Gewinnbringende Gemeinsamkeiten reichen mitunter aus, um einen Fonds zu starten: Beide sind vom Anlagestil Warren Buffetts inspiriert, beide wollen "etwas Besonderes" machen. 2012 beschließen Jochen Waag und Wolfgang Altmann, ihre Investmentideen im Bereich europäische Nebenwerte institutionellen und privaten Anlegern anzubieten: Der Nürnberger Vermögensverwalter Fortezza greift die Idee auf und legt den Fortezza Finanz - Aktienwerk auf. Fortezza gefällt der Anspruch von Waag und Altmann, nur dann Geld verdienen zu wollen, wenn sie den Kapitaleinsatz der Anleger vermehren. Um Investoren ihre hohe Motivation zu verdeutlichen, stecken sie zudem selbst eine hohe Summe in den Fonds. "Läuft es gut, freuen wir uns mit den Anlegern, läuft es schlecht, leiden wir mit", sagt Altmann. Allzu viel leiden mussten sie in den vergangenen Jahren nicht. Seit Auflage bringt es der Fortezza Finanz - Aktienwerk auf ein Plus von rund 225 Prozent. Innerhalb eines Jahres legte er 97,6 Prozent zu.

Jochen Waag ist für die Analyse und Titelauswahl verantwortlich. Er sucht im 250 Werte umfassenden Anlageuniversum nach Aktien, die 40 Prozent unter ihrem fairen Wert notieren. Um diesen zu ermitteln, spielen neben der klassischen DCF-Methode (Discounted Cash Flow) die beiden Kennziffern EV/Ebit (Enterprise Value to Ebit) und ROCE (Return on Capital Employed) die entscheidende Rolle. Günstig bewertet allein reicht aber nicht. "Wir müssen die Chancen und Risiken der jeweiligen Geschäftsmodelle verstehen, wir müssen die Gründe der Unterbewertung erfahren sowie Auslöser oder Events für Kurssteigerungen erkennen", sagt Waag. Für das Management des Fonds ist Altmann zuständig. Er setzt die Titelvorschläge Waags um und kümmert sich um Trading und Reporting. "Erreicht eine Aktie ihren fairen Wert, verkaufen wir", sagt Altmann. Seit Kurzem im Portfolio ist etwa Cementir. Der nahezu schuldenfreie Zementhersteller aus Italien profitiert von den Konjunkturmaßnahmen für die Infrastruktur. "Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von um die zehn ist die Aktie unserer Ansicht nach viel zu günstig bewertet", sagt Altmann.

Trigger identifiziert

Viel Potenzial sehen Waag und Altmann auch bei Schaffner. Das Unternehmen produziert unter anderem sogenannte EMV-Filter für Hybrid- und Elektrofahrzeuge. Dank des starken E-Mobility-Trends sollten die Schweizer mittelfristig eine Ebit-Marge von zehn Prozent erreichen. Den fairen Wert der Aktie schätzen die Experten auf gut 70 Prozent über dem aktuellen Niveau. In dem jüngst verkündeten Verkauf der unrentablen Power Magnetics Division sehen die beiden Value-Investoren einen möglichen Auslöser, der die Unterbewertung auflösen kann.