Der Sprung über die psychologisch wichtige Marke von 10 000 US-Dollar dürfte das wachsende Interesse für den Bitcoin weiter anheizen. Anders als beim explosionsartigen Sprung im Juni vergangenen Jahres überwand der Bitcoin-Preis diese magische Grenze durch eine solide Aufwärtsbewegung seit Jahresbeginn. Deshalb sollte der Kursanstieg diesmal nachhaltiger sein, auch wenn es zwischendurch immer wieder mal zu mehr oder minder großen Kurskorrekturen kommen kann. Positiv ist auch, dass die Hausse diesmal eine breitere Basis hat. Denn trotz des Kursanstiegs ist die Bitcoin-Dominanz unter 64 Prozent gefallen. Was negativ klingt, ist aber positiv zu sehen. Zeigt diese Tatsache doch, dass die Altcoins - im Gegensatz zum vergangenen Jahr - sogar besser performen als der Bitcoin. Viele sprechen schon vom großen Comeback der Altcoins. Andere sehen darin eine neue FOMO-Stimmung (Fear Of Missing Out, also die Angst, etwas zu verpassen) wie Ende 2017.

Dies könnte sich durchaus verstärken und zu kurzfristig überzogenen Kurssteigerungen führen. Denn die erneut fünfstelligen Preise beim Bitcoin werden zu verstärktem Medieninteresse führen. Im Gegensatz zu 2017 gibt es viele neue Zugangsmöglichkeiten zu den Kryptomärkten. Dadurch werden auch solche Anleger für diese neue Assetklasse gewonnen, denen bisher der Zugang zu Kryptowährungen zu kompliziert oder unsicher war.

Das nahende Bitcoin-Halving im Mai belebt die Fantasie zusätzlich, viele Analysten sehen hier neue Allzeithöchstkurse kommen. Diese lagen immerhin 100 Prozent über dem derzeitigen Niveau. Beim letzten Bitcoin-Halving 2016 kam es in den fünf Wochen vor dem Termin zu einem Kursanstieg von 80 Prozent. Beim Litecoin-Halving im vergangenen Jahr begann bereits ein halbes Jahr vorher ein sehr starker Kursanstieg. Dies erinnert an den derzeitigen Bitcoin-Anstieg, der ja mit dem Jahreswechsel und damit rund sechs Monate vor dem Halving im Mai begann.

Ethereum mit guten Perspektiven


Fast alle großen Altcoins performen seit Jahresanfang deutlich stärker als der Bitcoin. Dabei kann sich das Plus von 40 Prozent beim größten Coin in den ersten sechs Wochen des Jahres schon durchaus sehen lassen. Die Bitcoin-Forks Bitcoin SV mit einem Plus von 250 Prozent und Bitcoin Cash mit 120 Prozent seit Jahresbeginn zeigen eine noch deutlich bessere Performance. Dagegen möchte man das Plus von 75 Prozent bei Ethereum fast schon als moderat bezeichnen. Diese Outperformance könnte sich im Jahresverlauf aber fortsetzen. Betrachtet man den Verlauf des Preises von Ethereum gegenüber dem Bitcoin im Jahreschart, dann erkennt man, dass der lange Abwärtstrend des vergangenen Jahres ins Gegenteil umgeschlagen ist. Der Preis hat die 200-Tage-Linie nach oben durchbrochen und danach einen kräftigen Bullrun hingelegt. Es zeichnet sich schon die nächste sehr bullishe Konstellation ab. Noch im Februar könnte es hier zu einem Golden Cross kommen, wenn die 50-Tage-Linie die 200-Tage-Linie von unten nach oben durchbricht.

Die bullishe charttechnische Situation wird von fundamentaler Seite untermauert. Die zweitgrößte Kryptowährung hat derzeit eine Marktkapitalisierung von rund 15 Milliarden Dollar. Die Marktbewertung von Bitcoin ist mit 184 Milliarden Dollar zwar meilenweit davon entfernt, Ripples XRP als drittgrößte Kryptowährung ist mit mehr als zwölf Milliarden aber nur halb so groß wie Ethereum. Die Ethereum-Plattform wurde in jüngerer Vergangenheit Opfer ihres eigenen Erfolges. Die Blockchain wurde zur Grundlage vieler Anwendungen. Die massenhaften Anwendungen von Transaktionen und Apps führte aber zunehmend zu Skalierungsproblemen.

Darum wird das gesamte Konsensverfahren vom Proof of Work (PoW) auf einen Proof of Stake (PoS) umgestellt. So wird die Skalierungsfähigkeit erheblich erhöht und die Gefahr einer 51-Prozent-Attacke verhindert. Dazu trägt auch das Sharding beim Ethereum 2.0 bei. Durch die Verteilung des Netzwerks in Teilbereiche (Shards) müssen die Knoten nicht mehr das gesamte Netzwerk speichern. Entwickler sehen die eingeschlagene Richtung sehr positiv. Klappt in absehbarer Zeit der Start im Mainnet, könnte das dem Ethereum-Kurs zu einem neuen Höhenflug verhelfen.

Ethereum wird in diesem Jahr vom DeFi-Boom profitieren. Decentralized Finance (DeFi) gilt als kommende Boombranche mit entsprechendem Wachstums­potenzial. Unter DeFi versteht man die Verbindung von klassischen Finanzprodukten mit der Blockchain-Technologie. Für die Umsetzung dieser Konzepte werden ERC-20-Token genutzt, die auf der Ethereum-Plattform aufbauen. Die Zahl der hinterlegten Ether für diese Zwecke ist im vergangenen Jahr um 50 Prozent gestiegen.