Woche für Woche berichtet €uro am Sonntag über große Fonds erfahrener Manager. Dieses Mal dreht die Redaktion den Spieß um und wirft einen Blick auf Portfolios, die von besonders jungen Managerinnen und Managern gelenkt werden. Die Redaktion hat bei den drei großen deutschen Gesellschaften mit Kreditinstituten im Hintergrund angefragt und sie um Namen sehr junger Fondslenker gebeten. Mit dreien dieser Einsteiger hat €uro am Sonntag gesprochen und sie zu ihrem Werdegang und ihren aktuellen Aufgaben befragt. Die Fonds, die sie managen, haben sich in den vergangenen zwölf Monaten besser entwickelt als ihre Vergleichsgruppe - und machen damit Lust auf mehr.

Für Moritz Kronenberger, Nachwuchsmanager bei Union Investment, war 2021 in beruflicher Hinsicht turbulent. Zu Beginn des Jahres wurde er Co-Manager von zwei Europa-Aktienfonds, darunter der UniEuroStoxx 50, der Standardwerte aus der Eurozone kauft und eine Milliarde Euro verwaltet (ISIN: LU 009 070 761 2). In beiden bildet er ein Team mit der etablierten Managerin Alexandra Annecke, die mehr als 20 Jahre Erfahrung mit der Portfolioverwaltung hat. Am 1. April kam ein weiterer Fonds hinzu, für den Kronenberger sogar allein verantwortlich ist: der UniInstitutional Euro Equities 50, der sich ausschließlich an Großanleger richtet. Das Produkt wurde neu aufgelegt, um eine Lücke im Angebot der Fondstochter der Volks- und Raiffeisenbanken zu schließen.

Auch wenn Kronenberger noch dabei ist, seinen Managementstil zu entwickeln, kann er Tendenzen bereits benennen: "Meine Neigungen beim Investieren gehen in Richtung Momentum und Growth. Erkenne ich bei Unternehmen großes organisches Wachstum, ist die Bewertung erst einmal zweitrangig", erklärt er und ergänzt: "Manche Titel haben eine Fan-Basis, die die Aktien trägt." Momentum-Anleger wollen solche Trends ausnutzen.

Die Begeisterung für seine Tätigkeit ist dem 27-Jährigen deutlich anzumerken. "Die Dynamik am Aktienmarkt fasziniert mich, und die Manager internationaler Konzerne zu treffen, ist großartig", sagt er. Kein Wunder also, dass er den Traum vieler Portfoliolenker hat: "Irgendwann an der Spitze eines großen Fonds zu sitzen, wäre fantastisch."

Noch ein Jahr jünger als Kronenberger ist Angelina Kostyrina, die für die DWS, die Fondstochter der Deutschen Bank, tätig ist. Die 26-Jährige ist Co-Managerin der Mischfonds-Reihe DWS Strategic ESG Allocation, die in den Abstufungen Defensive (LU 174 098 522 8), Balance (LU 192 243 033 2) und Dynamic (LU 174 098 573 1) für Anleger mit unterschiedlicher Risikoneigung angeboten wird. Zusammen mit Manager Peter Warken nutzt sie überwiegend ETFs, um für jeden der drei Fonds ein gemischtes Portfolio aus verschiedenen Anlageklassen zusammenzustellen. Dabei beachtet sie Kriterien für nachhaltiges Wirtschaften.

Eine wichtige Aufgabe der Managerin ist die Weiterentwicklung der hauseigenen Computerprogramme zur Portfolio-Optimierung - eine Fähigkeit, die sie sich während ihres einjährigen Trainee-Programms bei der DWS angeeignet hat. "Meine täglichen Aufgaben können sehr technisch sein", sagt denn auch Kostyrina.

Vorlieben entwickeln

Zu Beginn ihres Studiums hatte sie noch keine klare Vorstellung, wie ihr späterer beruflicher Werdegang aussehen könnte. "Nach einiger Zeit merkte ich aber, dass ich den Bereich Portfoliomanagement als viel attraktiver empfand als zum Beispiel das Investmentbanking." An ihr Studium Banking and Finance in London schlossen sich zwei Jahre in Paris an, wo sie ihren Masterabschluss machte. Danach begann ihre Karriere bei der DWS in Frankfurt.

Einen speziellen Managementstil macht Kostyrina bei sich noch nicht aus. "Mein Vorteil ist, dass ich eine relativ große internationale Erfahrung habe." Neben ihrer Muttersprache Russisch spricht sie fließend Englisch, Französisch und Deutsch - passend zu den Stationen ihres Werdegangs.

Bereits etwas etablierter als Fondsmanager ist Gero Stöckle. Der 33-Jährige ist seit 2009 für die Deka tätig. Stöckle wusste schon als Schüler, dass die Vermögensverwaltung sein Ding ist. "Kurz vor meinem Abitur war ich auf einem Börsentag und der hat mein Interesse an Aktien geweckt. Während meines Zivildienstes habe ich mich informiert, wo man das betreiben kann", erzählt er.

Stöckle wählte den Weg über eine zweieinhalbjährige Ausbildung zum Investmentfondskaufmann bei der Deka. Dem Wertpapierhaus der Sparkassen blieb er auch während seines berufsbegleitenden Studiums an der Frankfurt School of Finance & Management treu. Erst arbeitete er dort als Analyst für asiatische Technologie-, Medien- und Telekommunikationsaktien, später als Junior-Portfoliomanager für Aktien aus Lateinamerika. Zusätzlich absolvierte er ein Masterstudium in Madrid.

Inzwischen kümmert sich Stöckle um weit mehr als einzelne Regionen. Seit fast vier Jahren steuert er den Deka-Global ConvergenceAktien (LU 027 117 716 3), einen Fonds für Unternehmen aus Schwellenländern. Der Manager verknüpft in seinem Portfolio zwei Ansätze. "Auf der einen Seite verstehe ich mich als Contrarian-Anleger, der auf unterbewertete zyklische Unternehmen setzt", sagt er. "Auf der anderen Seite verfolge ich einen Wachstumsansatz, um der großen Wachstumsdynamik Rechnung zu tragen, die Schwellenländerunternehmen bieten." Stöckle begreift beide Bereiche regelrecht als eigenständige Anlageklassen innerhalb des Aktienmarkts. Ob er damit weiterhin erfolgreich ist, sollten Anleger - wie auch bei den zwei anderen Talenten - unbedingt im Auge behalten.