Wäre da nicht Donald Trump. Experten sehen in der Wirtschaftspolitik des US-Präsidenten die Hauptursache für die Dollar-Schwäche. "Aufgrund des erratischen Verhaltens der US-Administration könnte jetzt der Zustand eingetreten sein, der schon vor der Wahl Trumps erwartet wurde", sagt BayernLB-Devisenanalyst Manuel Andersch.

Fast genau ein Jahr nach dem Amtsantritt Trumps ist der Dollar im Vergleich zu anderen wichtigen Devisen fast 15 Prozent weniger wert. Seit Anfang 2017 geht es bergab, in den vergangenen Wochen hat sich die Talfahrt beschleunigt. Die Tatsache, dass US-Finanzminister Steven Mnuchin am Mittwoch die Dollar-Schwäche als gut für die heimische Wirtschaft bezeichnete und sein Chef ihn einen Tag später wieder einzufangen versuchte, habe für zusätzliche Verunsicherung bei Investoren gesorgt, sagt Andersch. Trump betonte beim Weltwirtschaftsforum in Davos, das Ziel der USA sei ein stärkerer Dollar-Wechselkurs, Mnuchins Äußerungen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. An den Märkten sorgte dies für Stirnrunzeln: "Es wird schwierig für Washington sein, den Schwachen-Dollar-Flaschengeist wieder einzufangen", sagt Viraj Patel, Währungsanalyst bei der Bank ING.

ZETTELN DIE USA EINEN WÄHRUNGSKRIEG AN?



Investoren machen sich Sorgen, es könnte zu einem Währungskrieg kommen. Selbst EZB-Präsident Mario Draghi habe den jüngsten Euro-Anstieg unerwartet deutlich mit den Wechselkurssignalen der US-Seite in Verbindung gebracht, ohne allerdings Namen zu nennen, sagt Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. "Tatsächlich wäre sogar vorstellbar, dass sich die EZB mit anderen großen Notenbanken zusammenschließt, die die Versuche der USA, den Dollar zu schwächen, ebenso kritisch sehen." Dieser Extremfall sei zwar unwahrscheinlich, Draghi dürfe aber nicht unterschätzt werden, sagt die Expertin. Eine ausdrückliche Warnung vor einem Währungskrieg kam am Freitag von EZB-Direktor Benoit Coeure, der in Davos zudem kritisierte: "Wir sehen, dass zuletzt durch verschiedene Aussagen eine Menge Volatilität geschaffen wurde, und ich glaube, das ist schlicht nicht hilfreich."

Die Dollar-Abwertung ist nach Einschätzung von Fachleuten einer der Hauptgründe für die aktuelle Stärke des Euro. Die Gemeinschaftswährung kostet mit rund 1,25 Dollar so viel wie zuletzt im Dezember 2014. Den exportorientierten Firmen aus dem Euro-Raum passt das gar nicht, da sich ihre Waren im Welthandel verteuern und ihre Wettbewerbschancen sinken. Auch an den Börsen drückt das auf die Stimmung. Der Dax kommt im Gegensatz zu den Aktienmärkten an der Wall Street seit Wochen kaum vom Fleck.

SCHULDENBERG DER USA DÜRFTE WEITER STARK ANWACHSEN



Dabei sind die Wirtschaftsaussichten für die Euro-Zone so gut wie seit langem nicht, und auch die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte bald ihre geldpolitischen Zügel straffen. Europa sei politisch stabiler geworden und scheine auch das Griechenland-Problem in den Griff bekommen zu haben, betonen Experten. Dem stünden die Unberechenbarkeiten von Trumps Politik gegenüber. Die von ihm geplanten Firmensteuer-Senkungen dürften nur kurzfristig für mehr Wachstum sorgen. Längerfristig befürchtet der Internationale Währungsfonds (IWF) durch die Maßnahmen der US-Regierung sogar Bremswirkungen. Durch die Steuerreform sei es möglich, dass die ohnehin hohen US-Staatsschulden von über 20 Billionen Dollar weiter anwachsen.

Den Dollar würde das auf längere Sicht noch stärker unter Druck bringen, merkt Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann in einer Studie zu der US-Devise an: "Die Steuerreform könnte den Keim für eine langfristige Schwächephase der US-Währung legen."

rtr