suchen - wie Gold.

Der Bitcoin wird aber ein ernsthafter Konkurrent zum Edelmetall. Er setzt dem Quantitative Easing, das die Geldwertstabilität bedroht, ein Quantitative Hardening entgegen. Denn die Knappheit und damit der Härtegrad der Währung Bitcoin wird im Zeitablauf stärker.

Aus dem Rohstoffbereich kennt man das Stock-to-Flow-Verhältnis (STF). Dieses setzt den aktuellen Bestand (Stock) ins Verhältnis zum jährlichen Neuzugang (Flow). Gold hat aktuell mit einem STF-Verhältnis von 62 den höchsten Wert aller Rohstoffe und ist deswegen das führende Wertaufbewahrungsmittel. Bitcoin hat gegenwärtig einen STF-Wert von 28. Nach dem Halving in wenigen Wochen wird sich der Wert auf 56 verdoppeln und damit fast das Niveau von Gold erreichen. Das Bitcoin-Hardening geht aber weiter, und zwar alle vier Jahre. Bereits 2024 wird der Härtegrad beim nächsten Halving auf über 100 steigen. Damit wäre der Bitcoin das mit Abstand härteste Geld der Welt.

Gold ist aktuell mit knapp 1700 Dollar nicht weit vom Allzeithoch von etwas mehr als 1900 Dollar aus dem Jahr 2011 entfernt. In Euro hat Gold gerade einen neuen historischen Höchststand erreicht. Dagegen müsste sich der Bitcoin fast verdreifachen, um seinen Höchststand von Ende 2017 wieder zu erreichen. Zu Jahresbeginn war er bereits auf gutem Wege, bevor die Corona-Krise den Kursanstieg beendete. Die Kryptoderivatebörse BitMEX steht indes wegen ihres fast halbstündigen Ausfalls am 13. März, dem "Schwarzen Donnerstag", verstärkt in der Kritik. Der Ausfall bescherte vielen Tradern erhebliche Verluste und bedeutet für die Börse einen weiteren Vertrauensverlust. Die schon häufiger erhobenen Vorwürfe der Kursmanipulation erhalten neues Gewicht. So beziehen sich die Referenzpreise der Futures-Kontrakte von BitMEX auf Spotmärkte mit relativ wenig Liquidität, die deshalb leichter zu manipulieren sind. Auch andere Kryptobörsen leiden derzeit unter einem Abzug der Kryptobestände, dies ist generell kein schlechtes Zeichen, denn ein derartiger Abzug spricht dafür, dass die Kunden ihre Bestände nicht kurzfristig verkaufen, sondern auf längere Sicht halten wollen. Ein Abzug von rund 40 Prozent wie bei BitMEX ist aber ein Misstrauensvotum.

Weniger Angebot, höherer Kurs

Ein positives Zeichen ist indes, dass der Relative-Stärke-Indikator beim Bitcoin einen Monat vor dem Halving im Mai noch nie so schwach war wie diesmal. Es besagt, dass der Bitcoin stark überverkauft ist und in nächster Zeit stärker gekauft werden könnte. Aufgrund der Halbierung der Miner-Entlohnung nach dem Halving wird das zusätzliche Angebot kleiner werden. Diese Gemengelage könnte das Stock-to-Flow-Modell bestätigen, das nach dem Halving einen deutlichen Kursanstieg auf bis zu 100 000 Dollar bis Ende 2021 prognostiziert. Selbst die Bayerische Landesbank hatte in einer Analyse vom Oktober 2019 mit dem Modell einen möglichen Anstieg auf 90 000 Dollar begründet. In der vergangenen Woche schnitten die meisten großen Altcoins besser ab als der Bitcoin - ein gutes Zeichen für den Gesamtmarkt. Aber von den Altcoins ist keine nachhaltige positive Performance zu erwarten, solange der Bitcoin nicht nach oben dreht. Ausreißer bei den Top-20-Coins war Chainlink mit einer Wochenperformance von fast 50 Prozent. Seit Jahresbeginn ist der Coin mit rund 100 Prozent im Plus, im Jahresvergleich sogar mit 500 Prozent. Verantwortlich für den jüngsten Kursanstieg dürften die Ankündigungen zweier Blockchain-Projekte sein, die Chainlink integrieren wollen, sowie das neue Listing auf der Kryptobörse Gemini. Chainlink bietet Lösungen für den Einsatz von Oracles, die für die Ausführung von Smart Contracts wichtig sind.