Bei dem Begriff "Corona-Gewinner" werden die meisten an Biontech, Pfizer, Moderna oder Curevac denken. Und klar, auch der Onlinehandel und IT-Anbieter profitieren von der Pandemie, die viele Angestellte ins Homeoffice trieb und den stationären Handel zum Schließen der Ladengeschäfte zwang. Viele haben wohl auch gehört, dass die Deutschen in der Krise die Börse entdecken. Besonders Jüngere eröffneten massenhaft Depots bei sogenannten Smartphone-Brokern wie Trade Republic, Just Trade oder Scalable Broker.

Doch praktisch völlig unbemerkt hat sich seit Beginn der Pandemie eine Branche zum absoluten Corona-Gewinner entwickelt, die zuvor jahrelang vor sich hin litt: die CFD-Broker.

Diese wurden durch Verfügungen der Aufsichtsbehörden immer stärker reguliert. Privatanleger sollten so vor den immensen Verlustrisiken geschützt werden, die beim unregulierten CFD-Handel entstehen und die das eingesetzte Kapital um ein Vielfaches übersteigen können.

Corona als Chance

Die Folge: Bis 2019 sanken Transaktionsvolumen und Zahl der Transaktionen deutlich, neue CFD-Trader gab es seit den regulatorischen Eingriffen durch ESMA und Bafin kaum. In Summe führte das dazu, dass die Nettoerlöse je nach CFD-Anbieter um 30 Prozent und mehr sanken. Einige Anbieter gingen sogar pleite oder schlitterten knapp an der Insolvenz vorbei. Dann kam Corona - und die Krise der CFD-Broker war Vergangenheit.

Im Pandemie-Jahr 2020 wurden nach Angaben des CFD-Verbands bundesweit exakt 62.922 neue CFD-Konten eröffnet, ein Plus von 31,8 Prozent. Das Transaktionsvolumen stieg um 95,1 Prozent auf knapp 2,09 Billionen Euro. Die Anzahl der Transaktionen kletterte sogar um 110,4 Prozent auf 91,9 Millionen Orders. Drei absolute Spitzenwerte, die zuvor in Deutschland noch nie erreicht worden waren.

Ein Grund für diese Höchststände dürften die heftigen coronabedingten Kursschwankungen an den Börsen sein. Manche Anleger veranlassten sie dazu, Aktiendepots mittels CFDs abzusichern, andere sahen in der hohen Volatilität die Chance, mittels CFD schnell viel Gewinn einzufahren.

Doch das hohe Verlustrisiko bei CFDs wurde von den Tradern offensichtlich nicht ausgeblendet: So sank das durchschnittliche Volumen je Transaktion um sieben Prozent auf 22 684 Euro. Die Pandemie hat damit augenscheinlich auch einen Einfluss auf die Risikobereitschaft der Anleger, findet der Geschäftsführer des CFD-Verbands, Rafael Neustadt: "Sie handeln niedrigere Volumina, aber dafür öfter."

Insgesamt scheint die Corona-Pandemie für die Branche eine Chance zu sein, die jahrelange Schwächephase zu überwinden und noch deutlich mehr Anleger für den CFD-Handel zu interessieren. Doch hier beginnen für den Interessenten die Probleme: Was bietet welcher CFD-Broker genau? Bei wem finden CFD-Trader das beste Angebot?

Um darauf Antworten geben zu können, hat die Redaktion von €uro am Sonntag auch 2021 den alljährlichen CFD-Broker-Test durchgeführt. Dafür wurden insgesamt 20 in Deutschland aktive CFD-Broker angeschrieben, von denen letztlich elf auch tatsächlich an der Umfrage teilnahmen.

Wer wirklich passt

Mit dem aktuellen Test von €uro am Sonntag können potenzielle CFD-Anleger ebenso wie bereits aktive CFD-Trader recht einfach herausfinden, welcher Broker das für sie beste Angebot hat. Dafür mussten die zwölf Testteilnehmer in vier Oberkategorien - Handel; Kosten; Sicherheit, Reporting, Steuern & Recht sowie Schulung & Technik - insgesamt rund 870 Angaben zu 72 Fragenkomplexen machen (siehe unten "So wurde gewertet"). Dieser beachtliche Testumfang ist aus Sicht der Redaktion notwendig, da der CFD-Handel äußerst komplex ist und sich nur so in der gebotenen Exaktheit die einzelnen Angebote bewerten lassen.

Ähnlich wie die Aufsichtsbehörden ESMA und Bafin legt auch €uro am Sonntag viel Wert auf Sicherheit: In der Kategorie Sicherheit, Reporting, Steuern & Recht waren bis zu 330 der bis zu 1.000 möglichen Punkte zu erzielen. Der Bereich Kosten war dagegen nur für maximal 200 Punkte gut. In der Kategorie Handel waren hingegen bis zu 450 Punkte drin. Die restlichen 20 Punkte waren für Angaben zu angebotenen Schulungen sowie zur Hard- und Software reserviert.

