Das traditionelle 60 : 40- Portfolio, also eine Mischung aus 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen, ist am Ende. Zumindest, wenn man den zahlreichen Berichten und Kommentaren glaubt, die in den vergangenen Wochen dazu erschienen sind. Die Argumente, die dabei genannt werden, sind durchaus stichhaltig: In den vergangenen zwei Jahrzehnten waren Anleihen und Aktien negativ korreliert, Verluste in einer Anlageklasse wurden durch Gewinne in der anderen abgefangen. "In Zeiten erhöhter Marktunsicherheit konnten Anleger mit einer traditionellen 60 : 40-Struktur daher die Wertschwankungen und das Risiko ihres Portfolios reduzieren", sagt Huw Davies, Investmentmanager bei Jupiter Asset Management. Doch zuletzt haben sich die beiden Assetklassen oft im Gleichschritt bewegt - nach unten. Während Aktienkurse aufgrund des Kriegs, der Energiekrise und Rezessionsängsten unter Druck gerieten, litten die Notierungen von Anleihen unter den steigenden Zinsen. Denn die machen Anlagen in neu emittierte Papiere attraktiver, weil die höhere Kupons bieten. Investoren stoßen deshalb ältere Anleihen ab, deren Kurs dann fällt. In den 70ern und Anfang der 80er-Jahre gab es schon einmal eine Phase, in der die Entwicklung von Aktien und Anleihen positiv korreliert war.

Zweifellos ist so eine Situation ein Problem für Mischfonds, besonders für solche, die wenig flexibel in der Aufteilung ihrer Investments auf die Anlageklassen sind. Die sogenannten ausgewogenen Mischfonds kommen dabei einem 60 : 40-Portfolio am nächsten. Tatsächlich führt die aktuelle Wertentwicklungsstatistik des BVI (Bundesverband Investment und Asset Management) die Kategorie Mischfonds ausgewogen global mit einem Minus von 7,8 Prozent auf Jahressicht. In den vergangenen zehn Jahren erzielten sie dagegen im Schnitt 3,3 Prozent pro Jahr, es ist also schon ein kräftiger Ausreißer nach unten.

Dass dies Anleger nervös macht, liegt auf der Hand: Wer sich für einen ausgewogenen Mischfonds entscheidet, wählt schließlich bewusst einen eher konservativen Ansatz. Doch zeigt sich in so einem Umfeld auch, welcher Fondsmanager ein besonders gutes Händchen hat. Die Redaktion hat aus den fast 400 ausgewogenen Mischfonds der Verlags-Datenbank Produkte herausgesucht, die sowohl im schwierigen vergangenen Jahr als auch auf Sicht von drei und fünf Jahren eine überdurchschnittlich Performance abgeliefert haben. Dabei fällt auf: Viele gönnen sich neben Aktien und Anleihen noch ein "Extra".

Mit Derivaten oder Gold

Ein Beispiel dafür ist der MFS Meridian Global Total Return (siehe unten). Das 2005 aufgelegte Portfolio war zunächst klassisch nach dem 60 : 40-Prinzip aufgebaut, investiert inzwischen aber auch zu einem geringen Anteil (aktuell elf Prozent) in Derivate. Aktien kommen im Moment auf rund 60, Bonds auf 28 Prozent. Zu den größten Positionen gehören mit Roche, Merck & Co und Johnson & Johnson zum einen Pharmakonzerne, zum anderen Banken (UBS, BNP, JP Morgan, Goldman Sachs). Auf der Anleiheseite stehen über 400 Positionen von Emittenten mit Investment-Grade-Rating.

Der DJE Zins & Dividende hält immer mindestens 50 Prozent Anleihen. Währungsrisiken werden abhängig von der Marktlage abgesichert. Auch bei diesem Portfolio steckt aktuell ein erheblicher Anteil im Sektor Gesundheit, der dänische Diabetes-Spezialist Novo Nordisk ist die zweitgrößte Aktienposition im Fonds nach dem norwegischen Energiekonzern Equinor. Auf der Anleiheseite stockte Manager Jan Ehrhardt zuletzt norwegische Staatsanleihen auf und bauten US-Treasuries ab.

Ebenfalls ein gutes Bild gibt der BL-Global 50 ab. Der Fonds von Banque de Luxembourg Investments setzt etwa 50 : 50 auf Aktien und Anleihen sowie Geldmarktinstrumente. Außergewöhnlich ist die Möglichkeit der Beteiligung an Edelmetallen über ETCs. Davon macht Fondsmanager Joël Reuland aktuell sehr aktiv Gebrauch. Der Goldanteil liegt bei rund 22 Prozent. Zusätzlich hält er noch einige Goldproduzenten.