Es gibt Dinge, von denen kann man nur träumen. Wer Abenteuer mag, für den gehört dazu womöglich eine Schiffsreise über die Nordwestpassage im Polarmeer. Erst 1903 gelang Roald Amundsen die erste Befahrung dieser 5800 Kilometer langen und nur selten eisfreien Route vom Pazifik in den Atlantik. Noch heute gehört eine Fahrt auf dem vom Eisbären, Robben und Walen bevölkerten Seeweg zu den atemberaubendsten Naturerlebnissen. Atemberaubend ist auch ihr Preis: Beim norwegischen Anbieter Hurtigruten kostet eine Kabine für zwei Personen an Bord der MS "Roald Amundsen" mindestens 37 980 Euro - ähnlich viel wie eine neue Mittelklasselimousine. Wer sich einmal einschiffen will, sollte also lieber schnell anfangen zu sparen.

Eine langweilige, zugleich aber für Arbeitnehmer sehr erfreuliche Möglichkeit, an so viel Geld zu kommen, sind vermögenswirksame Leistungen (VL). Langweilig sind VL, weil sie im Grunde nichts anderes als ein monatlicher Sparplan sind. Für Arbeitnehmer sehr erfreulich sind sie jedoch, weil es sich bei den Sparbeiträgen um geschenktes Geld vom Arbeitgeber handelt. Er zahlt die monatlichen Sparsummen nämlich zusätzlich zum Gehalt, nur Steuern und Abgaben fallen an.

Spendiert er den Höchstsatz von 40 Euro pro Monat, kommen im Laufe von 30 Jahren so 14 400 Euro reine Sparsumme zusammen - ohne Rendite, Zins und Zinseszins. Da das Geld investiert werden muss, kann noch viel mehr daraus werden. Steckt man es zum Beispiel in einen Aktienfonds und kalkuliert dessen Plus mit der jährlichen Durchschnittsrendite globaler Aktien von sechs Prozent, kommt man nach 30 Jahren ziemlich genau auf die 38 000 Euro, die eine Reise auf der Nordwestpassage für zwei Personen kostet (siehe Grafik). So wird die Reise oder etwas ähnlich Teures zu einem Geschenk vom Chef.

Der Aufwand lohnt sich


Obwohl es beim VL-Sparen also auf lange Sicht um enorme Summen geht, nehmen Millionen Arbeitnehmer das Geldgeschenk nicht in Anspruch. Laut Deutschem In-stitut für Altersvorsorge lassen sie sich so jedes Jahr insgesamt 1,6 Milliarden Euro durch die Lappen gehen. Womöglich liegt das am fatalen Irrglauben, dass die kleinen Sparraten beim Vermögens-aufbau kaum ins Gewicht fallen. Oder daran, dass viele Berufstätige den Aufwand scheuen, der mit dem Beantragen der VL verbunden ist. Doch der ist gar nicht so groß. Und er lohnt sich.

Zunächst müssen Arbeitnehmer herausfinden, ob ihr Betrieb VL zahlt. Denn nicht jeder Chef tut das, auch die Summen unterscheiden sich von Betrieb zu Betrieb. Besonders knausrig ist ausgerechnet der öffentliche Dienst. Dort haben Mitarbeiter im Moment nur Anspruch auf 6,65 Euro im Monat. Spendabler sind viele Mittelständler und Großkonzerne, sie legen oft den Maximal betrag von 40 Euro hin. Bekommt ein Arbeitnehmer nicht den vollen Betrag, kann er aus eigener Tasche bis zur Grenze von 40 Euro aufstocken. Wie die Rahmenbedingungen im eigenen Betrieb genau sind, klärt ein Blick in den Tarifvertrag beziehungsweise in die Betriebsvereinbarung oder ein Gang zu Betriebsrat oder Geschäftsleitung. Da der Staat die private Altersvorsorge der Angestellten unterstützen will, werden die verschiedenen VL-Anlageformen übrigens mit bis zu 80 Euro pro Person und Jahr gefördert. Um die Förderungen zu erhalten, darf man als Single allerdings je nach Anlageart nicht mehr als rund 20 000 Euro zu versteuerndes Jahreseinkommen haben. Für zusammen veranlagte Paare sind es maximal 40 000 Euro.

Sind die Voraussetzungen geklärt, muss man für seine VL eine Anlageart wählen, schließlich müssen sie zwingend investiert werden. Man kann VL beispielsweise in einen Bausparvertrag einzahlen oder einen Baukredit damit bedienen. Beides lohnt sich aber nur, wenn man eine Immobilie erwerben will beziehungsweise erworben hat. Zum Vermögensaufbau besser geeignet sind Banksparpläne, aber auch diese liefern nur relativ kleine Renditen.

