Warum die zweite Hälfte des Jahres mehr Schwankungen bei DAX, Dow Jones, Gold und Nasdaq bringen dürfte, was Top-Experten erwarten

Die ersten sechs Monate des Jahres 2023 sind um — Halbzeit: Mit dem Ergebnis können Anleger zufrieden sein. Der deutsche Leitindex legte seit Jahresanfang um rund 14 Prozent zu. Mitte Juni markierte der DAX, der am 1. Juli seinen 35. Geburtstag feiert, mit 16.427 Punkten ein neues Allzeithoch.

Zuletzt korrigierten jedoch deutsche Aktien. Gewinnwarnungen von Siemens Energy und dem Chemieunternehmen Lanxess sowie die mit dem Aufstand der Wagner-Gruppe in Russland noch einmal gestiegenen politischen Risiken mahnen Anleger zur Vorsicht. Aktuell hat sich das deutsche Börsenbarometer vom Rekordwert wieder deutlich entfernt.

Die jüngsten geopolitischen Entwicklungen verdunkeln die Kursperspektiven für das zweite Halbjahr. Dazu tragen auch wenig erfreuliche Wachstumsprognosen bei. Laut Allianz Research wird das globale Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr nur um 2,5 Prozent zulegen, in der Eurozone wächst es lediglich um ein Prozent.

Deutschlands gesamtwirtschaftliche Leistung droht sogar zu schrumpfen. Die Stimmung unter den Führungskräften ist daher schlecht. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im Juni von 91,5 auf 88,5 Punkte. Das ist der niedrigste Stand seit November 2022. Die nachlassende Investitionsneigung sowie im Zuge der Konjunkturschwäche mögliche Gewinnrückgänge der Unternehmen begrenzen das Aufwärtspotenzial für europäische und deutsche Aktien im zweiten Halbjahr.

Wall Street schlug sich besser als erwartet

Mit zuletzt getrübten Aussichten startet auch die Wall Street in die zweite Halbzeit. In den ersten sechs Monaten legte der S&P500 knapp zweistellig zu, das ist mehr, als zu Beginn des Jahres erhofft worden war. Nicht wenige Experten hatten mit einer Seitwärtsbewegung und am Ende des Jahres mit einem deutlichen Minus gerechnet.

Noch besser als der S&P500 und der Dow Jones mit gerade mal etwas über zwei Prozent Plus entwickelten sich die Nasdaq-Indizes. Trotz Zinsanhebungen der US-Notenbank kletterte der Nasdaq Composite um 30 und der Nasdaq 100 um 37 Prozent — dank KI-Boom und ChatGPT-Euphorie. Es ist das beste Halbjahresergebnis aller Zeiten.

Ein gutes Omen für die zweite Jahreshälfte? Nicht zwingend. Der bisherige Kursaufschwung wurde nur von wenigen Titeln getragen.

Was erwarten die Experten für die Börsen?

Gesucht waren vor allem Microsoft, Nvidia und Apple. Dagegen überzeugten die ebenfalls an der Nasdaq gelisteten Biotechunternehmen, wie etwa Amgen, bislang nicht. Der Rally fehlt daher ein breites Fundament. LBBW und die DZ-Bank rechnen mit Rücksetzern an den US-Märkten, zumal auch die Bewertungen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21,6 bei Weitem über den langjährigen Durchschnitten liegen.

Es gibt andere Meinungen. Bloomberg bemüht die Historie. Demnach hat ein gutes erstes Halbjahr für eine solide Wertentwicklung im zweiten Halbjahr gesorgt. Und die Sorgen um Big Tech? Unbegründet, meint Savita Subramanian, Head of Equity & Quantitative Strategy der Bank of America. Übertreibungen sieht sie nicht. Ihrer Meinung nach agierten die Anleger so rational wie seit Langem nicht.

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