Ein Hinweis noch: Der Test bezieht sich ausdrücklich auf Angebote für das CFD-Brokerage von Privatanlegern aus Deutschland, die der ESMA und/oder Bafin-Regulierung unterliegen.

Diese Regulierungen haben dazu geführt, dass sich die allermeisten CFD-Anbieter vollständig an den jeweils zulässigen Maximalhebeln orientieren. Doch schon bei den angebotenen Basiswerten gibt es große Unterschiede: So offeriert FX Flat gerade mal CFDs auf 339 Basiswerte, CMC Markets dagegen auf 11.002 Basiswerte. Die anderen Anbieter bewegen sich zwischen 900 und 5.000 Basiswerten.

Auch bei den angebotenen Ordertypen unterscheiden sich die Offerten deutlich. In der Umfrage wurden die 33 wichtigsten Ordertypen explizit abgefragt. Während eToro laut eigener Angaben gerade mal zehn verschiedene Ordertypen im Angebot hat - einen davon zudem lediglich "teilweise" -, offeriert WH Selfinvest alle 33 abgefragten Ordertypen und verweist zudem darauf, "Hunderte weitere" anzubieten.

Auch die Handelsplattformen unterscheiden sich deutlich, lediglich das Handeln kompletter Positionen direkt aus dem Chart, One-Click-Trading sowie die Überwachung von Margin- und Overnight-Positionen bieten alle.

Aber schon beim Panic-Closing - dem gleichzeitigen Schließen aller offenen Positionen - gibt es Aussetzer, etwa bei CMC Markets. Und eine automatische Chartmuster-Erkennung bieten mit Admiral Markets, CMC Markets, FX Flat, JFD Bank und WH Selfinvest gerade einmal fünf der elf Anbieter. Zudem variiert die Zahl der verfügbaren technischen Indikatoren zwischen 36 (Comdirect Bank, Consorsbank, Onvista Bank und S-Broker) und 300 (WH Selfinvest). Die meisten anderen Anbieter offerieren um die 50 Indikatoren.

Übrigens: Dass die Angaben bei Comdirect Bank, Onvista Bank und S-Broker weitgehend identisch sind, ist dem Umstand geschuldet, dass für dieses Trio deutscher CFD-Broker im Hintergrund die Société Générale als Market Maker für CFD-Geschäfte fungiert. Sprich: Die CFD-Trades dieser Anbieter laufen alle über die Société Générale. Das bedeutet nun aber nicht, dass die Angebote des Trios komplett identisch wären.

Große Spanne bei Gebühren

Die Gebühren für CFD-Trades beispielsweise unterscheiden sich je nach Anbieter teils deutlich. So verlangen etwa Comdirect und deren Tochter, die Onvista Bank, für einen exakt vorgegebenen Beispiel-Trade auf den Euro-Dollar-Kurs 8,55 Euro je Roundturn, während beim Sparkassen-Broker der exakt gleiche Trade für 6,41 Euro zu haben ist.

Noch größer sind die Preisunterschiede, wenn man alle Anbieter betrachtet: Bei der Consorsbank gibt es denselben Trade schon für 0,65 Euro. Ähnlich die Unterschiede bei Beispieltrades auf den DAX: Hier werden je nach Anbieter umgerechnet zwischen 0,40 Euro und 4,00 Euro je Roundturn fällig.

Und welcher CFD-Broker hat nun das beste Gesamtangebot? Auch in diesem Jahr konnte WH Selfinvest die Gesamtwertung im CFD-Test mit der Bestnote "Sehr gut+" für sich entscheiden (siehe auch Ergebnistabellen unten). Der fünfte Gesamtsieg in Folge - Respekt! Silber ging mit der Note "Sehr gut" an die Consorsbank. Doch auch die Angebote von Onvista Bank, Comdirect Bank, FX Flat und S-Broker wurden mit "Sehr gut" bewertet (zur Bewertung siehe den Kasten "So wurde gewertet"). Fünfmal wurde die Note "gut" vergeben.

In den Teilkategorien ergab sich folgendes Bild: Das beste Handelsangebot insgesamt offeriert WH Selfinvest, gefolgt von Admiral Markets. Trader, die auf möglichst niedrige Kosten Wert legen, sind am besten bei der JFD Bank aufgehoben. Im Bereich Sicherheit, Reporting, Steuern und Recht - hier ging es um Aspekte wie Einlagensicherung, Regelungen bei Phishing und bei Mistrades, Anwendung deutschen Rechts im Streitfall, Gerichtsstand, zuständiger Ombudsman, deutschem Steuerreporting und Regelungen zur Abgeltungsteuer - kam die Onvista Bank auf Platz 1, dahinter folgen Comdirect Bank, Consorsbank und S-Broker alle ebenfalls mit der Note "Sehr gut+".

