Der erste Teil mit fünf Erkenntnissen zum Anleger-Verhalten der Deutschen finden Sie hier.

Diese Zahl wird der Fondsbranche nicht wirklich gefallen: 26- bis 35-jährige Anleger und Anlegerinnen haben nur noch einen einzigen aktiv gemanagten Fonds unter ihren 25 beliebtesten Anlageprodukten. Während in früheren Jahren kein Weg an aktiv gemanagten Fonds vorbeiführte, scheinen selbst gute Produkte erfahrener Manager bei der Jugend eher ein Auslaufmodell zu sein. Sie kauft fast ausschließlich ETFs, die ihr komplettes Kapital zu niedrigen Gebühren in alle Aktien bestimmter Indizes investieren, statt einzelne Aktien daraus zu selektieren. Aber auch bei den Älteren, die noch aktiv gemanagte Fonds besitzen, sind diese Indexfonds klar auf dem Vormarsch. In den Depots der Deutschen finden sich beispielsweise ETFs auf den deutschen Leitindex DAX, auf den Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets, auf Europas Stoxx 600 oder auf den amerikanischen S & P 500.

Besonders beliebt sind aber ETFs auf den globalen Aktienindex MSCI World, der über 1500 Aktien aus 23 Industrieländern umfasst. In der Gesamtwertung der 25 beliebtesten Produkte tauchen ganze acht ETFs auf Varianten dieses Index auf. Bei sechs davon handelt es sich um verschiedene Tranchen verschiedener Anbieter wie Xtrackers, iShares oder Lyxor auf den klassischen MSCI World. Daneben gibt es noch einen SRI-ETF auf den MSCI World, der Firmen mit kontroversen Geschäftsmodellen wie Waffenhersteller sowie Produzenten von Atom- und Kohlestrom ausschließt - so bleiben von den 1500 nur noch rund 400 Werte übrig. Hinzu kommt ein MSCI All Country World ETF, der zusätzlich Aktien aus Schwellenländern und kleine Nebenwerte beinhaltet.

Diese globalen ETFs sind übrigens altersübergreifend in den Depots: Die Jüngeren haben acht ETFs auf den MSCI World, dazu kommt das Konkurrenzprodukt FTSE All-World, das einen ähnlichen Ansatz hat und noch mehr Aktien umfasst. Bei den über 66-Jährigen sind immerhin noch sechs Produkte auf den MSCI World im Depot. Insgesamt eignen sich diese globalen ETFs genau wie global anlegende Aktienfonds wegen ihrer breiten Streuung über viele Unternehmen, Länder und Branchen gut als Basisinvestment, in dem ein Großteil des angelegten Kapitals stecken kann. Diese Rolle nehmen sie in den Depots jedoch nur bedingt ein. Zur Erinnerung: Im Schnitt befinden sich fast zwei Drittel des investierten Kapitals der Anleger in wenigen Einzelaktien und nur 13 Prozent in Fonds und 19 Prozent in ETFs. Im Sinne einer besseren Risikostreuung sollte das Verhältnis eher umgekehrt sein.

Die Jungen lieben heiße Branchen. Während bei den breit anlegenden ETFs noch weitgehend Einklang in den Depots der Jungen und Älteren herrscht, sieht es bei den restlichen Produkten anders aus. Hier setzen die Jüngeren - in diesem Fall haben wir dafür die 26- bis 35-Jährigen ausgewählt, über die Gründe dafür später mehr - stark auf Branchenwetten. Sie mögen ETFs mit Aktien aus dem Bereich erneuerbare Energien, die bei den Älteren ebenfalls in den Depots sind. Vor allem haben sie sich aber dem Technologiesektor verschrieben. Viele Junge besitzen etwa den VanEck-ETF Video Gaming and eSports oder den iShares-ETF Automation & Robotics. Dazu kommen noch jeweils zwei ETFs auf den MSCI World Information Technology Index sowie den US-Technologie-Index Nasdaq, die unter den beliebtesten Produkten der Jungen sind. Der einzige aktiv gemanagte Fonds: der BGF World Technology, der auch in Techaktien investiert.

