Seit November 2017 bedient Venezuela seine Schulden nicht mehr. Der lateinamerikanische Staat wird deshalb von der Ratingagentur S & P mit "D" eingestuft. Das D steht für Default - Zahlungsausfall. Zusammen haben das Land sowie der staatliche Ölkonzern Petróleos de Venezuela Anleihen im Umfang von umgerechnet rund 65 Milliarden Euro ausstehen. Seit der Verhängung von US-Sanktionen gegen die Regierung in Caracas findet auch kein Handel mehr statt.

Jean-Jacques Durand hat dennoch über 20 Prozent der Mittel in venezolanische Zinspapiere investiert. "Schlimmer kann es nicht mehr werden", urteilt der Fondsmanager des von Edmond de Rothschild Asset Management aufgelegten EdR Fund Emerging Bonds. Durand setzt auf einen Regierungswechsel. Sollte der von einer Reihe westlicher Staaten bereits als Interimspräsident anerkannte Juan Guaidó an die Staatsspitze rücken, würden sich Venezuela und die Gläubiger mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein Umschuldungsabkommen verständigen.

Auch dürfte der Internationale Währungsfonds das krisengeplagte Land beim Wiederaufbau unterstützen. Durands Meinung nach werde Venezuela dann säumige Kupons erstatten und den Gläubigern zumindest einen Teil des geliehenen Kapitals zurückzahlen. "Die Anleihekurse können dann innerhalb weniger Wochen um bis zu 30 Prozentpunkte nach oben steigen. Unser Fonds würde davon stark profitieren", sagt der Manager.

Fundamentaldaten im Fokus


Im Portfolio des EdR Fund Emerging Bonds finden sich weitere Zinspapiere von Ländern, denen Durand einen Turnaround zutraut. Dazu zählt neben Argentinien und Ägypten auch die von Moody’s mit der hochspekulativen Bonitätsnote "Caa1" eingestufte Ukraine. Die Anleihen des osteuropäischen Landes notieren weit unter Nennwert. "Bevor wir uns engagieren, analysieren wir intensiv die Fundamentaldaten eines Landes", erklärt Durand. Die sehen gut aus. Das Bruttoinlandsprodukt legte im vergangenen Jahr um 3,8 Prozent zu. Auch die Inflationsrate ist in der Ukraine gesunken.

Chancen, dass sich nach einer Krise die wirtschaftliche Lage wieder verbessert und in der Folge die Anleihekurse anziehen, unterstellt Durand zudem der von S & P mit "B+" eingestuften Türkei. Der Manager hat dort sowohl in Hartwährungsanleihen als auch in lokale Währungspapiere investiert. Hinzu kommen Zinstitel, die von türkischen Banken aufgelegt wurden. Die Finanzinstitute waren aufgrund ihrer hohen Dollarverschuldung und der gleichzeitigen Schwäche der türkischen Lira in Schieflage geraten. "Anleger überschätzen jedoch die Gefahren", sagt Durand. Der türkische Staat verfüge über ausreichend Finanzkraft, um den Bankensektor zu stützen.

Die Gewichtung von Anleihen afrikanischer Staaten wie Sambia oder Senegal hat Durand hingegen zuletzt deutlich reduziert beziehungsweise die Titel ganz verkauft. "Die Liquidität hat sich verschlechtert, auch müssten die Risiken deutlich höher vergolten werden." Bislang hat Durand gute Entscheidungen getroffen. Seit Auflage der Strategie im Jahr 2011 legte der Fonds pro Jahr im Schnitt jährlich um sechs Prozent zu. Seit Jahresanfang schaffte er ein Plus von sieben Prozent.