Den US-Aktien scheint eine schwere Zeit bevorzustehen. Denn in der monatlich unter Fondsmanagern durchgeführten Umfrage der Bank of America Merrill Lynch (BofAML) sagten 83 Prozent der Fondsmanager, dass US-Titel zu hoch bewertet seien. Daher haben laut BofAML-Chefstratege Michael Hartnett viele Geldverwalter in europäische Werte und Emerging Markets umgeschichtet. Ihre Allokation bei Schwellenländeraktien liegt nun auf einem Fünfjahreshoch. 47 Prozent der Investoren denken, dass Schwellenländerpapiere nach wie vor unterbewertet sind. Bei europäischen Aktien sind es 30 Prozent. Diese Rotation raus aus US-Titeln war die fünftstärkste seit 1999. Die Anzahl der Befragten, die noch Fans von US-Aktien sind und sie übergewichten, hat gegenüber dem Vormonat um 21 Prozentpunkte abgenommen. Damit ist das Exposure zu US-Titeln auf den niedrigsten Stand seit Januar 2008 gefallen. Der Schwenk hin zu Euroaktien ist umso bemerkenswerter, da nun die Wahlen Frankreich stattfinden und die Befragten davon ausgehen, dass ein Wahlsieg von Marine Le Pen den Euro Stoxx um fünf bis zehn Prozent fallen ließe. Dennoch kauften die Geldverwalter insbesondere französische Aktien, die nun 22 Prozent der Befragten übergewichtet haben.

Verkauft wurden ebenfalls US-Branchen, die von einer konjunkturellen Erholung besonders profitieren würden, etwa Grundstoffe und Energie. Dafür sind Versorger wieder gefragter.

Auf einem Allzeithoch befindet sich die Allokation globaler Bankenwerte. Auch höher als im historischen Durchschnitt sind der zyklische Konsum, Technologie und Japan gewichtet. Am wenigsten mögen die Fondsmanager derzeit Gesundheitstitel, den Euro, UK-Aktien und das Pfund. Die Bevorzugung von Euroaktien gegenüber britischen ist auf ein 18-Jahres-Hoch geklettert. Global gesehen, sind Aktien von der Insel schon seit einem Jahr die am stärksten untergewichtete Klasse. Auch Cash steht hoch in der Gunst der Investoren. Die Bargeldquote liegt mit 4,9 Prozent um 0,4 Prozentpunkte über dem Zehnjahres-Durchschnitt. Es ist also noch genügend Pulver vorhanden, um die Kurse noch weiter nach oben zu treiben. Zumal 70 Prozent der befragten davon ausgehen, dass für einen Aktienbärenmarkt ein Zinsniveau der zehnjährigen US-Treasurys von 3,5 bis vier Prozent benötigt wird. Aktuell rentieren die Papiere mit 2,2 Prozent. Allerdings ist die Zahl derer, die die Aktienmärkte allgemein für überbewertet halten auf ein 17-Jahres-Hoch gestiegen. 32 Prozent der Befragten sind dieser Meinung.

Für die globale Wirtschaftslage geht der Optimismus der Befragten im Vergleich zu den Vormonaten etwas zurück. Nur 37 Prozent gehen von Wachstums- und Inflationsraten unter dem langjährigen Trend aus. Im vergangenen Jahr erwarteten dies noch 80 Prozent. Und Stagflation erwarten gerade einmal 18 Prozent der Fondsmanager. Die größten Risiken sehen sie vor allem in der Politik. Genannt wird etwa das Auseinanderfallen der Eurozone, ein Handelskrieg und eine Verzögerung der US-Steuerreform. Gefahren durch eine Zinserhöhung in Europa sehen die Experten erst einmal nicht. Denn eine Zinserhöhung durch die EZB erwarten 56 Prozent der Befragten erst im zweiten Halbjahr 2018.

Die europäischen Fondsmanager wurden auch dazu befragt, welche Investmentstile sie in nächster Zeit vorn sehen. 32 Prozent der Fondsmanager erwarten, dass Value-Aktien in den kommenden zwölf Monaten Growth-Titel outperformen werden. Im März erwarteten dies nur 26 Prozent.

Erstaunlicherweise hält keiner der befragten Fondsmanager mehr etwas von Qualitätstiteln. Im Vormonat erwarteten noch 24 Prozent einen Outperformance gegenüber Aktien minderer Qualität. Und 30 Prozent erwarten, dass sich Small Caps besser als Large Caps entwickeln. Dies ist auch ein signifikanter Anstieg gegenüber der Umfrage vom März.

Bei der Länderpräferenz liegen deutsche Aktien zwar noch vorn. Die Anzahl der Fondsmanager, die deutsche Titel übergewichten, hat sich jedoch gegenüber März auf etwa 20 Prozent halbiert. Am stärksten in der Gunst der Investoren haben jedoch italienische und Schweizer Aktien verloren. Hier sind 20 Prozent der Experten untergewichtet.