Das Interesse der Anleger an Aktien von als nachhaltig eingeschätzten Aktien ist weiterhin groß. Im Aufwind befindet sich auch die Zahl und das Kapitalvermögen von ESG-Fonds, die von Investments verlangen, dass sich in Sachen Environment (Umwelt), Social (Gesellschaft) und Governance (Unternehmensführung) gut abschneiden. Die damit verbundene Kapitalwelle hat Einfluss auf die Performance von ganzen Branchen und Einzelaktien und für Anleger ist es folglich interessant, wie sich die Kapitalflüsse in dieser Hinsicht verändern.

Entsprechende Untersuchungen führt unter anderem Goldman Sachs durch. Die jüngste diesbezügliche Analyse der globalen ESG-Fondsbeteiligungen umfasst ein Universum von rund 3.000 Fonds weltweit mit einem Gesamtanlagevolumen von rund 1,9 Billionen Dollar. In dieser aktuellen Studie beleuchten die Analysten bei der US-Investmentbank die Veränderungen auf Sektor- und Aktien-Ebene sowie das allgemeine Momentum.

Die Liste mit jenen Aktien, die von ESG-Fonds im relativen Vergleich mit ihrem jeweiligen Index-Vergleichsmaßstab besonders stark übergewichtet sind, ist nach dem übernächsten Absatz zu sehen. Laut Goldman Sachs dürften bei diesen Werten die ESG-Kapitalströme wahrscheinlich den größten Einfluss auf die Bewertungsmultiplikatoren haben. Bewegung in der Zusammensetzung im Vergleich zur Liste zum Jahresanfang gab es vor allem im hinteren Teil, während 75 % der Top 20 unverändert blieb.

Grundstoffe im Aufwind, Versorger mit Rückschlag


Der größte Zuwachs auf Sektorebene in dieser Liste ist bei den Grundstoffen zu verzeichnen (betroffen davon sind z. B. Umicore, Johnson Matthey, Chr Hansen, Novozymes, Ecolab), dem ein Rückgang bei den Versorgern (die aber weiterhin einer der am stärksten übergewichteten Sektoren darstellen, während ESG-Fonds haben bei Energieaktien jetzt nur noch einen Anteil von 43 Prozent ihrer Benchmark-Gewichtung halten) gegenübersteht.

Zu den Sektoren mit moderateren Anstiegen der Beteiligungen durch ESG-Fonds gehören Basiskonsumgüter (z. B. Darling Ingredients, Essity) und das Gesundheitswesen (z. B. PerkinElmer, Agilent), während Informationstechnologie und Immobilien leichte Rückgänge verzeichnen.


Quelle: Morningstar, Thomson Reuters, Goldman Sachs Global Investment Research

Acht deutsche Titel in der "Widely Owned 50"-Liste


Erstellt hat Goldman Sachs auch eine so genannte "Widely Owned 50"-Liste (siehe unten - graue Schattierungen kennzeichnen neue Namen im Vergleich mit der vorherigen Liste). Diese setzt sich aus den Unternehmen zusammen, die am häufigsten von ESG-Fonds gehalten werden, wobei die Aufstellung tendenziell Unternehmen mit größerer Marktkapitalisierung und höherer Gewichtung in der jeweiligen Benchmark hervorhebt. Die Fluktuation in dieser Liste war geringer als in der Liste mit den relativen Gewichtungen. Insgesamt konnten 74 Prozent aller Unternehmen ihren Platz unter den Top-50 verglichen mit der vorherigen Liste verteidigen.

Vor dem letztgenannten Hintergrund fielen auch die Veränderungen auf Sektorebene eher gering aus. Zuwächse verzeichneten Finanzwerte und Basiskonsumgüter, Rückgänge das Gesundheitswesen, die Informationstechnologie sowie zyklische Konsumgüter). Zu den Neuzugängen in dieser Liste gehören Thermo Fisher, Deutsche Post, LVMH, Infineon, BNP Paribas und Texas Instruments. Aus Deutschland sind in dieser Liste SAP, Allianz, Henkel, Siemens, BMW, Adidas, Deutsche Post und Infineon enthalten.


Quelle: Morningstar, Thomson Reuters, Goldman Sachs Global Investment Research

ESG-Fonds-Favoriten weisen eine Bewertungsprämie auf


Interessant an der Studie ist auch, dass ESG-Investoren in einer Vielzahl von Sektoren und Wertschöpfungsketten eine Präferenz für Unternehmen mit konzentrierten Produktportfolios zeigen, die positive Umweltergebnisse für Endkunden ermöglichen, gegenüber stärker diversifizierten Unternehmen.

Im Energiesektor werden zudem Dienstleister gegenüber anlagenintensiveren Unternehmen bevorzugt, die nur begrenzt in der Lage sind, ihre Engagements schnell auf kohlenstoffärmere Aktivitäten umzustellen. Im Automobilsektor sind Anbieter von Komponenten gegenüber diversifizierteren Erstausrüstern mit einer direkteren Verbindung zum Verkauf von ICE-Fahrzeugen und den damit verbundenen Emissionen übergewichtet. Bemerkenswert ist auch, dass ESG-Fonds bei Aktien wie EDP Renovaveis und Siemens Gamesa mehr als 20 Prozent des Streubesitzes ausmachen.

Anteil von ESG-Fonds in % am Streubesitz der Top-50-Liste mit der höchsten relativen Übergewichtung



Quelle: Morningstar, Thomson Reuters, Goldman Sachs Global Investment Research

Wirft man außerdem auch noch einen Blick auf diverse Bewertungs-Multiplikatoren, dann verzeichneten die Vertreter beider oben abgebildeten Liste im Jahresvergleich im Schnitt einen Anstieg der ihnen zugestandenen Bewertungsprämien im Vergleich zu anderen Unternehmen von elf Prozent.

Das Wachstum dieser Prämien hat sich seit der zweiten Jahreshälfte 2020 zwar etwas verlangsamt, Goldman Sachs sieht aber Anzeichen dafür, dass die zunehmenden Mittelzuflüsse in ESG-Fonds die Bewertungen der ESG-Favoriten weiterhin unterstützen.