Wenn man sich einmal die Schlagzeilen zu Gemüte führt, die so über China gemacht werden, könnte man denken, dort macht bald der Letzte das Licht aus. Man konnte etwa lesen, dass Chinas Wirtschaft so langsam expandiert wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr. Somit würde die Konjunkturlokomotive der Weltwirtschaft an Schwung verlieren. So lag der Wert bei 6,4 Prozent im vierten Quartal und bei 6,6 Prozent für das Gesamtjahr 2018. Trotz dieser Schocknachrichten wird China auch 2019 mit über sechs Prozent wachsen. Was bei solchen Schlagzeilen immer gern vergessen wird, ist der Umstand, dass Chinas Wirtschaft heute eine ganz andere Größe erreicht hat als vor 20 Jahren. Wachstumsraten von acht oder zehn Prozent sind somit gar nicht mehr möglich. Zumal China schon seit einiger Zeit seine Wirtschaft vom Exportland zu einer stärkeren Binnenmarktorientierung umbaut. Die Konsumenten sind nach wie vor der Haupttreiber für das Wachstum des Landes und trugen in den ersten drei Quartalen 2018 78 Prozent zum BIP-Wachstum bei. Kein Wunder: Heute haben laut Qilin Capital bereits 50 Prozent der Bevölkerung ein jährliches Haushaltseinkommen von 16 000 bis 34 000 US-Dollar, 2010 waren es nur sechs Prozent, es sollen bald 80 Prozent sein. "Daher kann China aufgrund gestiegener Löhne nicht länger die billige Werkbank der Welt sein. Ziel ist es vielmehr, die globale Technologieführerschaft in genau definierten Zukunftsbranchen zu übernehmen. Je höher das erreichte Wohlstandsniveau eines Staates, umso geringer werden die Wachstumsraten, ein normaler Vorgang", betont Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat sich laut Mumm in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht. "Der Anteil Chinas am weltweiten kaufkraftbereinigten BIP beträgt knapp 20 Prozent. China wird damit immer mehr und unaufhaltbar zum Dreh- und Angelpunkt der Weltwirtschaft", sagt der Volkswirt.

Für Jan van Eck, CEO beim ETF-Anbieter VanEck, ist der jüngste wirtschaftliche Schrumpfungsprozess im Reich der Mitte ein Hinweis dafür, dass die Liquidität eingeschränkt wurde. Im Sommer 2018 habe die People’s Bank of China jedoch die kurzfristigen Zinsen um 200 Basispunkte gesenkt. "Dies wirkt stimulierend. Gewöhnlich dauert es sechs bis zwölf Monate, bis sich dies auswirkt. Wir rechnen ab dem ersten oder zweiten Quartal 2019 mit einem Aufwärtstrend bei chinesischen Aktien", sagt der Experte. Zwar werde es im ersten Halbjahr noch einige Unsicherheiten geben. Dennoch ist van Eck überzeugt, dass 2019 eine Wachstumsstory für China bereithält - ausgelöst durch die geldpolitische Lockerung der Zentralbank: Die Wirtschaft des Landes sei momentan so stark, dass selbst bei einem Wachstum von nur vier Prozent immer noch Gewinne von zehn bis 20 Prozent erzielt werden könnten.

Fazit:

China wird auch in Zukunft überdurchschnittlich wachsen. Derzeit sind die Aktien günstig. Ein Einstieg sollte sich lohnen.