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Fonds bringen höchste Rendite


Bleiben als lukrativste Optionen die Aktienfonds. Auf lange Sicht werfen sie mit Abstand die höchste Rendite ab. Globale Aktien brachten in den vergangenen 30 Jahren - wie erwähnt - im Schnitt sechs Prozent Ertrag pro Jahr. Selbst wenn die Gewinne in den nächsten 30 Jahren nur halb so groß ausfallen würden, wären sie noch deutlich höher als bei Bausparern oder Banksparplänen. Und da man gezwungenermaßen lange investiert bleibt - ein VL-Vertrag muss mindestens sieben Jahre laufen -, nimmt auch die Gefahr ab, mit einem Aktienfonds ins Minus zu rutschen.

Denn bei einer Investition in globale Aktien sinkt selbst bei schlechtestem Timing das Verlustrisiko nach zehn Jahren statistisch gesehen gegen null. Geht man davon aus, dass ein Arbeitsleben 30 Jahre und länger dauert und man in dieser Zeit kontinuierlich in Aktienfonds einzahlt, muss man sich nicht vor Börsencrashs fürchten. Liegt ein Crash nicht am Ende der Sparphase, greift zudem der positive Effekt, dass man nach dem Absturz Anteile günstig einkauft, die dann im Wert wieder steigen.

Viel hängt vom Anbieter ab.


Ist die grundsätzliche Entscheidung für Aktienfonds gefallen, kommt wohl der schwierigste Schritt: die Auswahl eines passenden VL-Fonds. Der beginnt schon mit der Wahl des Depotanbieters. Grundsätzlich sind zwar rund 1000 Fonds in Deutschland VL-fähig. In der Praxis ist man aber auf Produkte beschränkt, die die Hausbank anbietet. Bei Sparkassen und Volksbanken sind das nur rund zehn Stück. Bei der Commerzbank sind es immerhin weit über 100, zudem gibt es dort neben aktiv gemanagten Fonds auch kostengünstige Indexfonds (ETF), die sich für das VL-Sparen gut eignen.

Größer ist die Auswahl bei Onlinebrokern und Fondsvermittlern wie Finvesto, Fondsdiscount, Fonds-Su-per-Markt oder AAV Fondsvermittlung. Sie vermitteln Depots bei Fondsbanken wie Ebase, FIL Fondsbank oder Fondsdepotbank. Gegenüber Filialbanken haben sie zwei große Vorteile: Erstens bieten sie meist 400 bis 900 VL-Fonds. Zweitens sind die meisten VL-Fonds dort rabattiert. Und das oft bis zu 100 Prozent. Das heißt: Der von Banken meist kassierte Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent entfällt. Das ist möglich, weil die Vermittler den Anbietern eine große Menge an Kunden zugänglich machen und diese ihnen deshalb Teile der Bestandsprovisionen weiterreichen.

Weil die Depotgebühren bei den Vermittlern häufig bei nur zwölf Euro pro Jahr liegen, rechnet sich ein Wechsel des VL-Depots wegen der geringeren Kosten und der großen Auswahl oft. Will man aus praktischen Gründen dennoch bei seiner Hausbank bleiben, sollte man dort nachfragen, ob sie ebenfalls Rabatt auf den Ausgabeaufschlag gewährt oder einen gewünschten Fonds, der nicht in ihrem regulären VL-Sortiment ist, trotzdem bereitstellt. Beides ist manchmal möglich, hängt aber häufig vom Berater ab.

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Passende Fonds auswählen


Bleibt die Auswahl des konkreten VL-Fonds. Von ihm hängt der Erfolg des VL-Sparens ab. Dabei sollte man nicht darauf schielen, ob er in den letzten Monaten eine besonders hohe Rendite erwirtschaftet hat. Viel wichtiger ist, dass er über viele Jahre erfolgreich war. Denn das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass er das auch in Zukunft sein wird.

