Derzeit ist es etwas schwierig, in der Berichterstattung mit der Entwicklung beim Bitcoin mitzuhalten. Aber diese Zeiten werden sich natürlich auch wieder ändern. Jedenfalls nahm der Bitcoin mit Bravour die psychologisch wichtige Grenze von 10 000 Dollar. Danach stürmte er in fünf Tagen auf fast 14 000 Dollar. Was war geschehen? Fundamental hat sich nichts verändert. Vielmehr hat sich wohl eine Eigendynamik entwickelt, wie sie häufig in spekulativen Märkten zu beobachten ist.

Die Community hat dafür natürlich mit FOMO (fear of missing out - die Angst, etwas zu verpassen) auch eine ­eigene Wortschöpfung. Der neue Krypto­sprech sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Kryptomarkt letztendlich nach den gleichen Mustern funktioniert wie andere hochspekulative Märkte. Trotz disruptiver Veränderungen wird die Welt hier eben gerade nicht völlig neu erfunden.

Kryptobörsen haben Probleme


Die Kaufpanik gipfelte vergangene Woche in einem Tagesanstieg des Bitcoin von 20 Prozent. Ein solches Plus ist nach einer Kursverdreifachung in den drei Monaten vorher das deutliche Alarmzeichen einer kurzfristigen Korrektur. Einher ging der Anstieg mit einem Umsatzvolumen von 45 Milliarden Dollar, dem mit Abstand höchsten Umsatzvolumen in der Geschichte des Bitcoin. Die Korrektur folgte dann auch unmittelbar danach.

Für Jesse Powell, CEO der führenden Kryptobörse Kraken, kann es immer wieder zu Korrekturphasen kommen. Er denkt jedoch in Beträgen von 100 000 oder sogar einer Million Dollar. Ein weiteres Beispiel einer Vielzahl von sehr optimistischen Kurszielen, die zuletzt die Runde machten. Interessant auch eine Meldung, die eher untergegangen ist, aber Konsequenzen haben kann: Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua bezeichnete Bitcoin als Safe Haven auch im Hinblick auf die globalen Handelsstreitigkeiten. Bisher war China gegenüber Kryptowährungen sehr skeptisch. Ungut bleibt in Erinnerung, dass Kunden bei wichtigen Börsen wie Coinbase, Binance oder Bitfinex während des Flash­crash wegen Handelsunterbrechungen nicht auf ihr Konto zugreifen und so auch nicht handeln konnten.

Bei anderen Börsen gab es dagegen keine Handelsunterbrechung. Allerdings kennt man solche Probleme auch von den Derivatemärkten der großen deutschen oder internationalen Banken bei Aktienkurseinbrüchen. Hier gab es in der Vergangenheit bei Flashcrashes immer wieder einmal für eine gewisse Zeit Total­ausfälle im Handel, beispielsweise bei DAX-Turbo-Zertifikaten. Kunden konnten dann während dieser Zeit nicht handeln, ähnlich wie jetzt bei den Kryptobörsen. Von daher sollte man das Phänomen zunächst nicht überbewerten. Nebenbei: Die Bison-App, auf der das hier vorgestellte Realdepot geführt wird, war nicht von Handelsunterbrechungen betroffen.

Coinpicking bald wieder angesagt


Ähnlich dem Stockpicking am Aktienmarkt wird über Coinpicking versucht, eine Outperformance im Vergleich zum Gesamtmarkt zu erreichen. Im Gegensatz zu vergangenen Phasen am Kryptomarkt war das zuletzt nicht zu realisieren. Das lag daran, dass die Hausse bisher eindeutig Bitcoin-getrieben war. Abzulesen ist das auch daran, dass der Bitcoin mit deutlich über 60 Prozent an der gesamten Marktkapitalisierung des Kryptomarktes wieder einen Zweijahres-Höchststand erreicht hat. Die Preise von fast allen großen Kryptowährungen sind gegenüber dem Bitcoin auf Jahrestiefstständen. Diese Phasen gab es am Kryptomarkt immer wieder, bevor sie dann abrupt ins Gegenteil umschlugen.

Der Jahreschart von Ethereum gegenüber dem Bitcoin zeigt das exemplarisch. So kam es im Dezember und anschließend im Mai nach einem Abschwung kurzfristig zu einer Outperformance. Trader beginnen mit einer langsamen Umschichtung von Bitcoin in ausgewählte Altcoins. Einige interessante unter den 20 höchstkapitalisierten Coins: Ethereum, EOS, Cardano und NEO. Letztere haben zuletzt schon Stärke gegenüber dem Bitcoin bewiesen. Neben NEO könnte noch ein ebenfalls in Asien beliebter Coin eine Spekulation wert sein: OmiseGO. Zuletzt gingen die größeren Aufwärtsbewegungen des Bitcoin meist vom asiatischen Handel aus.