Es ist eine der großen Investmentstories des Jahres: Die US-Leitwährung wertet deutlich ab. Nach Einschätzung von Goldman Sachs dürfte sich der Trend beschleunigen. Was das für Aktien-Anleger bedeutet.
Für deutsche Anleger, die in US-Werte investieren, ergeben sich 2025 ungewohnte Herausforderungen: Amerikanische Aktien performen nicht so gut wie früher – und zwar aus gleich zwei Gründen. Einerseits läuft der „Sell America“-Trade seit Beginn der zweiten Trump-Administration, andererseits erlebt der Greenback den schwersten Einbruch seit Jahren. Bedeutet: US-Aktien haben gleich doppelt verloren.
Bei 1,04 Dollar je Euro startete die Weltleitwährung im neuen Börsenjahr und erreichte kurz vor der Inauguration Donald Trumps im Vergleich zum Euro das Jahreshoch bei 1,017 Dollar. Seitdem wertet der US-Dollar ab – und zwar in beschleunigtem Tempo. Auf dem Höhepunkt der Börsencrashs im Zuge der Zoll-Turbulenzen wurden an den Währungsmärkten kurzfristig Notierungen von 1,16 Dollar pro Euro festgestellt: eine Abwertung von in der Spitze 14 Prozent gegenüber dem Jahreshoch – und das in gerade mal drei Monaten. Aktuell notiert der Euro bei 1,128 Dollar und damit mehr als 8 Prozent stärker als zu Jahresbeginn.
Goldman Sachs: Dollar wertet weiter ab
Nach Einschätzung von Goldman Sachs dürfte sich der Trend im Jahresverlauf fortsetzen – erst recht nach der jüngsten Rating-Abstufung durch Moody’s. Die amerikanische Investmentbank hat heute in einer Research-Note dargelegt, warum der US-Dollar mittelfristig weiter unter Druck stehen und nachhaltig abwerten dürfte.
Um bis zu 10 Prozent gegenüber dem Euro und jeweils 9 Prozent gegenüber dem britischen Pfund und dem japanischen Yen sieht Goldman den Dollar in den kommenden zwölf Monaten schwächer.
Ursachen für Dollar-Abwertung: Zölle, Unsicherheit, Wachstumsdelle
Der starke Dollar der vergangenen Jahre basierte laut Goldman vor allem auf dem Narrativ des „American Exceptionalism“ – also der überdurchschnittlich hohen Renditeerwartungen für amerikanische Assets. Doch genau dieses Narrativ ist mit dem Start der zweiten Trump-Administration nun ins Wanken geraten. Drei Faktoren setzen dem Dollar zu:
1. Wachstumsabschwächung: Die US-Wirtschaft zeigt laut Goldman klare Ermüdungserscheinungen. Ein langsameres BIP-Wachstum senkt die Attraktivität amerikanischer Anlagen.
2. Politische Unsicherheit: Anhaltende Unklarheiten über die US-Wirtschaftspolitik – vor allem in einem möglichen zweiten Trump-Mandat – verschrecken ausländische Investoren.
3. Neue Handelsbarrieren: Die von den USA verhängten Zölle führen zu Gegenreaktionen: Konsumenten boykottieren US-Produkte, der Tourismus in die USA sinkt, und auch die Gewinne amerikanischer Firmen geraten unter Druck.
Erste Kapitalflucht erkennbar
Die Folgen sind seit dem Beginn der zweiten Trump-Ära offenkundig: Goldman hat eine erste Umschichtung aus US-Vermögenswerten registriert – ausgelöst durch steigende Investitionen im Ausland und die schwächere Performance amerikanischer Aktien. Gleichzeitig reduzieren ausländische Notenbanken ihre Dollarbestände – ein Trend, der sich laut Goldman bald auch auf den privaten Sektor ausweiten könnte.
Und mehr noch: Während US-Präsident Trump einen schwächeren Dollar favorisiert, um die Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Wirtschaft zu stärken (US-Exporte günstiger), könnte eine anhaltende und vor allem beschleunigte Dollar-Schwäche im Zuge der Zollpolitik den gegenteiligen Effekt haben.
Goldman Sachs: Trumps aggressiver Zollkurs bringt die US-Wirtschaft selbst in Bedrängnis
So warnt das Dow Jones-Mitglied davor, dass die Art der aktuell diskutierten US-Zölle – nämlich breit angelegt und einseitig verhängt – die ökonomische Last am Ende doch zunehmend auf die Vereinigten Staaten selbst verlagern könnte. „US-Unternehmen und -Konsumenten werden zu Preisnehmern“, schreibt Goldman.
Bedeutet: Wenn sich Lieferketten nicht schnell anpassen lassen und Konsumenten kurzfristig nicht ausweichen können, dann muss sich etwas anderes anpassen – nämlich der Dollar. Eine Abwertung wäre in diesem Szenario die logische Folge, um die wirtschaftlichen Ungleichgewichte auszugleichen.
Trumps aggressiver Zollkurs könnte – statt wie beabsichtigt, ausländische Konkurrenten zu schaden –, die US-Wirtschaft selbst in Bedrängnis bringen. Der Dollar wäre in diesem Fall nicht mehr Hort der Stärke, sondern Ventil für globale Marktverwerfungen. Goldman sieht darin ein wachsendes Risiko für Anleger, das sie im Auge behalten sollten. Amerikanische Aktien werden für deutsche Anleger in diesem Szenario entsprechend weniger attraktiv.