Zudem gilt es zu beachten, welcher Baustein in der Vermögensplanung die VL-Leistungen sind. Ist der VL-Fonds der einzige Aktienfonds im Depot und damit ein Grundbaustein, sollte man keine Experimente wagen und auf möglichst breit streuende Fonds setzen. Ist er aber eines von mehreren Produkten in einem größeren Depot, sollte man Dopplungen und Überschneidungen innerhalb des Depots vermeiden und einen VL-Fonds wählen, der eine möglichst gute Ergänzung darstellt. Vorschläge und Anregung für passende Fonds finden sich im Kasten links und auf den kommenden Seiten. Beherzigt man die dortigen Tipps und Hinweise, stehen die Chancen gut, dass das geschenkte VL-Geld am Ende der Berufslaufbahn reicht, um sich einen Traum wie eine Reise auf der Nordwestpassage zu erfüllen.

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V

L als Grundbaustein der Altersvorsorge


Wer sonst beim Vermögensaufbau einen Bogen um Aktien macht, sollte sich überlegen, wenigstens seine VL in einen Aktienfonds zu investieren. Dabei sollte man allerdings ein Produkt auswählen, das in möglichst viele Unternehmen investiert und so das Risiko senkt.

Aktien können eine riskante Geldanlage sein. Befolgt man aber zwei einfache Regeln, minimiert man das Risiko und erhöht die Chance auf Gewinne. Die erste Regel: langfristig investieren, was Verluste statistisch unwahrscheinlich macht. Dazu wird man beim VL-Sparen -ohnehin gezwungen, denn die Sparpläne laufen mindestens sieben Jahre. Die zweite Regel: breit streuen, um Verluste einzelner Firmen mit Gewinnen andernorts auszugleichen. Diese Regel wird oft vernachlässigt, obwohl sie einfach zu befolgen ist. Denn schon mit einem einzigen Fonds kann man in Titel aus vielen Ländern, Regionen und Branchen investieren, ohne jede Aktie einzeln kaufen zu müssen.

Das Paradebeispiel hierfür sind ETF genannte Indexfonds, die alle im globalen Aktienindex MSCI All Country World gelisteten Papiere erwerben. Das sind sage und schreibe über 2700 Aktien aus 23 Industrienationen und 24 Schwellenländern. Obwohl immer noch über die Hälfte der Werte im Index aus den USA stammen, bietet wohl kein anderer Aktienfonds eine breitere Streuung, weshalb sich etwa der Xtrackers MSCI AC World ETF bestens als Basisinvestment für das VL-Sparen eignet. Mit dem ETF hält man Anteile an amerikanischen Börsengiganten wie Apple, Microsoft oder Amazon, aber auch an anderen Riesen wie Nestlé aus der Schweiz, Tencent aus China, SAP aus Deutschland, Total aus Frankreich oder Toyota aus Japan. Zudem fliegen Aktien mit zu schlechter Wertentwicklung über kurz oder lang aus dem Index, gute steigen in ihn auf. Dieser Anlageprozess erfolgt automatisch und ohne Fondsmanager, weshalb die Gebühren für ETFs gering sind.

Gleichwohl gibt es auch aktiv gemanagte Fonds, die ihre höheren Kosten wert sind. Der ebenfalls weltweit anlegende Allianz Interglobal hat mit einer geschickten Titelauswahl in den vergangenen fünf Jahren noch höhere Gewinne erzielt als der MSCI AC World ETF. Im Fonds finden sich oft ungewöhnliche Aktien wie der Sicherheitstechnik-Experte Assa Abloy aus Schweden unter den größten Positionen. Zudem bieten aktive Fonds einen weiteren Vorteil: Sie können Kriterien berücksichtigen, die viele ETFs ignorieren. So investieren die Manager des terrAssisi Aktien und des Triodos Sustainable Equity ihr Kapital möglichst nachhaltig und achten bei der Aktienauswahl auf Umweltschutz, Sozialverträglichkeit und gute Unternehmensführung. Der Fonds von terrAssisi orientiert sich dabei an den ethischen Leitlinien des Franziskanerordens. Wer den Triodos Sustainable Equity kauft, bekommt sein VL-Depot bei der nachhaltigen Triodos-Direktbank sogar kostenfrei. Obwohl man in beide Fonds mit gutem Gewissen anlegen kann, muss man kaum auf Rendite verzichten.

Bei all diesen Produkten sollte man sich allerdings bewusst sein, dass man in Aktienfonds investiert, die auch einmal längere schlechte Phasen haben können. Abhilfe bieten hier Mischfonds, die neben Aktien auch in Anleihen und Rohstoffe investieren und zudem viel Cash halten können. Die VL-fähige Auswahl dieser Fonds ist jedoch gering, weil der Gesetzgeber für VL-Fonds eine Mindestaktienquote von 60 Prozent vorschreibt, die vielen Managern von Mischfonds zu starr ist. Zu den gängigsten VL-fähigen Exemplaren gehört der BGF Global Allocation Fund. Mit diesen Mischfonds fallen die zwischenzeitlichen Verluste und Schwankungen tatsächlich niedriger aus als bei reinen Aktienfonds. Dafür ist aber auch die Rendite deutlich geringer.

