Die Unternehmen, in die Peter Kraus investiert, dürften nicht allen Anlegern bekannt sein. Auch Analysten befassen sich nur selten mit Firmen, die an Europas Börsen weniger als 500 Millionen Euro wert sind und deshalb unter Micro Caps firmieren. Ein Fehler. In dem Anlageuniversum von 5000 Titeln findet sich eine Reihe starker Nischenplayer, die nachhaltige Erträge erzielen und hohe Kurszuwächse versprechen.

Ein Investmentbeispiel für den im vergangenen Oktober aufgelegten Berenberg European Micro Cap ist Accesso Technology. Das britische Unternehmen löst ein Problem, das Besuchern von Freizeitparks den erhofften Spaß verderben kann: Nicht selten kommt es vor den jeweiligen Attraktionen zu Staus. "Die von Accesso entwickelte App organisiert und optimiert den Aufenthalt für die Nutzer jedoch so, dass es keine Wartezeiten gibt", erklärt Kraus. Die damit einhergehende gute Stimmung motiviere die Gäste, mehr Geld auszugeben. Davon profitiere wiederum Accesso. "Die Freizeitparkbetreiber beteiligen das Unternehmen am Umsatz", erklärt Kraus. Zu den Kunden von Accesso zählt unter anderem das US-Unternehmen Cedar Fair, das insgesamt 13 große Parks in den USA und Kanada betreibt. In den vergangenen sechs Monaten kletterte die Accesso-Aktie um 37 Prozent nach oben.

Lohnende Suche

Ein weiteres Anlagebeispiel für Kraus’ Strategie ist der Gesundheitswert Revenio Group Oyj. Das finnische Unternehmen besetzt ebenfalls eine kleine, aber dennoch ertragreiche Marktnische, zu der sich andere Firmen bislang nur schwer Zugang verschaffen können. Um die Augenkrankheit Grüner Star festzustellen, mussten Patienten bislang immer wieder ihren Arzt aufsuchen. "Revenio hat mit dem Icare ein Gerät entwickelt, das es erstmals ermöglicht, die Untersuchungen beziehungsweise die Diagnose regelmäßig zu Hause vorzunehmen", sagt Fondsmanager Kraus. Innerhalb eines Jahres legte die Revenio-Aktie um 14 Prozent zu.

Die Suche nach Unternehmen wie Accesso oder Revenio gestaltet sich aufgrund der geringen Investorenbasis in der Regel allerdings sehr aufwendig. "Die notwendigen Informationen müssen wir uns mühsam beschaffen und selbst aufbereiten", sagt Kraus. Der Manager, der sich bereits seit vielen Jahren intensiv mit Nebenwerten beschäftigt, steigt zudem erst dann ein, wenn er vor Ort mit den Firmenchefs gesprochen hat. "Nicht jedes Geschäftsmodell verspricht Erfolg, auch die Finanzierung der Vorhaben ist nicht immer gesichert", begründet er diesen Aufwand.

Um die unternehmensspezifischen Risiken zu senken, sind die Kriterien bei der Titelauswahl streng gefasst. Der Fonds-Newcomer investiert beispielsweise nicht in Start-up-Unternehmen, die Verluste machen oder hoch verschuldet sind. Kraus bevorzugt stattdessen Gesellschaften mit nachhaltig steigenden Cashflows, die zudem von ihren Gründern geführt werden und einen hohen Teil der Aktien selbst halten.

Breites Portfolio

Trotz der Chancen der von Kraus ausgewählten Unternehmen: Ihre geringe Marktkapitalisierung birgt die Gefahr, dass der Fondsmanager durch sein Engagement selbst die Kurse bewegt oder sich nicht von einem Wert trennen kann, auch wenn er dies möchte. Kraus hat daher die Mittel in Höhe von 100 Millionen Euro auf derzeit 100 Unternehmen verteilt. "Sollte das Fondsvolumen jedoch deutlich steigen, werden wir irgendwann über eine Schließung nachdenken müssen", sagt er. Anleger, die sich für den Fonds interessieren, sollten daher nicht zu lange zögern.

Die jüngste Kurskorrektur hat Kraus zur Aufstockung von Positionen genutzt. Seiner Meinung nach werden sich Nebenwerte und insbesondere Micro Caps auf lange Sicht weiterhin deutlich besser entwickeln als Bluechips. Das zeigt sich auch in Abschwungphasen. Der Fonds hat seit Jahresanfang jedenfalls weniger verloren als der deutsche Leitindex.