Sich mit Gewichten zu behängen und so nur noch mit Mühe voranzukommen - wer macht das schon freiwillig? Sportler unterziehen sich gelegentlich dieser Tortur, um ihre Schnellkraft zu trainieren und die erforderlichen Muskeln aufzubauen.

Doch Sportler sind damit nicht allein. Manche Anleger tun es ihnen gleich und bürden sich beim Wettlauf an den Finanzmärkten hohe Lasten auf - und oft sind sie sich dessen nicht einmal bewusst. Es geht um die wiederkehrenden Gebühren, die bei der Nutzung diverser Investments anfallen. Jahr für Jahr bremsen sie die Wertentwicklung für Anleger und schmälern damit den Börsenerfolg.

Gebühren summieren sich

€uro am Sonntag hat sich die Situation in der Fondsbranche angesehen. Dort geraten aktiv gemanagte Produkte immer wieder in die Kritik, weil ihre Kostenbelastung hoch sein kann. Die Verwaltungsgebühren sowie die Vergütung der Depotbank und des Managements (inklusive Vertriebsprovisionen) summieren sich bei Aktienfonds auf durchschnittlich 1,5 bis 2,0 Prozent. Hinzu kommen Transaktionskosten durch den Handel mit Wertpapieren und bei manchen Produkten eine Erfolgsgebühr, die fällig wird, wenn der Fonds besser abschneidet als sein Vergleichsindex oder eine definierte Zielrendite übertrifft.

Trotz dieser Kostenlast haben aktiv gemanagte Fonds natürlich ihre Berechtigung und werden von vielen Anlegern geschätzt. Dafür gibt es gute Gründe. Einer davon ist die breite Streuung des Vermögens über Dutzende oder gar Hunderte Titel mit einem einzelnen Produkt, wodurch Risiken reduziert werden. Ein anderer ist die Konstruktion als Sondervermögen: Selbst wenn ein Anbieter pleitegehen sollte, ist das Geld der Anleger geschützt. Ein Pluspunkt ist zudem die professionelle Verwaltung des Kapitals, die im Idealfall einen hohen Mehrwert ergibt, in jedem Fall aber das gute Gefühl, sein Vermögen in den Händen von Profis zu wissen.

Dass diese sich ihre Arbeit vergüten lassen, ist selbstverständlich. Doch das Ausmaß der Entlohnung fällt höchst unterschiedlich aus. Anleger tun gut daran, ihr Geld eher den bescheidenen Kapitalverwaltern zu geben als den maßlosen. Denn an dieser Stelle sparsam zu sein, kann sich für Investoren in barer Münze auszahlen, wie die Auswertung von €uro am Sonntag zeigt.

Signifikante Unterschiede

Die Redaktion hat die Performance günstiger Fonds mit der Leistung teurer verglichen. Für ein möglichst aussagekräftiges Ergebnis wurden besonders umfangreiche Kategorien analysiert: Aktienfonds Welt und Aktienfonds Europa. In der Datenbank von €uro am Sonntag finden sich 286 Portfolios für globale Aktien, bei denen die jährliche Kostenquote angegeben ist. Unter den Produkten für europäische Aktien erfüllen 183 diese Vorgabe.

Aus beiden Gruppen wurde das preiswerteste Fünftel dem teuersten Fünftel gegenübergestellt. Bei den globalen Aktienfonds wurden so 57 Billigheimer mit 57 Hochprozentern verglichen. Bei den Fonds für europäische Aktien wurden jeweils 37 günstige und hochpreisige Portfolios untersucht.

Spiegelbild der Belastung

Die Ergebnisse sind eindeutig: Über einen Zeitraum von fünf Jahren erzielten die günstigen Globalfonds einen Gesamtzuwachs von durchschnittlich 71,4 Prozent, die teuren ein Plus von 63,5 Prozent. Diese Differenz entspricht nahezu exakt dem Gebührenunterschied zwischen den beiden Gruppen. Das preiswerte Quintil verlangt im Mittel 1,15 Prozent pro Jahr, das teure 2,42 Prozent. Diese 1,27 Prozent Unterschied summieren sich aufgrund des Zinseszinseffekts im Lauf von fünf Jahren auf rund 7,5 Prozent. "Jedes Prozent, das ein Fonds einspart, ist Mehrertrag für Anleger", sagt Barbara Claus, Chefanalystin für Fonds bei der Ratingagentur Scope.

