Mit knapp 14 Milliarden Dollar Anlagevermögen zählt der Pimco GIS Diversified Income zu den Dickschiffen bei den weltweiten Anleihefonds. Er investiert in Papiere zahlreicher Anlageklassen, von Staats- über Unternehmens- bis Emerging-Markets- Anleihen, um höhere Renditen zu erzielen. Die breite Streuung soll die Schwankungen im Zaum halten. Tatsächlich sind die Anlageergebnisse seit vielen Jahren überzeugend - und Pimco misst der Strategie großes Gewicht bei. Vier Fondsmanager kümmern sich um die Geschicke des Portfolios. Mehr als zehn Jahre und damit am längsten im Team ist Eve Tournier, die vom Branchenportal Citywire in der überschaubaren Liste der Alpha-Frauen der Anlageszene geführt wird.

€uro am Sonntag: Frau Tournier, wie optimistisch blicken Sie derzeit auf die Märkte?

Eve Tournier: Wir wissen noch nicht, ob die Programme der Regierungen tatsächlich für einen raschen Neustart der Wirtschaft sorgen werden, ob es zu einer zweiten Infektionswelle kommt und wann es einen Impfstoff geben wird. Immerhin sehen wir aktuell, dass die Pandemie in Europa offenbar eingedämmt werden konnte und die Volkswirtschaften anfangen, sich zu erholen. Das hat die Märkte zuletzt stabilisiert. Doch die Unsicherheit bleibt groß.

Was heißt das für Ihre Arbeit?

Unser Fokus liegt auf der sorgfältigen Titelauswahl und einer durchdachten Streuung. Die Bewertungen am Markt änderten sich sehr abrupt, das eröffnet langfristig ausgerichteten Anlegern Chancen. Denn man kann von höheren Risikoaufschlägen profitieren, sollte sich aber auf die qualitativ hochwertigen Unternehmen konzentrieren.

Wie gehen Sie konkret vor?

Wir sind derzeit im Investment- Grade-Sektor übergewichtet. Dort gibt es historisch gesehen nur wenige Zahlungsausfälle. Daneben investieren wir in einige strukturierte Produkte wie Hypothekenanleihen, die ebenfalls ein sehr gutes Rating aufweisen. Bei hochverzinslichen Papieren oder Anleihen aus den Schwellenländern sind wir dagegen sehr defensiv.


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Wie ist generell das Bild bei Unternehmensanleihen?

Einige Branchen werden von Corona kaum tangiert, zum Beispiel Versorger oder Telekom. Andere könnten von der Krise sogar profitieren, etwa pharmazeutische Unternehmen. Und dann gibt es die großen Verlierer: Hotels, Airlines, die gesamte Vergnügungs-, Übernachtungs- und Transportbranche. Doch auch unter diesen Firmen gibt es welche, die Chancen bieten.

Wie meinen Sie das?

Man muss als Investor differenzieren: Ist das Unternehmen ein nationaler Champion und großer Arbeitgeber? Und ist es in einem Land angesiedelt, in dem die Regierung den Willen und die Mittel zur Unterstützung hat? Solche Unternehmen können die Krise überleben und sogar gestärkt aus ihr hervorgehen, während manche kleinere Konkurrenten von der Bildfläche verschwinden.

Wie werden die Schwellenländer aus der Krise kommen?

Zunächst einmal sind die Emerging Markets mit einer guten Voraussetzung in die Krise gegangen - nämlich einer geringeren Verschuldung. Das verschafft ihnen theoretisch mehr Handlungsspielraum. Auf der anderen Seite sind viele Schwellenländer Ölexporteure und leiden unter den niedrigen Energiepreisen. Auch die Abhängigkeit vom Tourismus ist vielerorts hoch. Aus all diesen Gründen sind wir derzeit vorsichtig mit Schwellenländer-Investments und konzentrieren uns nur auf Staatsanleihen mit den besten Ratings.

Pimco GIS Divers. Income: Der Fonds investiert in ein breites Spektrum an globalen Anleihen. Fondsmanagerin Eve Tournier erzielte auf Eurobasis rund 85 Prozent Plus in den vergangenen zehn Jahren.