Herdentrieb mit Überschwang und Panik - obwohl Finanzprofis mehr Wissen als Privatleute haben, laufen sie Gefahr, bei ihren Investments die gleichen Fehler zu begehen. Der Fondsanbieter Fidelity will dem mit neuen Technologien und Tools begegnen.

Anleger optimierten an der Börse nicht den Gewinn, sondern das persönliche Wohlbefinden - dies sei eine zentrale Erkenntnis der Behavioural Finance, so Fidelity. Auch Fonds­profis seien vor der Macht des Unterbewussten nicht gefeit.

"Nicht nur Privatanleger, auch Profis fallen Verhaltensano­malien zum Opfer", sagt Thorsten Hens, Professor am ­Institut für Banking und Finance der Universität Zürich. Auch bei ­ihnen bestünden oft Defizite, wenn es ums Erkennen verzerrter Wahrnehmungs-, Erinnerungs- und Denkprozesse geht.

Die Profis könnten ihre In­vestmententscheidungen zwar ­besser an den Finanzmärkten umsetzen. Ob diese Entscheidungen psychologisch verzerrt sind, nähmen sie aber so wenig wahr wie Privatanleger. "Bei beiden kommt es zu Herdenverhalten mit irrationalem Überschwang und Panik", so Hens.

Tools und Teams

Die Branche könne zwar gut mit numerischen Informationen umgehen, allerdings schlecht mit emotionalen, heißt es bei Fidelity. Mit verschiedenen Tools, die seit vergangenem Jahr im Einsatz sind, sollen Portfoliomanager und Analysten da­her auf mögliche Behavioural-­Finance-Phänomene aufmerksam gemacht werden, damit sie ihre Entscheidungen auf einer objektiveren Grundlage treffen.

Beispielsweise wird das Sentiment hinsichtlich einer Aktie erfasst. Anhand dessen muss dann auch ein Analyst, der mit seiner Empfehlung für diese Aktie möglicherweise emotional zu stark verbunden ist, diese Einschätzung hinterfragen.

Weil Frauen weniger zu Selbst­überschätzung und Kon­trollillusion neigten, seien zudem gemischte Teams von Vorteil, wenn es um langfristigen Erfolg gehe, so Fidelity.