Das Ende des seit Ende 2017 eingeläuteten Kryptowinters ist definitiv da. Gründe für weiter steigende Kurse gibt es einige: So könnten etwa wirtschaftspolitische Entscheidungen von US-Präsident Donald Trump eine wichtige Rolle spielen. Denn ein wesentlicher Faktor sind die Zoll- und Handelskriege, insbesondere zwischen den USA und China. Diese und andere ungelöste Probleme könnten schnell zu Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten führen. Der Bitcoin würde profitieren.

Akzeptanz des Bitcoins als Hedge


Verunsicherungen an den Finanzmärkten lassen den Bitcoin als digitales Gold attraktiver erscheinen. Der Höhenflug des Goldpreises und die Entwicklung des Bitcoins stehen dabei in enger Korrelation. Als neue Assetklasse wird dieser für ein diversifiziertes Portfolio und als Hedge deshalb immer wichtiger. Neben Privat­anlegern wird auch institutionellen Anlegern der Einstieg in die Kryptomärkte erleichtert. So wird die Plattform Bakkt mit Tests für Bitcoin-Futures - im Gegensatz zu den existierenden Futures erfolgt hier erstmals eine physische Belieferung der Kontrakte - am 22. Juli beginnen. Sie ist eine Tochter des Börsenbetreibers Intercon­tinental Exchange, zu dem auch die New York Stock Exchange gehört, die größte Wertpapierbörse der Welt. Die angebotene regulierte Verwahrlösung ist für institutionelle Anleger eine Einladung in den Kryptomarkt.

Weiterer Treiber ist das Bitcoin-Halving: Dieses findet im Mai 2020 statt und macht das Mining teurer. Dadurch werden Käufe stärker über die Börsen erfolgen müssen und die Preise zwangsläufig steigen. Zwar hat sich die Aufregung um den Face­book-Coin Libra gelegt. Kommt aber die Einführung nächstes Jahr, werden neue Anleger für Bitcoin und Co gewonnen werden. Libra wird keine Konkurrenz, sondern Stimulans für Bitcoin sein.

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Wohin tendiert der Bitcoin-Kurs?


Der Bruch der psychologisch wichtigen Schwelle von 10 000 US-Dollar könnte eventuell zu einer Art Kaufpanik führen. So hat der einflussreiche Bitcoin-Investor Tyler Winklevoss prognostiziert, dass nach einem Bruch dieser Marke der Bitcoin schnell bis über 15 000 Dollar steigen sollte. 2017 dauerte der Anstieg von 10 000 auf 15 000 Dollar weniger als zehn Tage. Eine gute Woche später war das Allzeithoch von 20 000 Dollar erreicht. Ganz so schnell mag es dieses Mal zwar nicht gehen. Neue Höchstkurse noch in diesem Jahr sollten aber nicht verwundern. Das wären vom derzeitigen Stand 100 Prozent. Und das muss noch nicht das Ende sein.

Der einflussreiche Bitcoin-Investor Tuur Demeester hat das Kursverhalten des Bitcoins bei den vorangegangenen Halvings analysiert. Diese finden alle vier Jahre statt. Demnach könnte der Bitcoin nach dem Halving 2020 ein Potenzial bis auf 140 000 Dollar haben. Von dort wäre es dann auch nicht mehr ganz so weit zu einer Million Dollar. Dieses Kursziel bis Jahresende 2020 hatte schon vor einiger Zeit John McAfee, Gründer des gleichnamigen Antivirenprogramms, genannt. Aber auch wenn man nicht gleich die Gesetze der Schwerkraft negieren will: Kurse des Bitcoins im mittleren fünfstelligen Bereich im nächsten Jahr wären keine völlige Überraschung.

Was machen die Altcoins?


Aktuell noch erstaunlich wenig tut sich bei Altcoins. Die Preise hinken dem Bitcoin-Anstieg meist deutlich hinterher. Das erkennt man sofort, wenn man die Charts der jeweiligen Preise gegen den Bitcoin laufen lässt. Exemplarisch sei dies am Dreimonatschart von EOS gegen Bitcoin gezeigt. Gegenüber dem Bitcoin hat EOS seit Beginn der Hausse Anfang April rund 40 Prozent verloren. Bei den meisten anderen der großen Coins sieht es ähnlich aus. Die Hausse ist also primär vom Bitcoin getrieben.

Nach solchen Phasen der Altcoin-Schwäche folgten in der Vergangenheit stetig Gegenreaktionen mit einer Outperformance der Altcoins. Dies könnte nach dem Sprung des Bitcoins über 10 000 Dollar wieder anstehen. Von den Top 20 könnten folgende Coins das größte Potenzial haben. Monero (XMR): Der Privacy Coin hat charttechnisch gegenüber dem Bitcoin bereits gedreht. Daneben Stellar (XLM), Cardano (ADA), DASH und IOTA, die an unteren Widerständen gegenüber dem Bitcoin angekommen sind. Aussichtsreich sind auch NEO und Ethereum Classic (ETC).