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VL als einer von mehreren Bausteinen im Depot


Wer schon ein Depot mit Aktien oder Aktienfonds hat, sollte die VL in einem Produkt anlegen, das eine gute Ergänzung zum bestehenden Portfolio ist. Oft ist das etwa ein Fonds für Nebenwerte oder Aktien aus Schwellenländern, die in vielen Depots kaum vertreten sind.

Wer schon einen oder zwei Fonds und vielleicht ein paar Einzelaktien in seinem Depot hat, begeht bei der Auswahl seines VL-Fonds oft einen folgenschweren Fehler: Anleger stecken ihre vermögenswirksamen Leistungen nämlich gern in Fonds, die sich kaum von jenen Produkten unterscheiden, die sie ohnehin schon im Depot haben. Wer zum Beispiel einen ETF auf den globalen Aktienindex MSCI World besitzt, sollte nicht zusätzlich einen Technologiefonds kaufen. Denn in -beiden Produkten sind US-Aktien wie Apple oder Facebook sehr hoch gewichtet. Statt solche Dopplungen - im Fachjargon Klumpenrisiko genannt - zu produzieren, sollten Anleger lieber nach VL-Produkten suchen, die ihr Portfolio gut ergänzen.

Ein Beispiel dafür sind Nebenwerte, also die Aktien kleinerer und mittlerer Unternehmen. In vielen Depots spielen die nämlich lediglich eine Nebenrolle. Die auch Small und Mid Caps genannten Papiere schwanken zwar etwas stärker als die von Großkonzernen, dafür haben kleine Unternehmen meist mehr Wachstumspotenzial, was ihren Aktien viel Schwung verleiht. Sichtbar wird das etwa beim Siemens -Global Growth, der in den vergangenen Jahren sehr hohe Gewinne verbuchte.

Der Fonds investiert zwar häufig in Firmen aus dem Technologiebereich, die stammen aber meist aus der zweiten Börsenreihe, was die Gefahr von Überschneidungen verringert. Im Vergleich zu anderen globalen Aktienfonds, die meist sehr US-lastig sind, hat der Siemens-Fonds zudem Titel aus Europa und Japan mit je etwa einem Drittel relativ hoch gewichtet. Ganz ohne US-Werte kommt hingegen der BB Entrepreneur Europe Small aus, der deshalb eine noch bessere Beimischung zu global ausgerichteten Portfolios bietet. Er investiert in kleinere Aktien aus Europa und hat eine weitere Besonderheit: Fondsmanagerin Birgitte Olsen kauft nur Anteile von familien- und inhabergeführten Firmen wie CTS Eventim oder Bakkafrost.

Eine weitere Diversifizierungsmöglichkeit ist die Erhöhung des Anteils der Aktien aus Schwellenländern, die ebenfalls häufig in global ausgerichteten Depots unterrepräsentiert sind. Das geht etwa, indem man gezielt einen Fonds für Aktien aus China kauft. Einer der besten VL-fähigen Fonds aus diesem Bereich ist der Fidelity China Focus Fund. Einen breiteren Zugang zu Aktien aus Schwellenländern bietet der MSCI Emerging Markets Index, in den man etwa mit einem ETF von Comstage investieren kann. Titel aus China machen dort etwa 32 Prozent aus, gefolgt von Aktien aus Südkorea (14 Prozent), Taiwan (elf Prozent), -Indien und Brasilien (je acht Prozent). Diese breite Streuung senkt die Risiken.

Wer nicht auf Aktien aus Schwellenländern setzen will, kann auch den Anteil deutscher Aktien in seinem Portfolio ausbauen, zumindest wenn man bisher beispielsweise hauptsächlich in einen ETF auf den globalen Aktienindex MSCI AC World investiert.

Dort beträgt der Anteil deutscher Aktien nämlich lediglich drei Prozent. Ein Klassiker unter den Deutschland-Fonds ist der DWS Aktien Strategie Deutschland, in dem sich neben den Anteilen von Großkonzernen wie SAP oder Allianz auch mittelgroße und kleinere Werte wie Puma oder Evotec finden. Aber Vorsicht: Wer neben Fonds bereits einige deutsche Einzelaktien im Portfolio hat, sollte sich lieber für eines der anderen Produkte entscheiden. Schließlich soll der VL-Fonds eine gute Ergänzung und keine schlechte Dopplung sein.

