Nach der Achterbahnfahrt der Vorwoche hat sich das Geschehen an den Kryptomärkten wieder etwas beruhigt. Der Bitcoin-Kurs bewegte sich vergangene Woche seitwärts in einer vergleichsweise engen Bandbreite und konnte die Marke von 9000 Dollar bisher verteidigen. Allerdings ist der Preis wieder bis an die 200-Tage-Linie herangerückt. Wird diese durchbrochen, könnte es zu einer neuen Korrektur kommen. Unabhängig vom kurzfristigen Auf und Ab beim Bitcoin: Die international angeworfenen Gelddruckmaschinen sprechen für eine Fortsetzung des langfristigen Aufwärtstrends. Ein TwitterBeitrag des bekannten Marktbeobachters Rhythm brachte es auf den Punkt: "Es hat über eine Dekade gebraucht, bis der Bitcoin auf 150 Milliarden Dollar gewachsen ist. Die Fed hat einen Monat gebraucht, um 200 Milliarden Dollar zu drucken."

Die Altcoins performten in der vergangenen Woche fast alle besser als der Bitcoin. Während dieser im Minus lag, zeigten Coins wie Stellar, Monero oder Cosmos mehrere Prozent Plus. Bitcoin Cash konnte sogar um zehn Prozent zulegen.

Neue Population von Bitcoin-Walen?

Immer wieder wird von möglichen Manipulationen des Bitcoin-Preises durch Bitcoin-Wale gesprochen. Als Bitcoin-Wale bezeichnet man die ganz großen Akteure, die beträchtliche Mengen von Bitcoin bewegen und dadurch zumindest kurzfristig auf die Preisentwicklung Einfluss nehmen können. Für große Player, die sich normalerweise an den Aktienmärkten bewegen, könnte der Bitcoin-Markt durchaus ein verlockendes Terrain sein. Denn während die Aktienmärkte streng reguliert sind und Manipulationen dort mit drastischen Strafen sanktioniert werden, sind die Regulierungen an den Kryptomärkten noch immer sehr locker.

Vor allem durch neue Handelsmöglichkeiten mit hohem Hebel ist die Walpopulation beträchtlich gestiegen. Mit Riesen­hebeln von bis zu 100 bei BitMEX und sogar bis zu 125 bei Binance kann beim Bitcoin auf steigende und fallende Kurse gesetzt werden. Ein Hebel von 100 bedeutet, dass mit einem Einsatz von einer Million Dollar der Gegenwert von 100 Millionen Bitcoin bewegt werden kann. Es ist durchaus vorstellbar, dass ein paar smarte Akteure der traditionellen Finanzwelt ihr Wissen um die Mechanismen von Spot- und Futures-Märkten ausnutzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu sehr großen kurzfristigen Kursfluktuationen in nächster Zeit kommt, hat jedenfalls zugenommen.

Bitcoin ETN in Deutschland

Traditionelle Anleger scheuen oft vor der eher komplizierten Aufbewahrung von Kryptowährungen zurück. Seit Ende Januar gibt es allerdings auch die App einer Tochtergesellschaft der Stuttgarter Börse. Hier kann der Anleger die vier Kryptowährungen Bitcoin, Ethereum, Ripple und Litecoin über die App direkt kaufen und verkaufen und muss sich nicht um die Sicherheit der gekauften Coins kümmern. Dieser Service hat seinen Preis, denn der Spread zwischen An- und Verkaufskursen beträgt rund 1,5 Prozent. Er ist damit deutlich teurer als der Kauf über die bekannten Kryptobörsen wie ­Binance oder Kraken. Dafür muss sich der Kryptoanleger aber um nichts kümmern.

Nun will am 2. Dezember das Krypto-­Start-up Iconic einen Bitcoin-ETN am Markt einführen. Mit diesem können Anleger eins zu eins an der Wertentwicklung des Bitcoin partizipieren. ETN steht für "Exchange Traded Note" und ähnelt im Prinzip einem ETF, also einem Exchange Traded Fund.

Schon länger wartete der Markt auf ­einen Bitcoin-ETF, der aber bislang noch nicht genehmigungsfähig war. Nun soll er über die Hintertür eines ETN kommen, bei dem die Anforderungen geringer sind. Es ist jedoch zu beachten, dass es sich bei einem ETN um eine Sonderform des Zertifikats und damit um eine börsennotierte Schuldverschreibung handelt. Im Gegensatz zu einem ETF liegt ein Emittenten­risiko vor. Denn ein ETF ist als Sondervermögen von einem Insolvenzfall des Emittenten nicht betroffen. Der Bitcoin-ETN soll an der Frankfurter und Luxemburger Börse gehandelt werden können und wäre damit weltweit das erste börsengehandelte Produkt auf den Bitcoin. Allerdings beträgt die Managementgebühr hier 0,5 Prozent pro Quartal und damit zwei Prozent pro Jahr.