Frau Martorell Naßl, LotUs wurde von der Jury der Versicherungsinnovation des Jahres aufs Podest gewählt, nun können sich die wenigsten Menschen etwas unter LotUs eher eine Blume als ein Versicherungsprodukt vorstellen, können Sie da bitte etwas aufklären?


LotUs ist eine Lösung mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI), in der Behandlung chronisch und schwerstkranker Menschen: vorausschauende und nachhaltige individuelle Maßnahmen, die einem geregelten optimalen Behandlungsplan folgen. Sie müssen sich vorstellen, dass Menschen mit Erkrankungen wie Multipler Sklerose (MS) nicht nur mit der psychischen Belastung aufgrund ihrer Erkrankung kämpfen, sondern auch mit dem massiven Koordinierungsaufwand der zahlreichen, meist interdisziplinären Behandlungen und vieler bürokratischer Hürden. Genau dafür engagieren sich unsere Kundenlotsen, die nicht nur versicherungstechnisch ausgebildet, sondern auch medizinisch und psychologisch geschult sind.

Wie wurden MS-Patienten denn bislang betreut?


Bislang erfolgte die Zuordnung eines für die Kundenlotsen in Frage kommenden Falles beispielsweise durch einen aufmerksamen Kollegen in der Sachbearbeitung - somit ist teilweise kostbare Zeit verloren gegangen. Das hat unsere Progammiererinnen und Programmierer auf die Idee gebracht, eine Künstliche Intelligenz (KI) zu entwickeln, die automatisch Versicherte mit einem spezifischen Krankheitsbild und unsere Lotsen einander "vorschlägt" und damit den Weg für eine optimale Betreuung aller unterstützungsbedürftigen Versicherten ebnet.

Böse Zungen könnten behaupten, da spielt eine Versicherung Arzt.


Wir erstellen keine Diagnosen, sondern erkennen durch unsere KI potenzielle Betreuungsfälle. Um diese Versicherten kümmern wir uns dann besonders intensiv und unterbreiten ihnen passende Versorgungs- und Unterstützungsangebote. Zudem übernehmen wir die Koordination zwischen den verschiedenen Leistungserbringern und versuchen möglichst viel bürokratischen Aufwand von den Kunden und Kundinnen fernzuhalten. Wir möchten, dass die Versicherten sich vollständig auf die Genesung oder den bestmöglichen Umgang mit ihrer Erkrankung konzentrieren können.

Ist LotUs die Zukunft der Privaten Krankenversicherung?


Ich würde es weniger als Zukunft der Privaten Krankenversicherung bezeichnen, sondern als Zukunftsmodell für die Gesundheitspartnerschaft zwischen Kunden und Versicherung. Wir wollen mit unserer direkten, digitalen Kommunikation weg von langwierigen, bürokratisch anmutenden Abläufen. Das ist zeitgemäß, und liegt im Interesse unserer Kunden.

KI bedeutet in der Regel auch oft geringere Kosten. Können Sie die Ersparnis für das Kollektiv an einem Beispielfall darstellen?


Die weitaus wichtigste Ersparnis ist die zeitliche Komponente. Für einen erkrankten Menschen und die Angehörigen, die in vielen Fällen in die Pflege eingebunden werden, ist Zeit ein unfassbar kostbares Gut. Je schneller wir unsere Hilfe anbieten können, desto erfolgreicher sind wir in unserer täglichen Arbeit - und vor allem sorgen wir mit unserer Technologie dafür, dass kein Kunde mit potentiellem Betreuungsbedarf durchs Raster fällt. Wenn wir einen an der Nervenkrankrankheit amyotropher Lateralsklerose (ALS) erkrankten Kunden frühzeitig erkennen und durch gezielte Physiotherapie und Hilfsmittel hinauszögern können, dass er intensive Pflege benötigt, ist das eine Ersparnis, die dem ganzen Kollektiv zugute kommt.

Apropos Ersparnis. In diesem Zuge könnte die Versicherungskammer in den Verdacht kommen, bei den Gesundheitsprüfungen deutlich strenger zu sein als der Markt, um besonders gesunde "Risiken"im Kollektiv zu haben.


LotUs kommt nicht bei der Gesundheitsprüfung für potentielle neue Versicherte zum Einsatz - dafür ist unser System auch gar nicht geeignet- sondern ausschließlich bei bestehenden Kunden. Für diese wollen wir die optimale Versorgung sicher stellen.