Der Krieg in der Ukraine und die am Markt kursierenden Szenarien eines Komplett-Boykotts russischer Energierohstoffe haben den Euro stark unter Druck gesetzt. Zum Dollar fiel die Gemeinschaftswährung zum ersten Mal seit Mai 2020 unter 1,09 Dollar. Am Tag vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine lag der Euro noch über 1,13 Dollar. Noch spektakulärer war die Wechselkursentwicklung zum Schweizer Franken: Kurzzeitig wurde die Parität unterschritten, ein Euro war somit weniger wert als ein Franken.

Europa in der Zwickmühle

Devisenanleger flüchten stets in sogenannte Sicherheitswährungen wie Dollar, Yen und Franken, doch die aktuelle Situation hat Europa auch in eine besondere Zwickmühle manövriert. Der Kontinent ist wesentlich stärker von russischen Öl- und Gaslieferungen abhängig als etwa die USA. Der Preisanstieg wird die Inflation weiter befeuern, gleichzeitig muss die EZB, die nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe zusammentrat, fürchten, mit Zinserhöhungen die wacklige Konjunkturerholung abzuwürgen. "Der Krieg in der Ukraine hat realwirtschaftliche Risiken entstehen lassen", sagt Ulrich Leuchtmann, Leiter der Devisenanalyse der Commerzbank. Ein Totalausfall der Importe von russischem Gas sei nicht vollständig substituierbar, müsse aber inzwischen als reale Gefahr angesehen werden, so Leuchtmann. Der russische Vize-Regierungschef Alexander Nowak hatte zu Wochenbeginn recht unverhohlen mit einen Gas-Lieferstopp nach Europa gedroht.

Als Handlungsalternative der EZB zu Zinserhöhungen brachten einige Währungsexperten Interventionen am Devisenmarkt ins Spiel. Bisher haben die Währungshüter jedoch keine Bereitschaft zu solchen Eingriffen signalisiert. Sehr wohl handeln dürfte dagegen die Schweizer Nationalbank, wenn die Aufwertung des Frankens zum Euro ungebremst weiterginge. Allerdings erwarten Analysten keine aggressiven Eingriffe, da ein starker Franken der Schweiz auch gegen die Inflation hilft.

Peter de Coensel, CEO des Vermögensverwalters Degroof Petercam, glaubt, dass der Dollar zum Euro weiter Richtung Parität aufwerten könnte, wenn die geopolitischen Spannungen weiter zunehmen und die Fed die Geldpolitik nicht nur stärker strafft als die EZB, sondern auch die Aufwertung des Dollars nicht bekämpft.

Angesichts der starken Kursschwankungen hält die Redaktion jedoch aktuell Spekulationen auf Währungen, insbesondere auf das Währungspaar Euro/Dollar nicht für empfehlenswert. Viele Hebelpapiere wurden in den vergangenen Tagen ausgeknockt und haben investierten Anlegern Totalverluste beschert. Sehr risikobereite Investoren können mit einem Faktorzertifikat von Vontobel (WKN: VP3 4MF) mit Hebel 8,0 auf eine Erholung des Euro zum Schweizer Franken setzen. Das Papier kostet pro Jahr 1,0 Prozent Gebühr.