ETF oder aktiv gemanagter Fonds - beides erfreut sich bei Anlegern großer Beliebtheit. Doch wer bringt ihnen letztlich die größere Rendite? Von Jennifer Senninger

Diese Frage erhitzt seit langem die Börsen-Gemüter: Passiver ETF oder aktiv gemanagter Fonds - was ist denn nun die bessere Investition? Michael Burry meinte bereits 2020, dass passive Anlagestrategien wie ETFs eine "Blase" seien. Auf die lange Frist betrachtet kann der passive ETF den aktiven Fonds schlagen. Aber ist er wirklich die bessere Wahl?

Bei ETFs handelt es sich um passive Indexfonds - sie versuchen, die Wertentwicklung ihres Vergleichsindex nachzubilden. Sie liefern daher eine fast identische Rendite wie der Index. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass sie bei Kurseinbrüchen auch dessen Abwärtsbewegungen nachbilden. Bei einem aktiv gemanagten Fonds hingegen zieht ein Fondsmanager die Strippen - der versucht dabei, besser als der Index zu sein und kann bei Einbrüchen gegebenenfalls Aktien verkaufen oder neue hinzufügen.

Das spricht für die ETFs

Der große Vorteil von ETFs: Da sie passiv sind und computergesteuert laufen, sind sie besonders wegen ihrer niedrigeren Gebühren beliebt. Ein ETF lässt sich beispielsweise schon für eine Verwaltungsgebühr von 0,2 Prozent erwerben. Beim aktiven Fonds hingegen ist diese Gebühr höher, liegt im Schnitt etwa zwischen 1,5 und zwei Prozent. Auch bei der langfristigen Performance konnten die passiven ETFs mehr rausholen. Wie Bloomberg berichtet, schnitten laut einer vom S&P Dow Jones Index erstellten Untersuchung 83 Prozent der aktiv verwalteten Large-Cap-Fonds in den vergangenen zehn Jahren schlechter ab als der S&P 500 Index. Wer beispielsweise zum Corona-Tief im März 2020 bei einem ETF auf den S&P 500 eingestiegen wäre, hätte sein Geld bis Anfang 2022 mehr als verdoppelt. Diese Performance muss ein Fondsmanager erst einmal schlagen - vor allem in Anbetracht seiner höheren Gebühren. "Passive Anlagen sind kostengünstiger, bieten ein breites Marktengagement und sind steuerlich effizienter als aktive Anlagen", erklärt Jason Dall'Acqua, Präsident von Crest Wealth Advisors, gegenüber Bloomberg. "Passive Anlagen bieten jedoch kein Risikomanagement - Sie besitzen die besten und die schlechtesten Unternehmen des Index, den die Anlage abbildet."

Das spricht für aktiv gemanagte Fonds

In unruhigen Marktphasen oder bei volatilen Aktien zahlt sich das das Können eines guten Fondsmanagers jedoch aus: Hier kann gegengesteuert werden, Aktien verkauft oder ausgetauscht werden. In solchen Situationen können aktiv gemanagte Fonds passive bei der Performance übertreffen. So erklärt Scott Ford von U.S. Bank gegenüber Bloomberg, dass aktive Manager in stressverbundenen Zeiten wie diesen wahrscheinlich ihre beste Arbeit leisten würden. Auch kommt es auf den Bereich an, in den aktiv gemanagte Fonds investieren. So kann es laut Jason Dall’Acqua von Crest Wealth Advisors für Fondsmanager in breiter gehandelten Sektoren mit Large-Cap-Aktien schwieriger sein, eine Outperformance zu erzielen, in weniger liquiden Bereichen bei Small-Cap-Aktien hingegen einfacher.

Aktiv und passiv - so verhalten sie sich in den einzelnen Marktphasen

Bullenmarkt: In einem Bullenmarkt können ETFs glänzen, gerade jene, die große und bekannte Indizes abbilden wie den S&P 500 oder den MSCI World. Gerade Mega-Aktien wie Amazon, Apple und Co. konnten hier die Performance des Index bereits ordentlich nach oben treiben. Für einen Fondsmanager ist es schwierig, in Anbetracht der Gebühren mitzuhalten und parallel besser als der Index zu sein.

Bärenmarkt: Hier können die aktiven Fonds glänzen, denn ein guter Fondsmanager kann gegensteuern und Verluste begrenzen. ETFs haben keine andere Wahl, als mit ihren Vergleichsindizes gemeinsam abzusinken.

Seitwärts-Markt: Auch hier können aktiv gemanagte Fonds einen Vorteil haben. Denn während ETFs in gewohnter Entwicklung weiter ihrem Vergleichsindex folgen, können die Fondsmanager genau auf die Aktien setzen, die besser als der Markt performen.

Fazit

Was man jedoch auch nicht außer Acht lassen darf: Die langfristige Sicht. Hier zeigen unterschiedlichste Studien, dass ETFs gegenüber aktiv gemanagten Fonds besser performen, da sie Krisen aussitzen und sich die Wirtschaft bisher noch immer erholt hat. Wer also die Geduld hat, in schlecht laufenden Marktphasen Ruhe zu bewahren und einen langfristigen Anlagehorizont hat, kann auf ETFs setzen. Letztlich bieten aber auch aktiv gemanagte Fonds in bestimmten Marktphasen Vorteile. Wer das Glück hat, einen begabten Fondsmanager seines Vertrauens zu haben, kann ebenfalls tolle Renditen erzielen. Letztlich ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks. Und: Die Mischung macht’s.