Die deutschen Unternehmen müssen 2018 aller Voraussicht nach mehr für ihre Betriebsrenten zurücklegen. Grund ist die längere Lebenserwartung. Sie spiegelt sich in den sogenannten Heubeck- Richttafeln wider, die nun erstmals seit 13 Jahren erneuert wurden. Die Kalkulationen des Pensionsspezialisten Heubeck gelten als offizielle Richtschnur. "Die Unternehmen werden an den neuen Tafeln nicht vorbeikommen", sagt Hanne Borst, Bereichsleiterin beim Berater Willis Towers Watson.

Konkret gehe es um eine einmalige Erhöhung der Pensionsrückstellungen nach handelsrechtlicher und internationaler Rechnungslegung um insgesamt acht bis zehn Milliarden Euro, erklärt Georg Thurnes, Chefmathematiker des Beraters Aon Hewitt. Heubeck selbst will sich nicht auf absolute Zahlen festlegen und spricht lediglich von einem Anstieg um 1,5 bis 2,5 Prozent. Der konkrete Umfang sei unter anderem von der Gehaltsdynamik und der Fluktuation der Belegschaft abhängig.

Betroffen sind Firmen, die sogenannte Direktzusagen in Eigenregie verwalten. Das ist zum Beispiel bei den DAX-Mitgliedern üblich. Hier verpflichtet sich der Arbeitgeber, Betriebsrenten ohne den Umweg über einen externen Versorgungsträger - beispielsweise eine Versicherung - zu bezahlen. Dafür sind Rückstellungen nötig. Sie betragen derzeit laut Thurnes bundesweit grob geschätzt 450 bis 500 Milliarden Euro.

Dämpfende Effekte



Die Veränderungen in den Richttafeln müssen auf einen Schlag nachvollzogen werden. Thurnes vermutet, dass "die meisten Unternehmen - dabei wahrscheinlich alle DAX-Werte - die Änderungen schon 2018 berücksichtigen".

Doch gebe es auch dämpfende Effekte. "Bei vielen DAX-Werten wird man in der Handelsbilanz nichts bemerken, weil die steigende Lebenserwartung dort schon den individuellen Verhältnissen entsprechend berücksichtigt wurde." Man habe allgemein bereits mit einem Anstieg der Heubeck-Werte gerechnet. Seit den letzten Richttafeln ist die Lebenserwartung beispielsweise für einen 60-jährigen Mann von 84,0 auf 84,7 Jahre gestiegen. Bei einer 30-jährigen Frau sind es nun 91,4 statt 90,7 Jahre.

Positiv wirke auch das steigende Zinsniveau, sagt Thomas Hagemann, Chefaktuar der Beraterfirma Mercer Deutschland. Und Thurnes von Aon Hewitt erklärt: "Vereinfacht ausgedrückt, bedeutet ein Zinsanstieg, dass man heute für künftige Renten weniger zurücklegen muss."

Die negativen Effekte der neuen Richttafeln würden im Durchschnitt ausgeglichen, falls das Zinsniveau zwischen Ende 2017 und Ende 2018 um 0,2 Prozentpunkte steigt. Bis dahin ist allerdings noch ein weiter Weg. Von Ende 2017 bis heute ist die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe erst um etwa 0,05 Prozentpunkte gestiegen.