Wie der ehemalige Berliner Finanzsenator und Bundesbanker Thilo Sarrazin privat investiert

Der frühere Bundesbanker Thilo Sarrazin hat im Interview mit €uro am Sonntag seine Strategie zur Geldanlage erläutert. Dabei setzt der umstrittene Autor auf deutsche Aktien, die er aber nicht via ETF kauft : "Ich lege das Geld wie im FAZ-Index an, den es seit den Fünfzigerjahren gibt. Einmal im Jahr wird umgeschichtet, damit es wieder zum Index passt. Ich habe also Aktien, aber keinen ETF, weil hier mein Misstrauen kommt, ob die ETF-Konstruktionen in den Wirren von Weltläufen wirklich halten". Daneben hat der frühere Berliner Finanzsentor noch in Immobilien investiert.

Gefragt nach den Gründen erläutert der 78 Jahre alte Sarrrazin: "Es gibt eine Sache in der eigenen Familie, die hat mich da geprägt. Mein Großvater in Westpreußen starb nach dem Krieg in einem polnischen Konzentrationslager. Im Lager hat er auf einem Zettel, den er dann seiner Frau zukommen ließ, die Nummern der Daimler-Benz-Aktien, die er mal gekauft hatte, notiert. Mit diesen Nummern haben dann meine Großmutter und meine Mutter nach dem Krieg letztlich diesen Anspruch geltend gemacht und sie bekamen Daimler-Benz-Aktien. Die stiegen im Kurs und durch den Verkauf hatten meine Eltern 1955 das Eigenkapital zum Bau ihres Einfamilienhauses. Ich erinnere mich noch an die Diskussionen zwischen meinen Eltern danach. Meine Mutter sagte: „Wir haben die Aktien gerade verkauft, ehe die so richtig gestiegen sind, das hätten wir nicht tun sollen.“ – „Ja“, sage mein Vater. „Dann hätten wir aber auch kein Haus.“ Da sagte sie: „Ja, da hast du recht.“ Ein halbes Jahr später kam die Debatte wieder hoch. Mir hat sich das insoweit eingeprägt, dass es nicht schlecht ist, einen Teil an physischem Kapital zu haben. Das muss man vernünftig streuen. Wobei ich mich für deutsche Aktien entschieden habe. Man weiß ja auch nicht, wie es im Rest der Welt weitergeht."

Das komplette Interview von Thilo Sarrazin mit €uro am Sonntag lesen Sie hier. Darin erläutert Sarrazin neben seiner Anlagestrategie auch seine Sicht der politischen Lage in Deutschland und wie es mit der europäischen Währungsunion weiter geht.

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