Immobilien der öffentlichen Infrastruktur werden von Privatanlegern bisher  wenig beachtet. Zudem fehlen die Investmentmöglichkeiten. Das könnte sich bald ändern. Experte Dominik Barton über die neue Assetklasse Von Stefan Rullkötter


BÖRSE ONLINE: Sie haben gemeinsam mit Audere Gesellschaftsimmobilien die Initiative "Immobilien der öffentlichen Infrastruktur" ins Leben gerufen. Was ist an dieser Assetklasse für Anleger attraktiv?


Dominik Barton: Öffentliche Verwaltung, Kitas, Bildung oder Kultur bieten besonders stabile Rahmenbedingungen. Standorttreue Mieter mit hoher Bonität, lange Vertragslaufzeiten, eine konjunktur-unabhängige Nachfrage.

Was spricht sonst noch für Infrastruktur-Investments?


Angesichts der unabsehbaren Folgen des Ukraine-Krieges, der noch nicht ausgestandenen Coronafolgen und teilweise überteuerten Immobilienmärkten sind die langfristig sicheren Cashflows dieser Assetklasse besonders attraktiv.

Kommunen sahen der Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft in der Vergangenheit häufig eher kritisch. Welche Motive hat die öffentliche Hand jetzt für eine Kooperation mit Investoren?


Die oftmals überschuldeten Kommunen tragen die Hauptlast der infrastrukturellen Kosten. Schon deshalb fehlen in vielen wichtigen Bereichen zeitgemäße Immobilien. Hinzu treten neue Herausforderungen, etwa die von der Bundesregierung angestrebte Digitalisierung der Verwaltung oder der zunehmende Druck, neue wie vorhandene Gebäude ESG-konform zu gestalten. Der öffentlichen Hand fehlt es teilweise schlicht an Kapital, Personal oder Know-how, um dies alles zu bewältigen.

Immobilien der öffentlichen Infrastruktur sind bisher vor allem bei institutionellen Investoren beliebt. Welche Ziele verfolgt hier die von Ihnen mitbegründete Initiative?


Ein Ziel ist der Dialog zwischen Kommunen, sozialen Trägern, Investoren, Projektentwicklern und anderen Stakeholdern. Ein weiteres Ziel ist die Schaffung von Transparenz. Die Initiative versteht sich als Sparringspartner und Bindeglied beider Seiten. Eine erste von uns initiierte Marktstudie zum Thema ist bereits veröffentlicht, weitere werden folgen.

Zur Person: Dominik Barton ist Geschäftsführender Gesellschafter der Barton Group in Bonn. Das familiengeführte, bundesweit tätige Immobilien-Investmenthaus beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit Objekten der öffentlichen Infrastruktur.