Fondsxpress: Frau Lesilowski, Sie haben vor gut einem Jahr den UBAM - EM Sustainable High Grade Corporate Bond lanciert. Nachhaltigkeit und Schwellenländer - wie passt das zusammen?

Karine Jesiolowski: Wie auch in den Industrieländern gibt es in den Emerging Markets gute und schlechte Unternehmen. Aber der entscheidende Faktor ist, dass sich dies verbessert und dass sich die Unternehmen immer mehr der Notwendigkeit bewusst werden, ihre ESG-Standards zu verbessern, um langfristig ein nachhaltiges Wachstum zu erzielen. Zudem fordern auch immer mehr internationale Investoren mehr Transparenz bei nichtfinanziellen Daten. Das ist positiv. Denn dieses steigende Bewusstsein führt allmählich zu verantwortungsvolleren Geschäftspraktiken. Auch der Kampf gegen den Klimawandel nimmt in vielen dieser Länder eine immer wichtigere Rolle ein. Das zeigen die Maßnahmen Chinas gegen die Umweltverschmutzung oder der Fokus Indiens auf die Solarenergie. Diese Trends wirken sich direkt auf die Unternehmen aus und können daher nicht ignoriert werden.

Welche Auswirkungen hat die ESG-Fokussierung auf die Rendite und das Risiko?

Wir gehen davon aus, dass die Fokussierung auf nachhaltige EM-Unternehmensemittenten langfristig dazu beiträgt Extrem-Risiken zu vermeiden und wir können damit auch eine höhere risikoadjustierte Performance erzielen. Zudem können wir Anreize für EM-Unternehmen schaffen, ihre ESG-Praktiken zu verbessern und ihre Kohlenstoffemissionen zu reduzieren.

Und wie sieht die CO2 Bilanz des Fonds aus?

Wir haben die Gewichtungen von Versorgungsunternehmen zugunsten von Finanzunternehmen deutlich reduziert, um die CO2-Bilanz des Fonds zu verbessern. Unser durchschnittlicher ESG-Score liegt etwa 40 Prozent höher als der des Universums. Die gewichtete durchschnittliche Kohlenstoffintensität liegt um etwa 75 Prozent unter dem des Index. Unser strenges ESG-Auswahlverfahren half uns auch Investitionen in Unternehmen wie Vale zu vermeiden. Bei ihnen ist im Januar ein Staudamm gebrochen und über 230 Menschen starben.

Sie investieren ausschließlich in Unter-nehmensanleihen. Worin liegt der Vorteil gegenüber Staatsanleihen?

Der Hauptvorteil von EM-Unternehmensanleihen gegenüber EM-Staatsanleihen liegt in der besseren langfristigen risikoadjustierten Performance. Sie sind in schwachen Marktphasen widerstandsfähiger, weisen eine geringere Volatilität auf und profitieren von einem Zinsanstieg im Vergleich zu Staatsanleihen mit ähnlicher Bonität und Duration. Diese Eigenschaften gelten umso mehr, wenn man sich auf das hochwertige Segment dieser Anlageklasse konzentriert.

Gibt es noch weitere Vorteile?

Darüber hinaus profitieren EM-Unternehmensanleihen von einem zusätzlichen Vorteil: Viele Anleger sind in der Anlageklasse, die doppelt so groß ist wie der von EM-Staatsanleihen, nach wie vor kaum investiert. Dies bedeutet, dass in den kommenden Jahren zusätzliche Zuflüsse zu erwarten sind, die den Markt zusätzlich stützen.

Glauben Sie, dass die Schwellenländer in naher Zukunft bessere Zeiten erleben werden?

018 war geprägt von Volatilität, bedingt durch höhere US-Zinsen, einen stärkeren US-Dollar, Befürchtungen einer Verlangsamung des globalen Wachstums, sinkende Rohstoffpreise und Handelsspannungen. Diese globalen Faktoren verbunden mit einigen lokalen Krisen wie in der Türkei. Trotz diesem Bündel an negativen Nachrichten gaben High Yields nur 1,7 Prozent nach und das Investment-Grade-Segment hat nur 0,7 Prozent verloren und damit erneut ihre hohe Widerstandsfähigkeit unter Beweis gestellt.

Was erwarten Sie für die kommenden Jahre?

Wir sind der Meinung, dass sich die Rentenmärkte der Schwellenländer auch in den kommenden Jahren gut entwickeln sollten. Das Wachstum in den Schwellenländern dürfte in diesem Jahr stabil bleiben (4,4%) und sich im nächsten Jahr dank der Erholung in den Schwellenländern Europas, Lateinamerikas und des Nahen Ostens auf 4,8 Prozent beschleunigen. In Asien dürfte die Verlangsamung in China dank der fiskalischen und monetären Lockerung durch die chinesischen Behörden zur Ankurbelung der Inlandsnachfrage begrenzt werden.

In der Zwischenzeit wächst Indien weiterhin mit über sieben Prozent pro Jahr. In Afrika südlich der Sahara dürfte sich das Wachstum auch dank der gestiegenen Rohstoffpreise, aber auch durch weitere Verbesserungen des institutionellen Rahmens vieler dieser Länder unter der Leitung des IWF beleben. Diese zunehmende Kluft des Wachstums zwischen den Industrie- und Schwellenländern dürfte daher die Kapitalströme in die Schwellenländer ankurbeln. Dies sollte durch die Entscheidung der Anleger, ihre Anlagen weg von den US-Treasuries zu diversifizieren, weiter unterstützen.