Sind deutsche Aktien derzeit teuer oder günstig bewertet? Das hängt ganz von der Perspektive ab. So reinvestiert der DAX-Performance-Index die Dividenden, der DAX-Kurs-Index jedoch nicht. Daher notiert der Performance-Index heute rund 100 Prozent höher als Anfang 2000, der Kurs-Index nur 15 Prozent höher. Der Performance-Index bestimmt jedoch das Bild in der Öffentlichkeit.

Hansjörg Pack, Manager des DWS Aktien Strategie Deutschland, bringt einen weiteren Aspekt ins Spiel: die niedrigen Zinsen. Generell gilt: Je niedriger die Zinsen sind, desto höher können Aktien bewertet seien, ohne gegenüber Anleihen teuer zu sein. "Bei null Prozent Zinsen ist es jedoch sehr schwierig geworden, Aktien richtig zu bewerten", sagt Pack.

Die mathematischen Modelle, die Pack und seine Kollegen mitunter verwenden, funktionieren dann nicht mehr. Vor 20 Jahren, als die Zinsen noch höher lagen, wären die Kurse beim heutigen DAX-Stand sowie den aktuellen Gewinnaussichten womöglich gefallen, sinniert Pack. "Heute kann man diese Prognose nicht mehr machen." Auch günstig bewertete Aktien müsse man heute kritisch hinterfragen. Das gelte etwa für die deutschen Autohersteller. "Optisch sehen diese Werte günstig aus", sagt Pack. "Allerdings müssen sie hohe Investitionen stemmen." BMW, Daimler und VW zählen daher nicht zu seinen zehn größten Einzelwerten.

Pack mag beim DWS Aktien Strategie Deutschland andere Titel. "Die Unternehmen sollten bei Umsatz und Gewinnen wachsen", sagt er. Zu seinen Top Ten gehören etwa die Versicherer Allianz, Munich Re und Hannover Rück, ebenso wie Technologiewerte wie Infineon, SAP und Wirecard. Insgesamt sei man in Deutschland mit Blick auf die Konjunkturlage im Versicherungs- und Technologiesektor übergewichtet. Wirecard sei zwar umstritten, und man wisse auch um die Schwächen des Unternehmens. "Wir haben uns in Zusammen­arbeit mit externen Wirtschaftsprüfern, Rechnungswesen-Experten und seriösen Analysten intensiv mit den Zahlen und Vorwürfen beschäftigt", erklärt Pack.