Noch ist Zeit für Verhandlungen. Ob sie genutzt wird und es bis November zu einer Lösung kommt, ist jedoch fraglich. Die USA haben das Atomabkommen mit dem Iran gekündigt. Teheran muss sich, sofern die Regierung sich nicht auf einen neuen Deal einlässt, auf alte und womöglich neue und härtere Sanktionen einstellen. Diese treffen insbesondere den Ölexport des Landes. Bis zu 500 000 Barrel pro Tag iranischen Öls könnten laut der Energieexperten des Columbia University’s Center on Global Energy Policy dem Markt entzogen werden. Wird die Angebotslücke nicht durch andere Ölproduzenten kompensiert, dürfte dies die Notierungen weiter nach oben ziehen.

Seit Jahresanfang stieg der Preis pro Barrel der Sorte Brent um 15 Prozent. Neben der Förderbegrenzung der Organisation erdölproduzierender Staaten (OPEC)wirken auch der Produktionsausfall in Venezuela sowie Angriffe auf Anlagen des saudi-arabischen Förderers Aramco als Treiber. Laut der Bank of America kann das schwarze Gold im kommenden Jahr auf 100 Dollar klettern.

Aus dem möglichen Preisanstieg, der laut OPEC durch eine verstärkte Nachfrage in diesem Jahr um täglich etwa 1,3 Millionen Barrel auf rund 99 Millionen Barrel unterstützt wird, leiten sich Kurschancen für Öltitel ab. Optimistisch sind beispielsweise die Rohstoffanalysten von Goldman Sachs. Sie raten zum Kauf von Chevron, ConocoPhillips und Suncor Energy. Die drei Unternehmen notieren auch im Amundi MSCI World Energy ETF. Der von der französischen Investmentgesellschaft Amundi aufgelegte Exchange Traded Fund ermöglicht Investoren, breit gestreut in die Ölbranche einzusteigen. In den vergangenen drei Monaten legte der börsengehandelte Indexfonds bereits um 19 Prozent zu. Der US-Index S & P 500 schaffte im Vergleich dazu drei Prozent.

Schwerpunkt in den USA



Der Amundi MSCI World Energy bildet die Wertentwicklung von 83 Unternehmen ab. Geografischer Anlageschwerpunkt mit 56 Prozent der Mittel sind die USA, auf britische Werte entfallen 16 Prozent. Der Rest verteilt sich auf europäische sowie japanische Unternehmen. Die durchschnittliche Dividendenrendite der Werte liegt bei attraktiven 3,55 Prozent. Neben Förderunternehmen finden sich im ETF Ölzulieferer wie Schlumberger. Das Unternehmen liefert all die Technologie und Geräte, die zur Erschließung und Förderung von Öl und Gas benötigt werden. Zu den Kunden zählen neben Ölriesen wie ExxonMobile oder BP auch US-Unternehmen, die mittels Fracking das Öl aus der Erde holen.

Die Geschäftsentwicklung von Schlumberger ist daher auch ein guter Indikator, um die Aussichten des Ölsektors zu beurteilen. Im ersten Quartal dieses Jahres meldete das Unternehmen einen Anstieg des Nettogewinns um 88 Prozent. In den kommenden beiden Jahren erwartet das Management eine gute Nachfrage. Trotz der wieder verstärkten Fracking-Tätigkeit in den USA erwartet Schlumberger-Chef Paal Kibsgaard jedoch nicht, dass das weltweite Angebot in den kommenden beiden Jahren erheblich zunehmen wird. Trifft die Prognose zu, müssen Ölanleger hohe Schwankungen nicht allzu sehr fürchten.