Es ist kein Zins­anstieg in Sicht. Als Stimmungsaufheller eignen sich Aktions­angebote und Festgeld im Ausland und Anleihen. Von Simone Gröneweg, €uro am Sonntag

So schön kann Sparen sein - mit diesem Slogan wirbt eine niederländische Bank im Internet für Festgeld- und Tagesgeldprodukte. Angesichts der extrem niedrigen Zinsen reagieren Sparer auf solche Sprüche einerseits mit ­einem müden Lächeln, andererseits ­wecken derlei Ankündigungen die Neugier. Wenn die Zinsen knapp über null liegen, wirken einige Zehntelprozentpunkte mehr bereits attraktiv. Und von solchen Offerten gibt es regelmäßig neue. Mit viel Glück rückt sogar ein ­Ausgleich der Inflationsrate in greifbare Nähe. Die lag hierzulande zuletzt bei 1,4 Prozent. Die Niedrigzinsära ist also kein Grund für Sparer, tatenlos in der Ecke zu sitzen, sondern ein Ansporn, sich auf die Pirsch nach dem etwas besseren Zinssatz zu begeben.

Der Leitzins der Europäischen Zen­tralbank (EZB) dümpelt seit März 2016 bei null Prozent. Banken, die bei der EZB Geld parken, müssen 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen. Dementsprechend niedrig fallen die meisten Zinsangebote der Finanzinstitute aus. Daran wird sich vorerst wohl nichts ändern. Das bestätigen Experten, die €uro am Sonntag befragte. "Die unsichere Konjunkturlage und niedrige Inflation haben die EZB wieder in Habachtstellung gebracht", meint Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING. Bei der Berliner Volksbank heißt es: "Wir rechnen derzeit für 2019 nicht mit wesentlichen Veränderungen am Zinsmarkt." Erst Ende 2020 werde die EZB voraussichtlich über Erhöhungen nachdenken, teilt die Deutsche Bank mit. Die Zinssätze für Geldanlagen dürften bis weit ins kommende Jahr hinein auf dem aktuellen Niveau verharren, meint Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank. Weder bei Tagesgeld- noch bei Festgeldkonten sei in diesem Jahr mit einem nennenswerten Anstieg der Verzinsung zu rechnen.

Konservative Sparer sollten sich angesichts dieser Prognosen jedoch nicht mit den gängigen 0,01 Prozent für ihr Erspartes abspeisen lassen. "Es lohnt sich, einen Blick auf Sparzinsvergleiche zu werfen", meint die Altersvorsorgespezialistin Doris Kappes von der Verbraucherschutzzentrale Hamburg. "Wenn es auch nicht viel gibt, kann man zumindest versuchen, einen Teil der ­Inflationsrate auszugleichen."

Mit dem Geld in die Ferne


Aktionszinsen und befristete Angebote dominieren das Geschehen beim Tages- und Festgeld. Das bedeutet: Wer mehr als 0,01 Prozent Zinsen haben möchte, muss wachsam sein und im richtigen Moment zugreifen. So spendiert die niederländische NIBC Direct anlässlich ihres zehnjährigen Jubiläums Extrazinsen fürs Tagesgeldkonto. Kunden erhalten 0,75 Prozent auf alle neu eingezahlten Sparbeträge, die das bisherige Sparvolumen übersteigen. Diese Aktion läuft noch bis zum 17. Juli 2019.

Tagesgeldkonten gehörten noch vor wenigen Jahren zu den absoluten Lieblingen der konservativen Anleger. Ihr größter Vorteil: Sie bieten viel Flexibilität, denn diese Konten können - wie der Name schon deutlich macht - tagtäglich gekündigt werden. Die Zahl attraktiver Offerten in diesem Segment hält sich momentan aber in Grenzen. Oft ködern Banken und Finanzinstitute Neukunden mit einem Einstiegszins zum Hingucken. Damit sichern sie sich die ersten Plätze in Tabellen zu Zinsvergleichen. Doch Vorsicht: Nach einiger Zeit müssen sich Sparer mit deutlich weniger Zins abfinden. Wer also längerfristig von höheren Zinsen profitieren möchte, muss schon zum Tagesgeld-Hopper werden und ­regelmäßig das Konto wechseln.

