Die Bühne für die Handelsaufnahme der Aktien der größten US-Kryptowährungsbörse Coinbase Global Inc. (ISIN: US19260Q1076) an diesem Mittwoch (14. April) an der Nasdaq ist bereitet. Und zwar in einer Art und Weise, wie das kaum besser der Fall sein könnte. Jedenfalls was das nachrichtliche Umfeld angeht. Denn am Vortag des Listings markierte nicht nur der Nasdaq 100 Index einen neuen Rekord, sondern auch die wichtige Kryptowährung Bitcoin stellte eine neue Bestmarke auf.

Zudem hat das Unternehmen selbst kürzlich extrem gute Geschäftszahlen präsentiert. Im ersten Quartal 2021 explodierte der Umsatz im Vorjahresvergleich von 191 Millionen Dollar auf 1,8 Milliarden Dollar Umsatz (zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2020 betrugen die Erlöse 1,3 Milliarden Dollar). Ersten vorläufigen Angaben zufolge dürfte ein Gewinn von 730 bis 800 Millionen Dollar herausgesprungen sein. Das ist mehr als das Doppelte der 322 Millionen Dollar, welche die Gesellschaft im gesamten Jahr 2020 verdient hat. Aus einem EBITDA von 1,1 Milliarden Dollar resultiert eine Marge von 61 Prozent.

Das Handelsvolumen bezifferte die Gesellschaft außerdem auf 335 Milliarden Dollar, die verifizierten Nutzer auf 56 Millionen und die Nutzer, die monatlich Transaktionen durchführen auf 6,1 Millionen. Darüber hinaus gaben die Verantwortlichen die Vermögenswerte auf der Plattform mit 223 Milliarden Dollar an. Wie es weiter hieß, sei das zum Ende des ersten Quartals gleichbedeutend mit einem Marktanteil von 11,3 Prozent bei Krypto-Assets gewesen. Davon stammen 122 Milliarden Dollar von Institutionen - Ende 2020 waren es erst 45 Milliarden Dollar.

Firmen-Highlights


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Quelle: Coinbase, Stand 31.03.21

Börsengang per Direct Listing


Zur Notizaufnahme muss man wissen, dass es sich bei der Transaktion unter dem Tickersymbol "COIN" um ein so genanntes Direct Listing handelt. Das heißt, es kommt nicht zu einem Verkauf neuer Aktien durch Finanz-Intermediäre wie bei einem traditionellen Initial Public Listing (IPO), sondern es werden nur die bisherigen Anteile im Volumen von knapp 115 Millionen zum öffentlichen Handel freigegeben. Die direkte Börsennotierung ermöglicht es den bestehenden Aktionären dabei, ihre Aktien ohne eine Sperrfrist zu handeln, die bei einem Börsengang typisch ist. Das ist im Technologiebereich zwar kein unübliches, aber nicht so transparent und reguliert wie das übliche Verfahren.

Die Gründung von Coinbase erfolgte im Jahr 2012 durch Chief Executive Officer Brian Armstrong in Verbund mit Fred Ehrsam und damit zu einer Zeit, als nur wenige Menschen überhaupt von Bitcoin gehört hatten. Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten sahen die Gründer die strikte Einhaltung von Vorschriften als Eckpfeiler des Betriebs vor, was beim Wachstum in den USA half.

Die Geschäftspalette umfasst derzeit eine breite Palette von Krypto-Produkten, darunter Handels- und Verwahrungsdienstleistungen für Verbraucher und Institutionen, einen an den US-Dollar gekoppelten Stablecoin und eine Zahlungslösung, mit der Händler Kryptos akzeptieren können. Manche Marktteilnehmer sprechen auch von einer Art Paypal für Kryptozahlungen. Viele der denkbaren Anwendungen und Aktivitäten stecken wie der gesamte Kryptomarkt aber noch in den Sternen, was große Chancen auf eine rasante Expansion, aber auch das Risiko einer Scheiterns birgt.

Nasdaq-Referenzpreis bei 250 Dollar


Wie die skizzierten Geschäftsergebnisse belegen, läuft es momentan jedoch sehr rund. Das zuletzt extrem starke Wachstum und die von Optimisten auch künftig unterstellten hohen Zuwachsraten sorgten bereits im Vorfeld für großes Interesse an dem Titel. Wobei sich das auch in der Bewertung niederschlägt.