Jedoch gibt es bei allen getesteten CFD-Brokern noch genügend Luft nach oben. So schaffte kein einziger Anbieter in allen Teilbereichen ein "Sehr gut+". Was andererseits heißt: Den einzig wahren CFD-Broker gibt es nicht. Jeder Anbieter hat andere Stärken und aber auch Schwächen.

So wurde gewertet:

Test: €uro am Sonntag hat das Angebot bundesweit aktiver CFD-Broker mittels einer schriftlichen Umfrage bewertet. An der Bewertung nahmen elf von 20 angeschriebenen CFD-Broker teil. Deren Angaben wurden stichprobenartig mittels ihrer CFD-Preis-Leistungs-Verzeichnisse, der AGB, der CFD-Sonderbedingungen, der CFD-Basis- und Risikoinformationen auf ihre Richtigkeit geprüft.

Wertung: Maximal gab es 1.000 Punkte. Dafür waren in vier Kategorien mit 72 Fragenkomplexen rund 870 Angaben zu machen, die im Verlauf der Auswertung in Punkte umgerechnet wurden. Bei metrischem Zahlenniveau (etwa Kosten in Euro, Zinssätze in Prozent) erfolgte die Punktevergabe relational, teils auch umgekehrt proportional.

Kategorie 1: Handel Hier gab es bis zu 450 Punkte. Diese Kategorie war nochmals in fünf Unterkategorien unterteilt. In der Unterkategorie Basiswerte (maximal 75 Punkte) wurden das Angebot an Basiswerten, Handelsgarantien, die minimale/maximale Ordergröße je CFD-Klasse sowie Besonderheiten bei CFDs mit Laufzeitbeschränkung bewertet. Im Bereich Kursstellung & Orderaufgabe waren maximal 100 Punkte zu erzielen. Hier wurden Kursstellung, Spreads, Preisgarantien, Requotes, Slipage, Dealing Desk, STP- und DMA-Kurse abgefragt. Bei Order & Handelszeiten (75 Punkte) ging es um Ordertypen, Orderwege, Ordergültigkeit, Absicherungsorder, Priorisierungen, Teilschließungen und Handelszeiten. Mit der Qualität der Handelsplattform waren weitere 75 Punkte zu holen. Hier wurde neben den Features der Handelsplattform auch der angebotene Support sowie das News- und Research-Angebot bewertet. Beim Handelskonto (125 Punkte) ging es dann um Fragestellungen rund um Margin, Margin Call, Hebel, Overnight-Positionen und Zwangsglattstellungen.

Kategorie 2: Kosten Hier waren maximal 200 Punkte zu erzielen. Hier flossen nicht nur Kosten für CFD-Handels- und Verrechnungskonto sowie Handelsplattform mit ein, sondern auch die Kosten, die bei Roundturns in den einzelnen CFD-Klassen entstehen. Dabei wurden auch die Spreads bewertet. Zudem flossen die Kosten von fünf Beispielorders in die Wertung mit ein, ebenso die Kosten für Overnight-Finanzierungen sowie Wertpapierleihe und die Kosten bei längerer Inaktivität des Kunden.

Kategorie 3: Sicherheit, Reporting, Steuern und Recht Diese Kategorie war für bis zu 330 Punkte gut: Bei der Unterkategorie Sicherheit (220 Punkte) ging es um Risikobegrenzung, Einlagensicherung, Referenzkontoprinzip, Markt- und Handelsstörungen sowie Mistrades. Bei Reporting, Steuern & Recht (110 Punkte) standen Fragen zu untertägigem und Tagesend-Reporting, deutschem Steuer-Reporting, Abgeltungsteuer, Finanzaufsicht, Gültigkeit deutschen Rechts, Gerichtsstand, rechtliche Stellung und Schadenersatzansprüche an.

Kategorie 4: Schulung & Technik (maximal 20 Punkte, aus Platzgründen nicht abgedruckt), ging es um das Schulungsangebot (Webinare, Seminare etc.), um Infos zum CFD-Handel sowie um Anforderungen an Hardware und den Einsatz spezieller Software. Platz 1 ging hier mit "sehr gut+" an die JFD Bank vor FX Flat mit ebenfalls "sehr gut+.

Benotung: Der Beste der Gesamtwertung erhielt die Note "Sehr gut+". Die von ihm erzielte Punktzahl war zugleich die Benchmark für die anderen Anbieter. Wer mehr als 95,00 Prozent der Punkte des Besten erzielte, erhielt ebenfalls ein "Sehr gut+"; bis hinunter auf 85,001 Prozent gab es ein "Sehr gut"; bis 70,001 Prozent: "gut"; bis 50,001 Prozent: "befriedigend"; bis 25,001 Prozent: "ausreichend"; bis 10 Prozent: "mangelhaft"; bei weniger als 10,00 Prozent: "ungenügend". Die Notenvergabe in den einzelnen Kategorien erfolgte analog.