Handelsplattformen ermöglichen Anlegern das Investment in Bitcoin, Ethereum, Ripple und Co. Der große Test von BÖRSE ONLINE zeigt, welche Börsen oder Broker bei den vier Kernpunkten Sicherheit, Konditionen, Produktangebot sowie Service (Support und Benutzerfreundlichkeit) besonders überzeugen.

Das erste Halbjahr 2023 weckte bei den Fans der Kryptowährungen wieder Hoffnung. Der Bitcoin-Kurs stieg um mehr als 80 Prozent auf über 28 000 Dollar und ist seitdem zwischenzeitlich sogar über die Marke von 31 500 Dollar geklettert. Die Fans der auf der Blockchain beruhenden Digitalwährungen profitierten unter anderem von Anträgen einiger Finanzriesen wie Blackrock und Fidelity, die einen physisch gedeckten Bitcoin-ETF herausbringen wollen. Bisher hat die US-Wertpapieraufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) aber keine Zulassung erteilt.

Jedenfalls spricht kaum noch jemand von einem „Krypto-Winter“, wie zum Winterbeginn 2022, als im November 2022 mit FTX die seinerzeit zweitgrößte Kryptobörse spektakulär unterging. Gründer Sam Bankman-Fried wartet auf seinen Prozess wegen Betrugs; ihm droht nach einem Milliardenschaden für Anleger und Partner lebenslange Haft.

Die US-Behörden gehen seitdem immer strikter gegen Krypto-Handelsplätze vor: Die SEC verklagte am 6. Juni die US-basierte Kryptobörse Coinbase, nachdem sie am Tag zuvor eine Klage gegen die konkurrierende Börse Binance und ihren Vorstandschef Changpeng Zhao angestrengt hatte. Beide Plattformen werden von der SEC beschuldigt, US-Kapitalmarktrecht zu verletzen, indem sie unregistrierte Wertpapiere anbieten, während Binance auch beschuldigt wird, Kundengelder zu vermischen und „Wash Trades“ durchzuführen, um Handelsvolumina zu erhöhen. „Wir denken, dass das Fehlen von vertrauenswürdigen Vermittlern ein erhebliches Hindernis für eine breitere, nachhaltige Akzeptanz darstellt“, kommentiert die UBS die Perspektiven für die Kryptowärungen. Am 13. Juli keimte neue Hoffnung in der Kryptobranche auf: Ein US-Gericht entschied, dass ein Token, der an Kryptobörsen gehandelt wird, nicht zu den nicht registrierten Wertpapieren zählt, wie die SEC behauptet hatte.

Schärfere Regulierung

Unterdessen wird auch die Regulierung in der Europäischen Union strenger: Am 29. Juni ist die Micar-Verordnung (Markets in Crypto Assets Regulation) in Kraft getreten, die laut der deutschen Bafin „den Schutz von Anlegerinnen und Anlegern erhöhen und zur Funktionsfähigkeit der Märkte beitragen“ soll. „Wer Dienstleistungen mit Kryptowährungen anbietet, braucht hierfür eine Erlaubnis der zuständigen nationalen Aufsichtsbehörden“, erläutert die Bafin. „Darunter fällt auch die in Deutschland jetzt schon regulierte Verwahrung und Verwaltung von Kryptowerten für Dritte.“

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Bei aller strengeren Regulierung: Das Interesse an Bitcoin und Co bleibt groß. Nach Schätzungen hat jeder Zehnte in der EU schon Kontakt mit den Digitalwerten gehabt. KryptoFans lassen sich von den extremen Schwankungen nicht irritieren — der Kurs des Bitcoin beispielsweise stand am 8. November 2021 bei 67 535 Dollar, zum Jahreswechsel 2022/23 aber nur noch bei 16 500 Dollar — und hat sich zwischenzeitlich schon wieder verdoppelt.

Wo aber finden Interessenten in Deutschland einen verlässlichen Handelsplatz? Das wollte BÖRSE ONLINE herausfinden und beauftragte die Blockchain-Experten von intas.tech mit einer Studie. intas.tech ist ein Gemeinschaftsunternehmen der renommierten Frankfurt School of Finance & Management und der auf die Finanzbranche spezialisierten Managementberatung Plutoneo; das Unternehmen kombiniert akademische Forschung und tiefes Know-how über die Finanzindustrie und offeriert Consulting in Sachen Blockchain. Teilgenommen am Test haben die Kryptobörsen und -broker Bison, Justtrade und Scalable Capital. Die Ansprache deutscher Investoren bedarf entsprechender Bafin-Erlaubnisse. Da diese bei manchen gängigen Kryptobörsen noch nicht vorliegen, wurde sie im Rahmen dieser Erhebung nicht berücksichtigt.

Die Tester von intas.tech haben dabei vier Bereiche geprüft: Sicherheit, Konditionen/Kosten, Produktangebot und Service. Sie gehen mit je 25 Prozent gleichgewichtet ins Gesamtergebnis ein. Den Gesamtsieg sichert sich Bitpanda. Die Österreicher entscheiden den Bereich Service (Benutzerfreundlichkeit und Support) für sich und glänzen auch in den anderen drei Kategorien mit guten Platzierungen. Die wichtige Wertung „Sicherheit“ holt die Börse-Stuttgart-Tochter Bison, bei den Konditionen überzeugt Justtrade als Preis- führer, und die Teilwertung „Angebot“ sichert sich Coinbase mit der größten Produktvielfalt.

