Sie ärgern sich schon lange über die nicht vorhandenen Erträge auf Sparkonten? Aber sich deswegen intensiv mit alternativen Geldanlagen zu beschäftigen, dafür haben Sie keine Zeit? Oder auch keine Lust? Dann sind Sie sozusagen der ideale Kunde für den Robo-Advisor. Der digitale Berater, oder besser ausgedrückt das Computerprogramm, richtet nach Ihren Vorgaben ein Wertpapier-Portfolio ein - und besser noch: verwaltet es auch, ohne dass Sie etwas tun müssen.

Noch nicht einmal zehn Jahre auf dem Markt, gewinnen die "Robos", wie sie verkürzt genannt werden, kontinuierlich an Beliebtheit. Einfach, zeitsparend und kostengünstig lauten die Werbeparolen, doch nicht alle halten dieses Versprechen auch. Im großen Test, den das Deutsche Kundeninstitut im Auftrag von €uro am Sonntag in diesem Jahr zum sechsten Mal durchführt, werden zwar in allen Testkategorien (siehe "So wurde gewertet") viele Topnoten vergeben. Es gibt jedoch auch Ausreißer nach unten: Die Bandbreite der Einzelbewertungen reicht von "mangelhaft" bis "top" (im Heft abgebildet werden nur Bewertungen von "gut" bis "top"). Entscheidend ist also, den richtigen Helfer zu finden.

Drei Kategorien - drei Sieger

Betrachtet man die einzelnen Kategorien im Detail (siehe Tabellen unten), fällt auf, dass es jedes Mal ein anderer digitaler Helfer nach ganz oben aufs Treppchen geschafft hat. Ein Zeichen dafür, dass sich die Branche immer weiter ausdifferenziert. In der Kategorie Angebot, worunter die Vielseitigkeit des Produkts, der Leistungsumfang und die Rahmenbedingungen zu verstehen sind, ist es die Vermögensverwaltung Whitebox, die das Feld anführt. Insgesamt erhalten hier acht von insgesamt 25 getesteten Anbietern die Bestnoten.

Die besten Konditionen dagegen bietet das Programm Raisin Invest, das zum Zinsportal Weltsparen gehört. Hier werden die Gebühren der Anbieter bewertet, wobei das zentrale Kriterium die Servicepauschale ist, die anhand von sechs Musterfällen ermittelt wird (Details zu den einzelnen Kategorien im Kasten "So wurde gewertet").

Und wer Wert auf guten Kundenservice legt, bekommt den besten bei einem der ältesten deutschen Robo-Advisors: Quirion. Die Mitarbeiter reagierten am Telefon und auf E-Mails schneller als der Durchschnitt und wirkten dabei freundlich, hilfsbereit und kompetent. Die Website des Anbieters wurde zudem als selbsterklärend, übersichtlich und im Design sehr ansprechend empfunden. Auch Erklärungen zur Frage, was Robo-Advisors eigentlich sind, werden ebenso ausreichend zur Verfügung gestellt wie Informationen zu den Kosten.

Unter anderem durch diesen guten Kundenservice schafft es Quirion als einziger Kategoriesieger auch in unseren weiteren Auswertungen ganz nach oben. Da die Robo-Advisors - wie menschliche Berater - die Vorgaben des Kunden berücksichtigen, also das Geld defensiv, ausgewogen oder offensiv anlegen, wurden auch die Rankings auf die jeweiligen Anlagetypen zugeschnitten. Zudem betrachtete das DKI nachhaltige Portfolios noch einmal gesondert, die besonders bei jüngeren Anlegern immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Bei den klassischen Anlagen positioniert sich Quirion sowohl bei den ausgewogenen als auch bei den offensiven Portfolios als "Bester" und schafft es damit auch in der Gesamtbetrachtung dieser Gruppe auf Platz 1. Herausstechend dabei: Die Servicepauschale beträgt nur 0,48 Prozent pro Jahr und liegt somit weit unter dem Durchschnitt aller Anbieter.