So weit, so gut? Jein, sagt Anlageexperte Andreas Beck, der sich die Depots zusammen mit €uro angesehen hat. "Viele Branchen-ETFs sind von den Marktingabteilungen der ETF-Anbieter ersonnen. Ein erheblicher Teil der Titel in den Produkten hat nicht wirklich viel mit dem Investmentthema zu tun." Ein gutes Beispiel ist der Robotics-ETF von iShares, der bisher zwar hohe Renditen brachte, dessen Portfolio aber teils fragwürdig ist. Und wegen ihrer hohen Anzahl hat Beck auch bei den Technologie-ETFs Bedenken: "Bei den Jüngeren finden sich oft schon einzelne Technologieaktien wie Microsoft oder Apple im Depot. Diese mit einem Technologie-ETF auf den Nasdaq und einen ETF auf den MSCI World zu kombinieren, wo wiederum die gleichen Unternehmen sehr hoch gewichtet sind, macht im Sinne der Diversifizierung wenig Sinn."

Die Alten mögen’s aktiv. Doch machen die Älteren ihre Sache besser? Die Antwort: Ebenfalls jein. Ja, weil einige von ihnen ihren Einzelaktien neben breit streuenden Aktienfonds auf den MSCI World alternativ oder zusätzlich Mischfonds beziehungsweise Offene Immobilienfonds zur Seite stellen. Theoretisch ist das eine gute Sache. So kommen weitere Anlageklassen wie Anleihen, Gold oder Immobilien ins Depot und ermöglichen eine breitere Streuung - was aber im Gegenzug den Gewinn etwas senkt, da diese Anlageklassen traditionell weniger Rendite bringen.

Nein hingegen, da Anleger und Anlegerinnen in der Praxis mit ihrer Produktwahl nicht immer voll zufrieden sein dürften. Bei den Immobilienfonds mussten Anleger des SEB Immoinvest zum Beispiel 2012 erfahren, dass diese Anlageklasse doch nicht so sicher wie versprochen ist. Weil viele Investoren ihr Kapital abgezogen hatten, wurde der Fonds liquidiert und befindet sich nun seit fast zehn Jahren in der Abwicklung. Statt stetiger Renditen bekommen Anleger nun nur tröpfchenweise Teile ihres Gelds zurück. Und während die Mischfonds Kapital Plus und Flossbach von Storch Multiple Opportunities solide liefen, überzeugten nicht alle der anderen beliebten aktiv gemanagten Fonds. Der DWS Vermögensbildungsfonds brachte ähnlich wie der M & G Global Themes noch annähernd vergleichbare Erträge wie der globale Aktienindex MSCI World, der riesige DWS Top Dividende blieb aber weit hinter dem globalen Index zurück. Und auch der Fidelity European Growth knüpfte nicht mehr an seine früheren Erfolge an, während der DWS Aktienstrategie Deutschland weiter klar besser ist als der DAX.

Erstaunt hat uns übrigens zunächst, dass bei den jüngsten Anlegern und Anlegerinnen unter 25 Jahren aktive Fonds wie der DWS Top Dividende oder der DWS Vermögensbildungsfonds ebenfalls deutlich beliebter sind als bei den 26- bis 35-Jährigen. Nach Gesprächen mit der Consorsbank drängen sich jedoch zwei Gründe auf, warum sich die Depots der Generation 66 plus und der Generation unter 25 stärker gleichen: Erstens führen die 18- bis 25-Jährigen häufig die Depots weiter, die von Eltern und Großeltern für sie angelegt wurden. Zweitens werden sie bei den ersten Schritten auf dem Börsenparkett vermutlich auch häufig von ihnen beraten, weshalb sie in diesem Fall keine optimale Vergleichsgruppe für das unterschiedliche Anlageverhalten von Jung und Alt sind.