So hat die Nasdaq den Referenzpreis (dieser ist kein verlässlicher Indikator für den Preis bei der Notierungsaufnahme, sondern spiegelt nur die jüngste Aktivität am Privatmarkt wider) für die Handelsaufnahme am Dienstag auf 250 Dollar festgezurrt. Nimmt man die von der Gesellschaft gerade genannte Zahl von 261,3 Millionen Aktien auf voll verwässerter Streubesitz-Basis, errechnet sich daraus eine Marktkapitalisierung von 65,325 Milliarden Dollar. Das entspricht ungefähr dem Niveau, zu dem zuletzt Kauf- und Verkaufsaktivitäten im außerbörslichen Handel stattfanden. Zur Einordnung: Die Techbörse Nasdaq Inc. kommt auf einen Börsenwert von 21,86 Milliarden Euro und die Deutsche Bank von 21,25 Milliarden Euro.

OOptimistische und pessimistische Stimmen vor dem Listing


Kryptowährungs-Experten sprachen im Vorfeld teilweise mit Blick auf die Emission von einem Meilenstein für den gesamten Kryptomarkt. Auch setzen sie darauf, dass das Listing Kryptowährungen einen weiteren Schub in Sachen Akzeptanz gibt.

Ob es auch bei der Aktie selbst kurzfristig gesehen zu Kursgewinnen reicht, bleibt abzuwarten, doch die Chancen dafür stehen zumindest im derzeitigen Umfeld nicht schlecht. Zumindest wenn es nach D.A. Davidson-Analyst Gil Luria geht, Dieser erhöhte jüngst sein Kursziel für Coinbase im Zuge einer Kaufempfehlung auf 440 Dollar von 195 Dollar. Zur Begründung sagte er, weit besser als erwartet ausgefallene vorläufige Erstquartalsergebnisse seien ein "großartiges Setup" für die Direktnotierung.

Die Research-Boutique MoffettNathanson nennt übrigens auf Sicht von zwölf Monaten sogar ein Kursziel von 600 Dollar. "Wir sehen Coinbase als einen führenden Technologie-Infrastrukturanbieter für das Kryptowährungsökosystem, der wesentliche Bausteine bereitstellt, um die Nutzung von Kryptowährungen zu erleichtern", erklärt die zuständige Analystin Lisa Ellis ihre positive Haltung.

Luria von D.A. Davidson wertet es auch positiv, dass aus seiner Sicht Coinbase dank des verfolgten Geschäftsmodells stets gewinnen wird, unabhängig davon, welche Krypto-Währung letztlich am Markt als der große Gewinner hervorgeht. Zudem seien die Einnahmen mehr an das Handelsvolumina gebunden, die oft weniger volatil ausfielen als die Werte der Krypto-Assets an sich.

Handel auch sofort in Deutschland möglich


Zumindest zum Handelsauftakt ist aber mit einiger Volatilität zu rechnen, bis sich ein erster Gleichgewichtspreis gefunden hat. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass es natürlich auch Skeptiker gibt. Zu denen gehört der bekannte Krypto-Trader Peter Brandt. Dieser schließt sogar die Möglichkeit eines Bankrotts nicht aus. Kritisch zur Bewertung äußert sich zudem David Trainer, CEO der Investment-Research-Firma New Constructs . Diese ist für ihn lächerlich hoch und er befürchtet für das Unternehmen Schwierigkeiten beim Versuch, die hohen Erwartungen künftig zu erfüllen.

Anmerkung der Redaktion: Anleger, die generell breit in den Kryptomarkt investieren möchten, können auf ein neues Zertifikat von Euro setzen. Das Euro Krypto Maxx investiert neben ausgewählten Krytowährungen wie Bitcoin oder Ethereum auch in die gesamte Wertschöpfungskette von Kryptowährungen vom Schürfen bis zum Bezahlen. Das Zertifikat wird bald handelbar sein, Anleger können sich jetzt schon jetzt bei Wikifolio unverbindlich für das neue Zertifikat vormerken und auch das aktuelle Portfolio einsehen.

Für Spannung ist folglich zum Börsengang gesorgt. Wer hierzulande als Anleger mitmischen will, der kann das bei Bedarf übrigens auch vom Start weg am Heimatmarkt in Deutschland tun. Laut Stuttgarter Börse etwa ist der Handel der Coinbase-Aktien ab der ersten Preisfeststellung an der Nasdaq am Mittwoch auch in Stuttgart möglich.