Die Milliardenschäden durch die Überschwemmungen im Westen Deutschlands haben eine Debatte um eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden wie Unwetter und Hochwasser ausgelöst. In der Bundesregierung gibt es Medienberichten zufolge entsprechende Überlegungen. Der Steuerzahler müsse bei einer allgemeinen Versicherungspflicht in einem künftigen Katastrophenfall nicht erneut einspringen, weil die Betroffenen ihre Risiken nicht selbst absichern wollten. Nach der Wahl müsse geklärt werden, wie die Vorsorge für die künftig häufiger erwarteten Wetterextreme aussehen soll - insbesondere, welche Rolle Eigenvorsorge und privater Versicherungsschutz dabei spielen sollte. Es gebe keinen Grund, Vorsorge für Unwetter allein dem Staat zu überlassen, war zu hören.

Der Versicherungs-Branchenverband GDV lehnte dagegen eine Pflichtversicherung am Donnerstag erneut ab. "Eine Pflichtversicherung als einzelnes Instrument ist nicht zielführend", sagte Verbands-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen im "ARD-Morgenmagazin". Vielmehr werde ein Gesamtkonzept gebraucht, das dem Klimawandel Rechnung trage und auf Prävention ausgerichtet sei. Asmussen zufolge versichern zu wenige Menschen ihr Haus gegen Sturm, Hagel und Hochwasser. "Wir gehen davon aus, dass in Deutschland 99 Prozent der Gebäude gegen Elementarschäden versicherbar sind. Erreicht haben wir heute 46 Prozent." Das müsse erweitert werden.

Der Chef-Klimawissenschaftler der Munich Re, Ernst Rauch, lehnt eine Pflichtversicherung nicht grundsätzlich ab. Um falsche Anreize zu verhindern, müssten sich die Prämien dafür aber nach dem örtlichen Risiko richten, sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. "Sonst würden wir Anreize schaffen für die Besiedelung von Gebieten, die hoch gefährdet sind." Das Risiko einer unvernünftigen Besiedelung von Flussufern oder Tallagen würde dann auf die Allgemeinheit abgewälzt.

Die Münchner "Wirtschaftsweise" Monika Schnitzer sprach sich in der "Wirtschaftswoche" für eine Pflichtversicherung aus. Sie sei sinnvoll, "wenn man verhindern will, dass manche auf eine solche Versicherung verzichten - im Vertrauen darauf, im Katastrophenfall Hilfe durch den Staat zu erhalten". Auch sie ist für risikogerechte Prämien. "Wessen Haus und Grund stärker gefährdet sind, sollte höhere Prämien zahlen." Um Fehlanreize zu vermeiden, schlug Gabriel Felbermayr, der Chef des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, einen Selbstbehalt vor. Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, sagte dagegen, er sehe "keine hinreichende Begründung" für eine Pflichtversicherung. red