WAS BEDEUTEN DIE HÖHEREN US-ZINSEN FÜR DEN YUAN?



Gleich nach der Zinsentscheidung fiel die chinesische Währung auf den niedrigsten Stand seit viereinhalb Jahren. Der Yuan ist nicht frei handelbar zu anderen Währungen, sondern darf nur in einem von Regierung und Notenbank festgelegten Rahmen schwanken. Um größere Kursverluste zu verhindern, greifen diese auf ihre gewaltigen Devisenreserven von derzeit noch mehr als 3500 Milliarden Dollar zurück. Sollte ihnen die Kontrolle entgleiten, droht nach Einschätzung von Fachleuten ein Kurssturz.

WELCHE FOLGEN HAT DER KURSVERLUST DES YUAN?



Einerseits werden chinesische Produkte im Ausland billiger, und das dürfte der Volksrepublik in die Hände spielen. Denn in den vergangenen Monaten lief es für den Exportweltmeister nicht rund, die Ausfuhren gaben zuletzt fünf Monate in Folge nach. Andererseits werden Anlagen im Dollar-Raum attraktiver. Experten befürchten daher eine Kapitalflucht, vor allem bei einer starken Abwertung des Yuan. Schon 2015 zogen Investoren nach Berechnungen des Bankenverbands Institute of International Finance mit mehr als 500 Milliarden Dollar so viel Geld ab wie nie zuvor.

WAS IST MIT DER HOHEN VERSCHULDUNG DER CHINESEN?



Schätzungen zufolge halten die Unternehmen in der Volksrepublik rund ein Viertel ihrer Kredite in Dollar. Eine Aufwertung der US-Währung macht es teurer, diese Schulden zu bedienen, weil sie ihre Einnahmen in Yuan haben. "Das wird für das eine oder andere Unternehmen das Fass zum Überlaufen bringen", warnt Ökonom Frederik Kunze von der NordLB.

WAS WERDEN NOTENBANK UND REGIERUNG NUN TUN?



Experten erwarten, dass die Notenbank in Peking an ihrer expansiven Geldpolitik festhält und die Regierung das Wachstum mit weiteren Konjunkturprogrammen ankurbelt. Kunze verweist zudem darauf, dass die Bindung des Yuan an den Dollar noch stärker gelockert werden dürfte. Die Weichen dafür habe Peking bereits gestellt. "Die Situation wird aber nicht leichter", sagt Mikko Huotari vom China-Forschungsinstitut Merics. Entscheidend sei es, den Reformkurs weg von der Exportorientierung hin zu einem stärkeren Fokus auf Konsum und Dienstleistungen voranzutreiben, ohne das Wachstum einbrechen zu lassen. "Wir müssen uns auf extrem turbulente Zeiten einstellen."

Reuters