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VL als Risikobaustein, mit dem man Verluste verkraftet


Wer seinen Vermögensaufbau längst akribisch durchgeplant hat und die VL nur mitnimmt, um nichts zu verschenken, kann mit dem Geld etwas wagen. Hier bieten sich zum Beispiel Themen- und Branchenwetten an. Die sind zwar riskant, können sich aber auszahlen.

Sie haben bereits ein breit aufgestelltes und bis ins letzte Detail durchdachtes Portfolio, wollen sich aber die bis zu 40 Euro an vermögenswirksamen Leistungen pro Monat nicht entgehen lassen? Dann kann man mit seinen VL-Zahlungen einen Kredit tilgen oder einen Bausparvertrag besparen - oder das geschenkte Geld als Risikobaustein eines breiteren Depots nutzen, mit dem man etwas wagt. Besonders gut eignen sich dafür Themen- und Brancheninvestments: Sie sind zwar riskant, weil - siehe Banken - oft ganze Branchen in eine Krise geraten können. Aus diesem Grund sind solche Wetten als Basisinvestment auch ungeeignet.

Allerdings können sich bestimmte zukunftsreiche Branchen auch über Jahre besser als der breite Markt entwickeln, was sie als Spekulationsobjekt prädestiniert. Besonders wenn sie von gesellschaftlichen Trends profitieren, die auch noch viele Jahre anhalten werden.

Beispiel Gesundheit: Weltweit steigt der Bedarf an Gesundheitsleistungen stetig. Das hat mit der Alterung der Gesellschaft zu tun, aber auch mit der wachsenden Mittelschicht in Schwellenländern, die sich die Kosten für Ärzte und medizinische Behandlungen leisten kann. Gleichzeitig ermöglicht der technische Fortschritt neue Behandlungsmöglichkeiten.

Diese Trends bündelt der BB Adamant Medtech & Services Fonds, der in Firmen wie Abbott Laboratories, Medtronic oder Intuitive Surgical investiert, die beispielsweise moderne Operations- und Analysegeräte anbieten. Er eignet sich bestens als Risikobeimischung, da die Spezialnische in der Regel kaum Überschneidungen mit -anderen Fonds eines Portfolios produziert. Ähnliches gilt für den Candriam Equity Biotechnology, in dem sich die Aktien von innovativen Medikamentenherstellern wie Biogen, Amgen oder Gilead Sciences finden. Die sind für ihre starken Schwankungen, aber auch für enorme Gewinne bekannt.

Eine weitere spannende und als Risikobeimischung gut geeignete Branche hat mit dem Thema Wasser zu tun. Der Klimawandel und die wachsende Weltbevölkerung machen Wasserversorgung, Wasseraufbereitung und Abwasserreinigung zu einer immer wichtigeren Branche. Hier sind zum Beispiel Unternehmen wie American Water Works, Veolia Environment oder Thermo Fisher, die Messgeräte liefern, engagiert. Wegen Überschneidungen ungeeignet sind Wasserfonds meist nur, wenn bereits ein Nachhaltigkeits- oder Ökofonds im Depot liegt. Und auch beim RobecoSAM Smart Materials sind unbeabsichtigte Dopplungen mit anderen Aktien oder Fonds im Depot eher selten. Denn obwohl es sich bei dem von Pieter Busscher geleiteten Produkt im Grunde um einen Rohstofffonds handelt, findet man dort kaum Bergbauriesen wie BHP Billiton. Busschers großes Anlagethema sind intelligente Werkstoffe, die man für wichtige Technologieprodukte braucht.

Im Fonds liegen Aktien wie der Karbonfaserhersteller Hexel, der Faserlaserhersteller IPG Photonics und der Chemiekonzern Albemarle, der für Elektroautos oder Smartphones wichtige Rohstoffe wie Lithium oder Seltene Erden fördert. Konventioneller und bekannter sind die Firmen im Parvest-Fonds. Doch auch sie eint ein Thema: Sie alle sind besonders erfolgreich darin, Konsumenten Geld aus der Tasche zu ziehen. Das ist beim Onlinehändler Amazon ebenso der Fall wie bei der Baumarktkette Home Depot, der Streamingplattform Netflix oder dem Luxusgüterheller LVMH. Aber Vorsicht: All diese Firmen kennt man. Deshalb lieber genau überprüfen, ob sie sich nicht schon als Einzelaktie oder via Aktienfonds im Depot befinden.