Seit die Corona-Pandemie die Wirtschaft weltweit in den Krisenmodus zwingt, eröffnen so viele Deutsche wie lange nicht neue Depots. Manche Onlinebroker begrüßen im Monat mehr Neukunden als sonst im halben Jahr.

Ganz klar ist: Gegenüber dem Depot bei einer normalen Filialbank sparen Anleger beim Direktbroker in den allermeisten Fällen viel Geld - je nachdem, welcher Typ Anleger sie sind. Bei einem Durchschnittstrader beläuft sich die maximal mögliche Ersparnis beispielsweise auf nahezu 80 Prozent.

Doch einfach beim nächstbesten Broker ein Depot zu eröffnen, kann dazu führen, dass man deutlich mehr zahlt als man müsste. Denn nicht jeder Broker ist für jeden Anleger gleichermaßen geeignet. Der eine ist besonders günstig bei kleineren Aktienorders, der andere bei Aktienorders direkt in den USA und der nächste bei Sparplänen. Bei wieder anderen kostet es 100 Euro, wenn man als Aktionär zur Hauptversammlung will.

Doch nicht nur solch exorbitant hohe Kosten sind wahre Renditekiller - jeder noch so kleine Kostenblock kann langfristig den Ertrag deutlich schmälern. Daher sollte jeder Anleger zunächst für sich klären, wie er an der Börse unterwegs sein wird. Plant er, praktisch Tag und Nacht zu handeln? Oder setzt er auf langfristige Buy-and-Hold-Strategien? Schwört er auf Fonds- oder ETF-Sparpläne? Besteht sein Anlageuniversum ausschließlich aus den Aktien in DAX und MDAX oder stehen Anleihen, Optionsscheine und Zertifikate ebenfalls auf seinem Anlagezettel?

Jeder Broker ist anders

Je nachdem, wie die Antworten auf diese Fragen ausfallen, haben sie Auswirkungen auf die Wahl des Onlinebrokers: Denn jeder Broker hat eine andere Klientel im Blick. Während manche sich auf ein paar Börsensegmente spezialisiert haben, offerieren Generalisten deutlich mehr Tradingmöglichkeiten. Als Faustregel gilt: Spezialisten sind bei dem, was sie bieten, günstiger als Generalisten. Dafür ist bei diesen manches kostenlos, was bei Spezialisten extra kostet - oder gar nicht erhältlich ist.

Um bei der Suche nach dem passenden Onlinebroker Hilfestellung zu geben, hat €uro am Sonntag eine schriftliche Umfrage zu den Kosten des Onlinetradings bei insgesamt 20 Onlinebrokern durchgeführt. Zehn Generalisten und zehn Spezialisten (zu Letzteren mehr in der Ausgabe 32-20) nahmen daran teil. Dabei wurde ermittelt, wie viel verschiedene Anlegertypen fürs Traden bei den befragten Brokern jeweils zahlen müssen. Eigens dafür hat €uro am Sonntag fünf Musterkunden entwickelt, die an der Börse völlig unterschiedlich agieren. Jeder verfolgt eine andere Strategie, hat deshalb auch ganz eigene Bedürfnisse. Für jeden Musterkunden wurde errechnet, was sein Tradingverhalten bei den einzelnen Brokern kosten würde (siehe große Tabelle unten). Dabei wurde auch berücksichtigt, wie viel Zinsen die Anbieter für täglich verfügbares Geld auf hauseigenen Euro-Konten noch zahlen - oder ob sogar Strafzinsen fällig werden. Zudem wurden bei jedem Deal die Fremdkosten eingerechnet, die in Rechnung gestellt werden.

Wichtig: Die Qualität des Gesamtangebots ist nicht Gegenstand des Online-Broker Tests. Es geht hier um Kosten und Gebühren. Und für welchen Musterkunden welcher Onlinebroker der günstigste ist. Um das herauszufinden, wurden für jeden Musterkunden Ranglisten ermittelt. Dabei galt: Je günstiger, desto besser. Konnte ein Broker nicht alle Tradingwünsche des jeweiligen Musterkunden erfüllen, dann kam er bei diesem auch nicht in die Wertung.

Jedoch gab es ein paar Ausnahmen: Stellten Onlinebroker dem "Aktiven Trader" etwa keinen Tax Voucher für Schweizer Aktien aus, führte das nicht zum Ausschluss aus der Wertung, vielmehr wurden dann die höchsten Gesamtkosten für das Ausstellen eines Tax Voucher unterstellt.

Um in der Gesamtwertung berücksichtigt zu werden, durfte jeder Broker maximal einmal patzen. Die jeweils vier besten Platzierungen wurden fürs Gesamtklassement berücksichtigt.

Bei den zehn Generalisten, um die es in dieser Ausgabe geht, hatten jedoch lediglich zwei Anbieter relevante Aussetzer. So kann man bei der Postbank Aktien, Optionsscheine und Zertifikate nicht außerbörslich handeln. Und bei der Targobank ist an US-Börsen nur der Verkauf von Wertpapieren möglich, nicht aber deren Erwerb. Ansonsten erfüllten die von uns getesteten zehn Generalisten alle Wünsche unserer fiktiven Musterkunden.

Die Ergebnisse im Einzelnen (siehe auch große Tabelle unten): Der "Aktive Trader" kommt bei Flatex mit Kosten von 339,13 Euro im Quartal am günstigsten weg. Auf Platz 2 die DKB Deutsche Kreditbank, die diesem Musterkunden je Quartal mit 344,96 Euro gerade mal 5,83 Euro mehr in Rechnung stellt. Bronze geht an den Sparkassenbroker: Er verlangt vom "Aktiven Trader" 377,35 Euro im Quartal.

