Saifedean Ammous ist Autor des Buchs "The Bitcoin Standard - The Decentralized Alternative to Central Banking". €uro am Sonntag hat mit dem Ökonomen über die Eigenschaften des Bitcoins gesprochen, die ihn zu einer Alternative zum Zentralbankgeld machen sollen.

€uro am Sonntag: Herr Ammous, was ist der Hauptgrund für die aktuelle Bitcoin-Kursrally?

Saifedean Ammous:

Ich betrachte den Bitcoin ausschließlich in seiner langfristigen Entwicklung. Es ist nahezu unmöglich zu beschreiben, warum er kurzfristig nun hoch oder runter geht. Jedoch existieren Bitcoins wegen der grundlegenden Schwachstelle im Währungssystem seit der Entkopplung von Gold. Seitdem Geld von Regierungen verordnet wird, steigt die Geldmenge, und das hat solche Auswirkungen.

Was macht den Bitcoin nach Ihrer ­Ansicht so attraktiv für Investoren?

In zehn Jahren ist er bereits um 18 Millionen Prozent gestiegen. Das hat weder eine andere Kryptowährung noch ein anderes Asset bisher jemals geschafft. Seine Einzigartigkeit: Es ist eine sehr harte Währung, weil die maximale Menge der Coins limitiert ist, die zugeführte Menge inkrementell mit der Zeit abnimmt und diese Zufuhr für niemanden steuerbar ist. Das macht den Bitcoin nicht nur unter Kryptowährungen, sondern auch unter den normalen Währungen und anderen Finanzassets einzigartig. Die Menge an neuen Bitcoins ist unabhängig von der Nachfrage, es kann nur die zuvor festgelegte Menge erschaffen werden.

Könnte man nicht auch in andere ­Kryptowährungen ausweichen?

Das wäre dann nicht mehr das Gleiche. Denn der Bitcoin ist zudem die einzige Kryptowährung, die auf einem vollkommen neutralen Protokoll aufgebaut ist, das von niemandem verändert werden kann und niemandem gehört. Sein Code ist zudem Open Source, das heißt, nicht geheim und für jeden einsehbar. Gemeinsam mit der Limitiertheit unterscheidet der Bitcoin sich somit fundamental von allen anderen Währungen.

Und welche dieser Eigenschaften ­qualifiziert den Bitcoin als möglichen künftigen Gold-Standard?

Seine Eigenschaft, endlich zu sein. Da sich die Produktionsrate von neuen Bitcoins alle vier Jahre halbiert, wird diese in Zukunft sogar geringer sein als die von Gold. Stellen Sie sich nun vor, wir haben ein neues chemisches Element entdeckt, das wie Gold ist, vielleicht sogar härter als Gold. Und es hätte auch die Eigenschaft, dass es binnen weniger Klicks auf der anderen Seite der Welt sein kann. So gesehen ist der Bitcoin wie Gold mit Flügeln. Wenn man eine solche Einheit als grundlegenden Standard des Geldsystems verwendet, dann kann niemand mehr, weder Politik noch Zentralbank, aus welchen Gründen auch immer einfach Geld drucken. Das macht am Ende den Bitcoin sogar zu einem besseren und vor allem neutraleren Wertspeicher. Und ähnlich wie Gold kann der Bitcoin nicht kaputtgehen, rosten oder korrodieren.

Könnten einzelne Regierungen so eine ­Entwicklung nicht aufhalten wollen?

Man kann nicht genau sagen, ob der Bitcoin vor Regierungen sicher ist. Er ist jedoch global angelegt, was es schwer machen würde für einzelne Regierungen, Bitcoins vollkommen zu verbieten.