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Beträge staffeln


Wem das zu stressig ist, der kann einen Blick auf Festgeld-Offerten werfen. Die Top-Angebote liegen bei über einem Prozent. "Wir raten dazu, Geld nicht länger als zwei bis drei Jahre fest anzulegen", sagt Doris Kappes. Wer höhere Beträge anlegen möchte, kann die Laufzeiten staffeln und zum Beispiel ein Drittel für sechs Monate, ein Drittel für ein Jahr und den Rest für zwei Jahre festlegen. "Die Anleger sollten beim Thema Zinsen über den Tellerrand der bekannten Filialbanken schauen", rät die Verbraucherschützerin.

Die Globalisierung bringt neue Möglichkeiten der Geldanlage. Ausländische Anbieter drängen auf den deutschen Markt und suchen nach Kunden. Dazu gehört etwa der Festgeldanbieter Klarna. Ursprünglich handelte es sich um einen Zahlungsanbieter aus Schweden, mittlerweile hat die Firma auch eine Banklizenz. Sie fällt durch hippe Werbung auf, unter anderem mit dem amerikanischen Rapper Snoop Dogg, und schiebt sich immer mal wieder mit attraktiven Festgeldofferten bei Vergleichen an die Tabellenspitze. Anfang Juni zahlten die Schweden sogar 1,20 Prozent für ein Jahr Festgeld.

Wer von solchen Angeboten profitieren möchte, muss zügig agieren - die Konditionen ändern sich häufig ganz schnell. So senkte Klarna den Zins in dieser Woche wieder auf 1,02 Prozent. Die Einlagen fallen unter die schwedische Sicherung. Vergleichsweise attraktive Konditionen gewährt auch die Crédit ­ Agricole, eine der größten französischen Banken. Sie bietet für ein Jahr 1,01 Prozent Zinsen. Legt jemand dort zwei Jahre sein Geld an, erhält er 1,21 Prozent.

Viele deutsche Sparer zeigen sich erst einmal skeptisch, wenn es um Konten in der Ferne geht. "Die meisten Verbraucher, die zu uns kommen, fragen gezielt nach Informationen zu einer Bank", berichtet Doris Kappes aus der Praxis. Die Sparer wollen vor allem wissen, ob ihr Geld dort wirklich sicher ist. Eine konkrete Antwort kann die Verbraucherschützerin in der Regel nicht geben: "Die Bonität einer Bank lässt sich nicht so ohne Weiteres beurteilen. Das können wir gar nicht alles überprüfen."

Grundsätzlich gilt in Europa: Geht eine Bank pleite, haben alle Kontoinhaber einen Rechtsanspruch auf Rückerstattung ihres Geldes bis 100.000 Euro. Die Einlagensicherung obliegt allerdings den ­jeweiligen Ländern, in denen das Geld liegt. Die Bonität des Landes ist damit von Bedeutung. "Man kann davon ausgehen, dass Länder wie Deutschland, die Niederlande, Österreich, Frankreich, Schweden und Luxemburg einer strauchelnden Bank finanziell helfen können", meint Doris Kappes. Wirtschaftlich schwache Nationen würden das unter Umständen nicht schaffen, sagt sie.

Und liefert damit zumindest ein Kriterium für die Suche nach einem passenden Angebot im Ausland. Spezielle Internetplattformen wie Zinspilot, Savedo und Weltsparen haben die Geld­anlage im Ausland als Geschäftsmodell entdeckt und agieren als Vermittler. Der Vorteil: Sparer können über diese Plattformen relativ bequem in anderen Ländern anlegen.

