Den Krankenkassen fehlen Milliarden, die Beiträge sollen aber kaum steigen. Dennoch kann es sich lohnen zu wechseln. Von Markus Hinterberger

Immer mehr Versicherte, die keine Beiträge zahlen, und teurere Behandlungsmethoden bescheren den Krankenkassen ein Milliardendefizit. Doch laut Karl Lauterbach sollen die Versicherten nur einen Teil der Miesen ausgleichen. So will der Bundesgesundheitsminister den Zusatzbeitrag um 0,3 Prozentpunkte auf 1,6 Prozent erhöhen. Um den Rest der Lücke zu füllen, soll der geplante Bundeszuschuss um zwei Milliarden auf 16,5 Milliarden Euro steigen. Obendrein gewährt der Bund ein Darlehen von einer Milliarde Euro und die Kassen sollen ihre Finanzreserven reduzieren, um so an weitere vier Milliarden Euro zu kommen.

Was nach einer guten Nachricht für Versicherte klingt, wird in vielen Fällen trotzdem zu höheren Beiträgen führen. Die 0,3 Prozentpunkte mehr sind nur ein Richtwert. Krankenkassen können ihn über- oder unterschreiten, je nachdem, wie sie finanziell aufgestellt sind. Schon heute haben 39 der 97 Krankenkassen einen höheren Zusatzbeitrag als 1,3 Prozent.

Diesen zahlen gesetzlich Versicherte und ihr Arbeitgeber neben dem fixen Grundbeitrag von 14,6 Prozent des Bruttoeinkommens je zur Hälfte. Ein Versicherter mit 4000 Euro monatlichem Brutto, der bei einer Krankenkasse Mitglied ist, die den durchschnittlichen Zusatzbeitrag verlangt, zahlt also 318 Euro pro Monat. Nach der Erhöhung im kommenden Jahr werden es 324 Euro.

Thomas Adolph vom Portal kassensuche.de rechnet damit, dass viele Kassen eher mehr verlangen werden und auch mehr Menschen die Kasse wechseln werden. Adolph geht davon aus, dass Kassen, die derzeit günstig sind, es auch bleiben werden (siehe unten). Sobald der Beitrag steigt, haben Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht und können bereits nach wenigen Wochen bei einer anderen Kasse sein. Sollte sich der Wechsel verzögern, bleibt man über die alte Kasse versichert, eine Lücke gibt es nicht.

Krankenkasse

Dieser Artikel erschien zuerst in der Euro am Sonntag 39/2022. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.