Es muss nicht immer der Weltindex MSCI World sein. Zwei ETFs, in die auch deutsche Anleger leicht investieren können, könnten für Wachstumsinvestoren die interessantere Wahl sein.
Während der MSCI World für viele Privatanleger das Basisinvestment schlechthin ist, könnten Anleger, die auch 2026 eine Fortsetzung der Rallye der Wachstumswerte erwarten, mit entsprechenden ETFs eine gezielte Outperformance erzielen. Im Zentrum: US-Growth und Mega-Tech.
Schon 2023, 2024 und 2025 dominierten Unternehmen wie Nvidia, Microsoft, Amazon oder Alphabet die globalen Renditetabellen – Analysten wie Dan Ives (Wedbush) oder Tom Lee (Fundstrat) erwarten, dass dieser Trend in den kommenden Jahren weiter anhält. Wer davon profitieren will, kann mit ausgewählten Growth-ETFs auch 2026 wieder besser abschneiden als ein klassischer MSCI-World-ETF.
Nasdaq ETF: Wachstum pur im Tech-Zentrum
Der Nasdaq-100 bildet seit Jahren das Rückgrat der globalen Tech-Rallye. Während der MSCI World breit über Regionen und Sektoren diversifiziert ist, konzentriert sich der Nasdaq 100-ETF (etwa: iShares Nasdaq 100 – WKN: A0YEDL) auf die größten und innovativsten US-Technologie- und Wachstumswerte. Rund zwei Drittel der Indexgewichtung entfallen auf Tech, Communication Services und Consumer Discretionary – also genau die Sektoren, die vom KI-Boom besonders profitieren.
Rückblickend war diese Konzentration ein Renditeturbo: Während der MSCI World in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich rund 10 Prozent pro Jahr zulegte, schaffte der Nasdaq-100 mehr als 17 Prozent. In der Praxis heißt das: Aus 10.000 Euro wären im MSCI World rund 24.000 Euro geworden – im Nasdaq dagegen über 52.000 Euro.
Das Erfolgsrezept ist einfach: Der Index ist marktkapitalisierungsgewichtet. Steigen Schwergewichte wie Nvidia, Microsoft oder Apple, wachsen sie automatisch stärker im Index. Es gibt kein Rebalancing gegen die Gewinner – der Trend wird ausgespielt, nicht gebremst. Fondsmanager wie Dan Ives sprechen deshalb von einer „Decade of AI“: Die nächste Phase des Tech-Zyklus sei erst angelaufen.
Amundi Russell 1000 Growth ETF: US-Giganten mit KI-Vorsprung
Weniger bekannt, aber strategisch ebenso interessant ist der Amundi Russell 1000 Growth ETF (WKN: ETF201). Er bildet die wachstumsorientierte Hälfte des Russell 1000 ab – also der größten US-Unternehmen. Im Gegensatz zum Nasdaq sind hier auch viele nicht-techlastige Wachstumswerte enthalten, etwa aus den Bereichen Gesundheitswesen, Industrie oder Consumer.
Die Top-Gewichtungen zeigen jedoch, dass auch hier die Big Techs dominieren: Apple, Microsoft, Nvidia, Amazon und Alphabet machen gemeinsam mehr als 40 Prozent des Index aus. Genau diese Konzentration war in den vergangenen Jahren der Schlüssel zur Outperformance gegenüber breiten Marktindizes wie dem MSCI World oder dem S&P 500.
Ein weiterer Vorteil: Der ETF streut etwas breiter als der Nasdaq und profitiert damit auch von wachstumsstarken Mid- und Large Caps außerhalb des reinen Tech-Sektors. Das reduziert zwar leicht die Volatilität, lässt aber die Partizipation an der KI-Welle weitgehend intakt. Historisch lag die 10-Jahres-Rendite des Russell 1000 Growth bei rund 15,5 Prozent p.a. – also ebenfalls klar über dem MSCI World.