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Wer die Geldanlage im Ausland komplett scheut,


sollte sich Institute mit deutschen Töchtern näher anschauen. Damit genießen Kunden die deutsche Einlagensicherung, was manche An­leger zusätzlich beruhigt. Eine solche Konstruktion besteht zum Beispiel bei der Ziraat Bank. Das Institut stammt aus der Türkei, wird in Deutschland aber durch die deutsche Tochter Ziraat Bank International AG repräsentiert. Dort erhalten Kunden für ein Jahr Festgeld 0,75 Prozent. Ein weiterer Vorteil: Das Institut ist dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken angeschlossen. Der springt ein, wenn Kunden mehr als 100.000 Euro bei einer Bank geparkt haben.

Inländische Banken mischen mit


Der Name Abcbank dürfte vielen Anlegern ebenfalls nicht so geläufig sein. Hinter diesem Geldhaus steht die deutsche Werhahn-Gruppe, die seit 175 Jahren mit Baustoffen und Konsumgütern handelt. Die Bank bietet Privatkunden in erster Linie Sparprodukte an, von Tagesgeld bis zu Sparplänen, und ist zusätzlich Mitglied im Einlagensicherungsfonds der privaten Banken. Sie belegt in der Tabelle "Festgeld" mit einem Zins von 0,90 Prozent für ein Jahr den dritten Platz.

Einzelne etablierte Filialbanken warten mitunter ebenfalls mit attraktiv anmutenden Offerten auf. Die Deutsche Bank wirbt derzeit mit "Zugreif-Zinsen". Für Festgeldanlagen über sechs Monate Laufzeit bietet sie 0,75 Prozent pro Jahr. Das Angebot läuft noch bis zum 26. Juni und gilt für Geld, das bisher nicht bei der Deutschen Bank angelegt war. Das Institut wolle auf diese Weise neue Privatkunden werben und die Abhängigkeit vom einstigen Liebling namens Investmentbanking reduzieren, kommentieren Experten die Aktion.

Wobei die Intention der Bank den meisten Anlegern egal sein dürfte. Deren Ziel besteht vor allem darin, das eigene Vermögen in dieser immer länger währenden Ära niedrigster Zinsen möglichst zu erhalten. Darum freuen sie sich vermutlich über jede Zinsaktion.

Auf Seite 4 erfahren Sie wichtige Informationen zur Besteuerung, und bei welchen Instituten es die besten Zinsen gibt.



Investor-Info

Gesetzliche Sicherung


Bis zu 100.000 Euro
Geht eine Bank pleite, haben alle Konto­inhaber einen Rechtsanspruch darauf, ihr Geld bis zu 100.000 Euro (für Ehepaare mit Gemeinschaftskonto 200.000 Euro) zurückzubekommen. Dazu zählen Guthaben auf Giro-, Tages- und Termingeldkonten. Auch Zinsen, die zwar aufgelaufen, aber noch nicht gut­geschrieben wurden, werden erstattet. Bankkunden erhalten ihr Geld automatisch zurück. Hat ein Kunde aufgrund besonderer Lebensumstände mehr Geld auf dem Konto, kann sich die garantierte Summe sogar erhöhen. Zu solchen besonderen Lebensumständen gehören zum Beispiel der Verkauf der Privatwohnung, eine Scheidung oder der Renteneintritt. Wird die Bank zahlungsunfähig, gilt in solchen Fällen für die Kunden sechs Monate lang eine Sicherungsgrenze bis zu 500.000 Euro. Allerdings müssen die Be­troffenen in diesem Fall einen Antrag stellen, um eine Entschädigung zu erhalten.

Freiwillige Einrichtungen


Mehr als 100.000 Euro
Wenn der Kunde einer Privatbank durch eine Bankpleite mehr als 100.000 Euro verloren hat, steht die private Einlagensicherung des Bankenverbands (BdB) für den darüber hinausgehenden Betrag gerade. Welche Summe je Kunde maximal abgesichert ist, richtet sich nach dem haftenden Eigenkapital der jeweiligen Bank (www.bdb.de). Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Deutschland verfügen über eine sogenannte Instituts­sicherung: Geht es einem Institut finanziell schlecht, wird es von den übrigen Verbandsmitgliedern unterstützt, bis es wieder solvent ist. Mehr dazu im Internet unter www.dsgv.de (Sparkassen) sowie unter www.bvr.de (Genossenschaftsbanken).

