Erneuerbare Energien bleiben trotz des aktuellen politischen Gegenwinds in Deutschland ein langfristig aufstrebender Markt. Jürgen Göbel, Geschäftsführer der EURAMCO Gruppe, über die Perspektiven für die Beteiligungsbranche

Börse Online: Sie versprechen Anlegern mit Ihrem aktuellen Beteiligungsangebot, an einer nachhaltigen und grünen Energiezukunft teilzuhaben. Unter welchen Rahmenbedingungen erfolgen die Investitionen bei diesem alternativen Investmentfonds (AIF)? 

Jürgen Göbel: Der  EURAMCO Clean Power strebt ein Portfolio aus Windkraft- und Photovoltaikanlagen in mehreren Ländern des Europäischen Wirtschaftsraumes an. Potenzielle Standorte sind Deutschland, Finnland, Frankreich, Spanien und Portugal. Privatanleger können sich ab einem Anlagebetrag von 10.000 Euro zuzüglich fünf Prozent Agio langfristig an Anlagen zur Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien beteiligen.

Wie können Sie die Nachhaltigkeit konkret nachweisen?

Unser Beteiligungsangebot ist nach Artikel-9-Fonds der EU-Offenlegungs-Verordnung eingestuft und gilt damit als „Impact Investment“ mit konkreten, nachhaltigen Anlagezielen. Als „dunkelgrüner“ Fonds hat er nachweisbar eine positive Auswirkung auf den Klimaschutz.

Nach welchen Grundsätzen investiert Ihr Fondsmanagement?

Es kann direkt in Anlagen oder indirekt über Beteiligungen beispielsweise über institutionelle Zielfonds investieren. Die Anlagekriterien fordern mindestens 75 Prozent Anteil für Wind- und Solarkraftwerke sowie eine Streuung über mehrere Investitionsobjekte, von denen keines mehr als 40 Prozent der Gesamtinvestition einnehmen darf.

Gibt es darüber hinaus noch potenzielle Investitionsobjekte für den AIF?

Zusätzlich kann in das Portfolio begleitende Infrastruktur für Erneuerbare Energien, etwa Stromspeicher und Ladesäulen, aufgenommen werden.

Welche Rendite versprechen Sie Investoren bei Ihrem aktuellen Zeichnungsangebot?

Im Fondsprospekt kalkulieren wir während der zehnjährigen Laufzeit bei planmäßigem Verlauf Gesamtrückflüsse von 145 Prozent des Kommanditkapitals vor Steuern. Die Prognose entspricht einer durchschnittlichen Jahresrendite von 4,75 Prozent ab Vollinvestition.

Bei Festgeld-Anlagen mit zehnjähriger Laufzeit waren zuletzt auch Angebote mit einer „Vier“ vor dem Komma verfügbar. Warum sollten sich Anleger dem Risiko einer unternehmerischen Beteiligung ohne Einlagensicherung aussetzen?

Es gab in 2023 zeitlich begrenzt tatsächlich diese Zinssätze für Festgeld. Aktuell sehen wir jedoch, dass die Angebote mit deutscher Einlagensicherung in der Regel wieder deutlich unter  vier Prozent liegen. Zudem sind langlaufende Festgeld-Anlagen nicht fungibel, während es für AIFs einen funktionierenden Zweitmarkt gibt. Zum anderen bieten wir Anlegern die Möglichkeit, nicht nur finanzielle Renditen zu erzielen, sondern mit Investments in Erneuerbare Energien einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, was bei Standard-Sparprodukten nicht der Fall ist.

Börsennotierte Unternehmen des Sektors Erneuerbare Energie wie Siemens Energy und Encavis mussten zuletzt empfindliche Kursrückschläge hinnehmen. Sind Anleger mit Alternativen Investmentfonds besser vor Geschäftsrisiken geschützt als Aktionäre?

Diese Konzerne müssen auch unerwartete Kostensteigerungen bei Projektentwicklungen von Anlagen hinnehmen. Wir kaufen nur fertige Solar- und Windparks und sind insoweit diesem spezifischen, ganz erheblichen Geschäftsrisiko nicht ausgesetzt.

Für Offene Immobilienfonds gibt es Pläne, die Anlagemöglichkeiten auf Neue-Energien-Anlagen zu erweitern. Dazu müsste das Kapitalanlagegesetzbuch geändert werden. Aus dem Zukunftsfinanzierunggesetz  ist die entsprechende Regelung aber vorläufig wieder gestrichen worden. Wie beurteilen Sie aus Sicht eines AIF-Initiators dieses Vorhaben?

Ich begrüße diese Änderung insbesondere mit Blick auf die Investoren. Das schafft Klarheit, wer in was investiert und wo was enthalten ist. Inwiefern diese Änderung Auswirkungen auf die Kaufpreise und die Rendite der Anlagen hat, kann ich derzeit nicht beurteilen.


Jürgen Göbel
Foto: Euramco Holding GmbH

Zur Person:

Jürgen Göbel ist seit 2008 Geschäftsführer der EURAMCO Gruppe in München. Zuvor war der Diplom-Betriebswirt als Manager für die Fondsinitiatoren KanAm und KGAL tätig. 

Zum Unternehmen:

Die EURAMCO Gruppe ist ein international ausgerichteter Fonds- und Asset-Manager für Beteiligungen an Sachwerten. Der Investment-Schwerpunkt liegt auf den Branchen Immobilien und Erneuerbare Energien. EURAMCO betreut aktuell 90 geschlossene Investmentvermögen und sachwertbezogene Kapitalanlageprodukte mit rund 95.000 Beteiligungen von Privatanlegern und professionellen Investoren. Das bisher begleitete Transaktionsvolumen liegt bei rund acht Milliarden Euro.

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