Warum Growth-ETFs den MSCI World schlagen können
Der entscheidende Unterschied liegt im Fokus. Der MSCI World ist breit aufgestellt: mehr als 1.500 Unternehmen aus 23 Industrieländern, viele davon in klassischen Sektoren wie Industrie, Banken oder Versorgern. Diese Bereiche sind stabil, liefern aber in Wachstumsphasen keine überdurchschnittlichen Renditen.
Tech-lastige Growth-ETFs dagegen konzentrieren sich fast ausschließlich auf die dynamischsten und innovativsten Unternehmen der Welt – und die sitzen überwiegend in den USA. Während der MSCI World auch europäische Banken, japanische Industrie oder australische Rohstoffwerte enthält, bündeln Growth-ETFs Kapital dort, wo das Wachstum tatsächlich entsteht: in den Bereichen KI, Cloud, Plattformökonomie und Software.
Diese breite globale Streuung wirkt bei einer US-Tech-Rallye wie ein Bremsklotz: Wenn Big Tech stark performt, kann der MSCI World diesen Trend nur gedämpft abbilden. Nasdaq und Russell Growth dagegen verstärken diesen Effekt – sie lassen Gewinner laufen, statt sie durch Diversifikation zu neutralisieren.
Konzentration in einem Tech-Bullenmarkt zahlt sich aus
Ein weiterer Faktor: Die Gewichtung in Growth-ETFs ist dynamisch. Steigen Schwergewichte wie Microsoft, Nvidia oder Amazon, wächst ihr Anteil automatisch – und damit auch die Rendite. Der MSCI World bleibt dagegen in seiner regionalen und sektoralen Breite träge. In einer Phase, in der wenige Mega-Konzerne die Rendite treiben, schlagen fokussierte Growth-Indizes die Weltindizes fast zwangsläufig.
Das bedeutet nicht, dass der MSCI World „schlecht“ ist – im Gegenteil: Er bietet Stabilität, Sicherheit und breite Diversifikation. Aber er ist nicht dafür gemacht, strukturelle Wachstumswellen wie KI voll auszureizen. Growth-ETFs sind es.
KI-Boom als struktureller Rückenwind
Warum diese Outperformance auch 2026 anhalten könnte, ist schnell erklärt: KI befindet sich noch immer in der Frühphase eines mehrjährigen Investitionszyklus. Nvidia-Chef Jensen Huang sprach zuletzt von einem „Trillion-Dollar-Capex-Zyklus“, der sich bis 2030 erstrecken dürfte. Laut Fundstrat-Stratege Tom Lee steht der Markt gerade einmal „am Anfang des AI-Wellenreitens“.
Unternehmen wie Microsoft, Alphabet, Amazon oder Meta investieren Milliarden in neue Rechenzentren, Cloud-Infrastruktur und KI-Anwendungen. Und sie verdienen daran. Diese Konzerne sind nicht nur Wachstumstreiber, sie profitieren auch vom Skaleneffekt: Je größer das Netzwerk, desto höher die Margen – und desto stärker die Indexgewichte in Growth-ETFs.
Wird 2026 erneut zum Jahr der Wachstumswerte?
Für Anleger, die über die Standardrendite des MSCI World hinausdenken, bieten Nasdaq- und Russell-Growth-ETFs eine strategische Möglichkeit, direkt auf die AI- und Tech-Lokomotive zu setzen. Beide Produkte haben in den vergangenen Jahren nicht nur Outperformance geliefert – sie sind durch ihre Struktur geradezu darauf ausgelegt, Gewinner laufen zu lassen.
Wer 2026 dabei sein will, muss nicht auf den perfekten Einstieg warten: Historisch war regelmäßiges Investieren (Cost-Averaging) oft erfolgreicher als das Versuchsspielchen mit dem Markt-Timing.
Wenn Big Tech auch im nächsten Börsenjahr weiter der Taktgeber bleibt, haben Growth-ETFs sehr gute Chancen, den MSCI World erneut zu schlagen. Anleger setzen damit nicht auf ein Strohfeuer, sondern auf einen strukturellen Trend – getrieben von künstlicher Intelligenz, Skaleneffekten und globaler Technologiedominanz.
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