Sicherheit großgeschrieben

Beim Thema Sicherheit sind Lizenzen am höchsten gewichtet. Bison, Bitpanda und Coinbase haben die Kryptoverwahr- und Eigenhandelslizenz in Deutschland inne und sichern sich die maximale Punktzahl. Coindex, Justtrade und Scalable Capital haben hingegen alle Lizenzen über ihre Bankenpartner ausgelagert. Bei der Verwahrung hebt sich Bison nicht zuletzt dadurch ab, dass „die Stuttgarter sogar einen Versicherungsschutz (unter anderem für Diebstähle und Hackerangriffe) aufgesetzt haben“, erläutert Testleiter Eduard Grigorjan von intas.tech.

Bei den Konditionen geht der Kategoriensieg an Justtrade „mit durchweg vorteilhaften Gebühren und der Market Maker garantierten Orderexekution“, wie intas.tech festhält. Beim Angebot hebt sich der Sieger in dieser Teilwertung, Coinbase, insbesondere mit der Offerte zu den bei Privatkunden beliebten Non-Fungible Token (NFT) ab und ermöglicht wie auch Bison und Bitpanda „umfangreiche und einfache Transfers von Kryptowerten, inklusive der (wichtigen) Option des Transfers zur eigenen Wallet“, erläutert intas.tech-Fachmann Grigorjan.

In Sachen Service lässt sich das für ein so komplexes Feld wichtige Schulungsangebot hervorheben: Bitpanda brilliert mit einer voll ausgereiften Academy sowie einem Youtube-Kanal, die beide besonders geeignet für Einsteiger sind. Dazu treten ein 14-tägiger Newsletter sowie das Social- Media-Motto „there are no stupid questions“. „Coinbase weist mit dem ‚Learning Rewards‘-Programm ein Alleinstellungsmerkmal auf, in welchem man mit Wissen (Quiz etc.) kleine Kryptobelohnungen verdienen kann“, erklärt Tester Grigorjan. Das Hilfecenter dient außerdem als Wissensdatenbank inklusive Community-Bewertungen.

Wissen ist Geld — das gilt eben gerade auch bei digitalen Währungen.

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So haben wir getestet

Im Auftrag von BÖRSE ONLINE haben die Experten von intas.tech im deutschen Markt tätige Krypto-Plattformen (Kryptobörsen und Kryptobroker) für Retail-Investoren bewertet.

Teilgenommen am Test haben die Anbieter Bison, Bitpanda, Coinbase, Coindex, Justtrade und Scalable Capital; sie haben einen detaillierten Fragebogen mit 27 Fragen beantwortet. Darüber hinaus hat intas.tech für die Beantwortung ausgewählter Fragen zusätzliche Onlinerecherchen und einen Praxistest durchgeführt.

Die Bewertung der Daten erfolgte anhand der vier Kategorien Sicherheit, Konditionen, Produktangebot und Service. Die vier Kategorien wurden dabei für die Gesamtwertung mit je 25 Prozent gleichgewichtet.

Sicherheit: In dieser Kategorie geht es um die Verwahrung und den Handel betreffende Lizenzen, um Prozesse zum Listing & Monitoring von Kryptowerten und um die technische und operative Bewertung der Verwahrung digitaler Assets. Zudem fragte intas.tech auch nach den die Sicherheit betreffenden Zertifizierungen (z. B. ISO 27001) und allgemeinen Sicherheitsvorkehrungen (z. B. Zwei- Faktor-Authentifizierung, Schutz vor Phishing).

Konditionen: Welche direkten und indirekten Kosten können den Kunden belasten? Die Tester erfassten die Mindestanlageanforderungen, das Handelsvolumen auf den jeweiligen Handelsplätzen, die Liquidität, allgemeine Gebühren sowie direkte und indirekte Transaktionskosten. Zusätzlich ließen sie eine qualitative Bewertung der Preistransparenz auf der Basis einer intas.tech-Eigenrecherche in die Bewertung einfließen.

Produktangebot: Das Testdesign soll Handelsplätze ermitteln, die mit ihrem Angebot möglichst viele Kunden qualitativ hochwertig bedienen können. Hier wurden bewertet: Mindestanlageanforderungen, die Breite des Produktangebots (z. B. Anzahl der angebotenen Kryptowerte), Verfügbarkeit von Margin Trading, direkte Investments in Kryptowährungen vs. Investment in Exchange Traded Products (ETP), Liquidität, Staking-Angebot und Informationsbereitstellung. Ferner erfasst wurden Transfermöglichkeiten und die Verfügbarkeit der Selbstverwahrung (Self-Custody) sowie das Angebot hinsichtlich Forks. Schließlich fragten die Tester auch ESG- Kriterien ab.

Service: Hier geht es um Benutzerfreundlichkeit und Support. Für den Test wurden öffentlich verfügbare Daten zum Kundenfeedback ausgewertet. Ermittelt wurde zudem die Verfügbarkeit verschiedener Kanäle zur Kontaktaufnahme (etwa E-Mail, Live-Chats, Telefon) sowie das damit verbundene Nutzererlebnis. Zusätzlich hat intas.tech den Kundensupport einem Praxistest unterzogen. Alle Anbieter erhielten eine identische Anfrage, die Reaktionszeit sowie die allgemeine Qualität der Antworten wurden beurteilt. Ferner ging es um Schulungsangebote.

Die Note wird auf Grundlage des prozentualen Erreichungsgrades (Prozente) im Verhältnis zum besten Anbieter festgelegt. Die Prozente werden folgendermaßen vergeben: Der beste Anbieter mit der besten Wertung erhält 100 Prozent, alle anderen Anbieter bekommen Prozente gemäß dem Abstand zur höchsten Wertung. Das Verfahren greift bei jeweils vier Teilwertungen und auch bei der Gesamtwertung.