Etwas schwächer, aber dennoch klar erkennbar zeigt sich diese Abhängigkeit zwischen Rendite und Kosten auch bei den Europa-Aktienfonds. Hier erzielte das teuerste Fünftel ein Plus von 44,3 Prozent binnen fünf Jahren, das kostengünstigste steigerte seinen Wert um 48 Prozent. Die Gebührendifferenz zwischen den beiden Gruppen fällt ähnlich aus wie bei den Globalportfolios (1,18 Prozent versus 2,49 Prozent).

Die Auswertung zeigt, wie bedeutend die Gebührenlast für den Börsenerfolg ist. "In der Tendenz gilt: je günstiger die Fonds, desto besser die Performance", sagt Claus. Die Analystin gibt aber zu bedenken, dass das nicht für jedes einzelne Portfolio gilt. Auch vergleichsweise teure Produkte können dank überragender Qualität eine starke Leistung erbringen und billige unterdurchschnittlich abschneiden. "Vergleicht man ein Depot mit zehn günstigen Fonds und ein Depot mit zehn teuren, kann der Effekt jedoch schon sichtbar werden", meint sie.

Weil die laufenden Kosten ein wichtiger Indikator für die künftige Wertentwicklung sind, greifen immer mehr Anleger zu ETFs. Diese bilden einen Börsenindex nach und kommen deshalb ohne aktives Management aus. Das spart Gebühren - und lässt mehr Geld in den Taschen der Anleger. So haben ETFs in den beiden Kategorien noch einmal eine höhere Durchschnittsrendite erzielt als die günstigen aktiv gemanagten Fonds. Bei den globalen Aktien-Portfolios waren es zehn Prozent binnen fünf Jahren, bei den europäischen sieben Prozent. Ein schwacher Trost: "Zahlreichen aktiven Managern gelingt es, ihren Vergleichsindex zu übertreffen. Doch der Mehrertrag reicht nicht immer aus, um die Gebührenbelastung auszugleichen", sagt Claus.

Immerhin ist ein Trend erkennbar, dass die Fondskosten leicht zurückgehen. "In den vergangenen Jahren sind die durchschnittlichen laufenden Kosten bei aktiven Fonds zwar leicht gesunken, jedoch liegt diese Entwicklung eher im Bereich weniger Basispunkte", berichtet die Analystin. Besonders bei auffallend teuren Tranchen habe sich eine Verbesserung ergeben.

Rein von der Gebührenseite her müssten Anleger stets zu ETFs greifen. Ein gewisses aktives Management wird dennoch von vielen Sparern geschätzt. €uro am Sonntag konzentriert sich deshalb in den Tabellen unten auf aktiv gemanagte Fonds und listet dort die preiswertesten Portfolios für globale und europäische Aktien auf.

Die Guten und die Schlechten

Um ein vollständiges Bild zu liefern, sind die jeweils fünf teuersten Fonds ebenfalls aufgeführt. Das ermöglicht eine Orientierung, wie die Kostenstruktur in den unerfreulichsten Fällen aussehen kann. Anleger sollten Produkten dieser Preisklasse nicht die Treue halten und sich - auch wenn diese bisher eine gute Leistung gezeigt haben - nach Alternativen umsehen.

Von den fünf vorbildlich bepreisten Produkten für globale Aktien könnte das der Gottlieb Daimler Aktienfonds sein (siehe Tabelle unten). Seit fast zehn Jahren lenkt Martin Berberich das Portfolio mit Erfolg. Der Fondsmanager räumt US-Titeln zwar den größten Raum ein (40 Prozent des Vermögens), gewichtet sie aber deutlich geringer als viele andere Globalfonds. Dafür ist der Anteil europäischer Aktien höher als bei vergleichbaren Produkten.

Unter den fünf günstigsten Portfolios für europäische Aktien ist der Blackrock Advantage Europe Equity besonders empfehlenswert. Um die Titel für den Fonds auszuwählen, verlässt sich Manager Simon Weinberger auf Kollege Computer. Der wertet Firmenkennzahlen statistisch aus und bestimmt so die aussichtsreichsten Aktien.

Wie diese Fonds in Zukunft abschneiden werden, lässt sich nicht vorhersehen. Was aber schon heute bekannt ist, sind ihre Gebühren. Sind diese angenehm niedrig, ist der Grundstein für eine gute Leistung gelegt.