Es war mehr als ein Höflichkeitsbesuch – es war ein wirtschaftspolitisches Duell. Jerome Powell, Chef der US-Notenbank Federal Reserve, wurde am 29. Mai 2025 ins Weiße Haus zitiert. Offiziell hieß es: „Gespräch über Wachstum, Beschäftigung und Inflation.“ Inoffiziell: Ein wirtschaftspolitisches Donnerwetter, bei dem Präsident Donald Trump persönlich Druck auf Powell ausübte, endlich die Zinsen zu senken. Doch der Fed-Chef blieb hart. 

Dabei ist der politische Kontext explosiv. Seit seiner Rückkehr ins Oval Office fährt Trump eine aggressive Zollpolitik, befeuert „Liberation Day“-Parolen und verlangt öffentlich von der Fed eine geldpolitische Kehrtwende. Seine Botschaft an Powell: „Hohe Zinsen sind ein Fehler – und eine Gefahr für Amerikas Wettbewerbsfähigkeit.“

Powell dagegen ließ sich nicht beirren. In der offiziellen Stellungnahme der Fed hieß es unmissverständlich:

„Die Geldpolitik wird ausschließlich auf Basis objektiver, nicht-politischer Analyse getroffen.“

Keine Kurskorrektur, keine Zusagen – und vor allem kein Wort über mögliche Zinssenkungen, obwohl Trump sie fordert, und die Märkte sie zunehmend einpreisen.

Die Börse kocht – aber das Menü?

Seit Sonntagabend machen unbestätigte Gerüchte die Runde: Fed-Chef Jerome Powell soll am Montag zurücktreten, um den Weg für eine Zinssenkung nach Trumps Gusto freizumachen. Angeblich sei dies Teil eines Plans des Präsidenten, um das Zinsniveau noch vor der Juni-Sitzung zu drücken.

Doch halt, Stopp – das ist Bullshit. Punkt.

Die Fakten sprechen eine andere Sprache:

Kein einziger Beweis wurde für den angeblichen Rücktritt Powells vorgelegt.

Powell selbst hat mehrfach betont, dass er seine Amtszeit bis Mai 2026 regulär zu Ende führen wird.

Trump kann Powell rechtlich nicht feuern. Ein jüngstes Urteil des Supreme Court hat die Unabhängigkeit der US-Notenbank gestärkt – politische Meinungsverschiedenheiten reichen nicht für eine Entlassung.

Die Fed befindet sich in geldpolitischer Wartestellung. Zuletzt wurde der Leitzins bei 4,25–4,5 % belassen, und laut offiziellen Statements ist frühestens im September mit einer Zinssenkung zu rechnen.

Diese "Powell geht"-Nummer ist nicht mehr als das: ein Twitter-Strohfeuer, befeuert von Wunschdenken, Memetradern – und vielleicht dem ein oder anderen Algorithmus.

Trump will Zins-Waffe jetzt – Powell setzt auf Daten

Das Problem: Trump argumentiert populistisch – „Es gibt keine Inflation, also senkt die Zinsen!“ Doch die Realität ist komplexer. Zwar hat sich die Preissteigerung zuletzt abgeschwächt, doch die Gefahr von Stagflation – einem toxischen Mix aus schwachem Wachstum und hoher Inflation – ist nicht gebannt.

Das Dilemma für Powell: Eine voreilige Zinssenkung würde die Unabhängigkeit der Fed infrage stellen und könnte die Inflation erneut anheizen. Gleichzeitig könnten steigende Zölle – etwa Trumps Drohung, Stahlzölle auf 50 Prozent zu verdoppeln – die Preise erneut nach oben treiben.

Doch Trump bleibt unbeeindruckt. Aus dem Umfeld des Weißen Hauses heißt es, der Präsident setze alles daran, vor der Wahl 2026 die Wirtschaft mit Zinssenkungen zu pushen. Ein Fed-Chef, der blockiert, wird so schnell zum Feindbild. Gerüchte über eine mögliche Absetzung Powells kursieren bereits auf Plattformen wie Polymarket, auch wenn die rechtlichen Hürden hoch sind.

Zinssenkung im September? Märkte wetten drauf

Die Finanzmärkte rechnen inzwischen mit einer Zinssenkung im September – und möglicherweise einer zweiten im Dezember. Der Druck wächst. US-Verbraucher zeigen sich noch ausgabefreudig, doch Investoren, Bauherren und Unternehmer zögern. Die langfristigen Treasury-Renditen stagnieren, die Unsicherheit nimmt zu.

Gleichzeitig zeigen Äußerungen von Fed-Gouverneur Christopher Waller, dass zumindest intern über Zinssenkungen nachgedacht wird – vorausgesetzt, die Inflation bleibt im Zielbereich und die Wirtschaft nicht abrupt einbricht.

Symbolischer Schlagabtausch mit geopolitischer Sprengkraft

Powells öffentliche Auftritte – insbesondere seine Keynote beim 75. Jubiläum der Fed-Abteilung für Internationale Finanzen heute, den 2. Juni – werden daher mit Hochspannung erwartet. Die Märkte hoffen auf versteckte Hinweise. Doch Powell bleibt bislang eine Festung – rational, sachlich, unbeirrbar.

Trump dagegen spielt auf Zeit – und auf Aufmerksamkeit. Seine jüngsten Aussagen in Richtung China und der EU, seine medienwirksamen Aussagen zu Handelszöllen und geldpolitischem „Versagen“ der Fed: Alles zielt auf Macht, Kontrolle und mediale Dominanz.

Der Zins-Krieg hat begonnen

Trump will Zinssenkung jetzt – Powell nicht vor September.

Trump will fiskalischen Turbo – Powell beharrt auf Daten.

Trump will Kontrolle – Powell pocht auf Unabhängigkeit.

Der Machtkampf zwischen Politik und Zentralbank spitzt sich zu – und die Märkte stehen in der Schusslinie. Anleger sollten sich auf volatile Wochen einstellen. Die nächste geldpolitische Weichenstellung erfolgt beim FOMC-Treffen am 17. und 18. Juni – spätestens dann wird klar, ob sich Powell halten kann oder Trump weiter eskaliert.

Bis dahin gilt: Powell schweigt – Trump dröhnt. Doch der nächste Satz wird über Billionen entscheiden.

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