Zudem weist der Robo-Advisor bei den ausgewogenen Portfolios in allen sechs Fällen nicht nur unterdurchschnittliche Kosten, sondern auch die höchsten Renditen auf. Im Schnitt zahlen Anleger mit Quirion 36 Prozent weniger als der Durchschnitt. Zudem punktet der Robo bei einmaliger Anlage mit dem drittniedrigsten Betrag von fünf Euro.

Growney sechsmal vorne

Lediglich bei den defensiven Portfolios im klassischen Segment landet Quirion nur an zweiter Position und muss einem anderen den Vortritt lassen: Growney. Das Berliner Unternehmen schafft es aber nicht nur hier nach ganz oben, sondern auch bei allen nachhaltigen Anlagestrategien, womit es gleichzeitig - wie schon in den vergangenen Jahren - die Spitzenposition in der Gesamtwertung einnimmt, gefolgt auch hier von Quirion. Auf Platz 3 des Gesamtrankings platziert sich Fintego.

Testsieger Growney überzeugt durch ein Topangebot (5. Platz) sowie Topkonditionen (2.) und einen sehr guten Kundenservice (3.). Bei den defensiven klassischen Portfolios kann der Robo in allen sechs Fällen jeweils unterdurchschnittliche Kosten sowie überdurchschnittliche Renditen aufweisen. Bei einer Einmalanlage in Höhe von 50 000 Euro bedeutet dies im Test eine Ersparnis von 46 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt bei gleichzeitig mehr erwirtschafteter Rendite (76 Prozent bzw. 541,36 Euro). Die Servicepauschale von maximal 0,68 Prozent pro Jahr liegt ebenfalls unter dem Durchschnitt.

Kostengünstig sind gute Robos also, das zeigt der Test. Zeitersparnis bringen sie, und Algorithmen, wissen wir, sind zudem immun gegen Emotionen - und vielleicht daraus folgende Fehler. Ein Nachteil der digitalen Helfer sollte aber auch nicht unerwähnt bleiben. Auf Veränderungen der persönlichen Lebenssituation können sie nicht oder zumindest nicht sofort reagieren. Das kann nur, wer die Verantwortung für seine Geldanlagen selbst übernimmt.

So wurde gewertet:

Das Deutsche Kundeninstitut (DKI) testete im Mai 2022 insgesamt 25 Robo-Advisors. Teilnahmevoraussetzung war, dass die Anbieter nicht nur Anlagevorschläge unterbreiten, sondern diese auch direkt in komplette Portfolios umsetzen. Berücksichtigt sind Vermögensverwalter und Anlagevermittler. Erhoben wurden die Daten durch Befragung der Anbieter sowie verdeckte Anrufe und E-Mails. Außerdem fand eine Analyse der Internetseiten und Social-Media-Aktivitäten statt. Insgesamt gab es 425 Kundenkontakte. Bewertet wurden 420 Einzelkriterien in drei Kategorien, die mit unterschiedlicher Gewichtung in das Endergebnis einfließen. 40 Prozent trägt das "Angebot" bei. Dabei geht es u. a. um die Anzahl der angebotenen Portfolios, Mindestanlagesummen und die Anzahl der Risikoklassen Zudem wird abgefragt, wie umfangreich die persönliche Kundensituation eruiert wird. Mit ebenfalls 40 Prozent fließen die Kosten ("Konditionen") ein. Der Vergleichbarkeit wegen wurden sechs Musterfälle konstruiert: Einmalanlagen von 10.000, 50.000 und 250.000 Euro, Sparpläne mit 50 bzw. 250 Euro pro Monat und eine Kombination aus beidem (Einmalanlage 50.000 Euro plus Sparplan 250 Euro/Monat). Zudem geht es um Gewinnbeteiligungen, Depotführungsgebühren, Vertriebskosten etc. Die dritte Kategorie "Kundenservice" steuert 20 Prozent zur Gesamtwertung bei.