Sicherheit im Ausland


Es kommt auf die Länder an
Die Europäische Union (EU) hat für die nationalen Sicherheitssysteme zwar einheitliche Regeln festgelegt, die Einlagensicherung liegt jedoch in der Hand der einzelnen Mitgliedsstaaten. Die Länder sind verpflichtet, nationale Einlagensicherungsfonds aufzubauen und sie bis zum Jahr 2024 mit einem Mindestvermögen auszustatten. Ab dann sind sie ebenfalls verpflichtet, eine Auszahlung innerhalb von sieben Tagen sicherzustellen. Banken aus Nicht-EU-Staaten können völlig anders organisiert sein. Darum sollten Anleger unbedingt die Regelungen der entsprechenden Staaten berücksichtigen, wenn sie dort ihr Erspartes anlegen.

Steuern auf Zinseinkünfte


Was Anleger wissen sollten
Der deutsche Fiskus greift bei Zinsgewinnen zu, allerdings gelten Freibeträge für Einkünfte aus Kapitalvermögen. Für Ledige sind es pro Jahr 801 Euro, bei Verheirateten verdoppelt sich der Betrag auf 1602 Euro. Fallen die Gewinne höher aus, führt die Bank 25 Prozent Abgeltungsteuer plus Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer ab. Wer sein Geld in Mitgliedsstaaten der EU anlegt, sollte wissen: Einige Länder erheben eine Steuer auf Kapitalerträge wie Zinsen oder Dividenden (Quellensteuer). Diese wird von der Bank des jeweiligen Landes einbehalten und an die Finanzbehörden im Ausland abgeführt. Wichtig: Meist ist eine komplette Rückerstattung möglich, sodass Anleger auch für Zinsgewinne im Ausland in der Regel nur den Betrag der deutschen Abgeltungsteuer in Höhe von 25 Prozent zahlen.

Besteuerung im Ausland


Wenn Abkommen zählen Besteht ein Doppelbesteuerungsabkommen mit einem Land (zum Beispiel Bulgarien, Irland, Kroatien, Lettland, Litauen, Polen, Spanien, Slowakei oder Tschechien), müssen die Sparer bei der Bank ihre Steuerpflicht in Deutschland nachweisen. Das geschieht meist durch eine sogenannte Ansässigkeitsbescheinigung. So verringert sich der Steuersatz, den die ausländische Bank in Rechnung stellt, auf jenen Prozentsatz, der im jeweiligen Doppelbesteuerungsabkommen steht. Sehr oft liegt dieser verringerte Satz bereits bei null Prozent. Manchmal wird jedoch auch ein Restsatz an Zinsen einbehalten, der dann an die ausländische Finanzbehörde fließt. Ist das der Fall, können sich Kunden die im Ausland reduzierte einbehaltene Kapitalertragsteuer unter Umständen in Deutschland anrechnen lassen. Die notwendigen Formulare dafür sowie nähere Informationen erhalten Sparer in der Regel von den Portalen, die solche Anlagen vermitteln.

Staaten ohne steuereinbehalt


In der Erklärung angeben In Ländern wie zum Beispiel Estland, Frankreich, Dänemark, Großbritannien, Luxemburg, Italien, Malta und Schweden gestaltet sich das Ganze einfacher, denn in diesen Staaten gibt es keinen Quellensteuerabzug. Die Sparer geben die Einkünfte aus dem Ausland in ihrer Steuererklärung (Anlage KAP) an. Weiterführende Informationen zu diesem Thema finden interessierte Anleger auf der Internetseite des Bundeszentralamts für ­Steuern unter www.bzst.de.