Die günstigsten Onlinebroker

Für den "Normalen Trader" ist dagegen die DKB mit 60,60 Euro im Quartal am günstigsten, gefolgt von der Consorsbank mit Kosten von 64,27 Euro im Quartal. Platz 3 geht an Flatex, hier muss der Musterkunde in drei Monaten 66,75 Euro zahlen. Übrigens: Würden bei Flatex für Gelder auf dem Verrechnungskonto keine Strafzinsen von 0,5 Prozent im Jahr fällig, hätte dieser Broker auch hier den Sieg eingeheimst. Ebenso, wenn Flatex auf die jährliche Depotgebühr von 0,1 Prozent des Depotvolumens verzichten würde.

Wer dagegen hauptsächlich auf Sparpläne setzt, kommt bei der Consorsbank mit Kosten von 24,32 Euro im Vierteljahr am günstigsten weg. Kaum teurer sind die Angebote der beiden Nächstplatzierten: So verlangt die DKB im Quartal 25,97 Euro, gefolgt von Sparkassen-Broker mit 28,44 Euro.

Wer hingegen ausschließlich außerbörslich handelt, für den ist Flatex am günstigsten. Für den "Direkttrader" betragen hier die Kosten im Quartal 142,40 Euro. Beim Handel mit ausgesuchten Emittenten lassen sie sich sogar noch weiter drücken. Jedoch stellen wir in diesem Test (sofern nicht anders vermerkt) immer auf Standardkonditionen ab. Bei den beiden Zweitplatzierten - MaxBlue, Onlinebroker der deutschen Bank, sowie der Targobank - werden hingegen 160,20 Euro im Quartal fällig.

Wer als "Investor" dagegen recht selten an der Börse aktiv ist, dafür aber mit großen Ordervolumina, kommt bei der DKB mit jährlichen Kosten von 175,60 Euro am günstigsten weg. Beim Zweitplatzierten, bei der Targobank, werden jährlich Kosten von 293,92 Euro fällig. Beim Drittplatzierten S-Broker summieren sich die Kosten im Jahr auf immerhin 310,11 Euro.

Und wer ist nun über alle fünf Musterkunden hinweg der günstigste Anbieter? Große Überraschung: Anders als in den Vorjahren kam Flatex statt auf den ersten nur auf den zweiten Platz. Dem Seriensieger der Vorjahre verdarben die erhobenen Strafzinsen sowie die vom Depotvolumen abhängige prozentuale Depotgebühr den Sieg. Davon profitierte die DKB Deutsche Kreditbank: Im Vorjahr noch auf Platz 2 errang sie diesmal den Gesamtsieg mit zwei ersten und zwei zweiten Plätzen. Den dritten Platz teilen sich Consorsbank und S-Broker (siehe Rangliste).

Wie sich die Spezialisten unter den Onlinebrokern geschlagen haben, lesen Sie in der kommenden Ausgabe.

 


Die Musterkunden - ihr Sparpotenzial bei Generalisten gegenüber Filialbanken

Musterkunde 1 Aktiver Trader

Das durchschnittliche Depotvolumen des "Aktiven Traders" beträgt 50.000 €. Zudem liegen 5.000 € auf dem Verrechnungs- oder Tagesgeldkonto. Er handelt jeweils über die inklusive Fremdkosten günstigste Börse. Deals je Quartal: 10 x DAX-Aktien für je 1.000 €, 6 x DAX-Aktien zu je 2.500 €, 2 x DAX-Aktien zu je 5.000 €. Bei 2 Deals werden Namensaktien gehandelt (1 Kauf, 1 Verkauf). Insgesamt kommt es bei den Deals zu 4 tag- und kursgleichen Teilausführungen. 4 x handelt er Optionsscheine über je 1.000 €, 4 x Zertifikate für je 1.500 €, 2 x Anleihen für je 4.000 € und 2 x US-Aktien (je 100 Stück) im Wert von je 5.000 US-Dollar direkt in den USA. Zudem setzt er je Quartal 5 neue Limits (davon 1 in den USA), 5 Limits passt er an (2 davon in den USA), 5 werden ausgeführt (davon 1 in den USA) und 5 weitere Limits laufen aus. 4 x im Jahr fließen ihm US-Dividenden von umgerechnet je 20 € zu. Er benötigt im Jahr 1 Tax Voucher für die Quellensteuererstattung in der Schweiz, 1 x jährlich eine Eintrittskarte für eine Hauptversammlung (HV) und 1 Abstimmungskarte für eine inländische HV. Hinzu kommen 12 Kontobewegungen im Jahr, 6 davon Geldeingänge.

 


Musterkunde 2 Normaler Trader

Der "Normale Trader" besitzt ein 50.000 € schweres Depot. Weitere 5.000 € liegen auf Verrechnungs- oder Tagesgeldkonto. Er tradet meist deutsche Aktien. Zudem wird monatlich ein Fonds- oder ein ETF-Sparplan (jeweils mit maximalem Rabatt) über je 100 € ausgeführt - je nachdem welche Variante weniger Kosten verursacht (Fonds mit regulär 5 % Agio). Er handelt Aktien über die bei seinem Broker inklusive Fremdkosten günstigste Börse. Die Aktiendeals je Quartal: dreimal DAX-Aktien für je 1.500 €, zweimal deutsche Nebenwerte für je 2.000 €. Zwei der gehandelten Aktien sind Namensaktien (ein Kauf, ein Verkauf). Bei den Aktiendeals kommt es zu zwei tag- und kursgleichen Teilausführungen (einmal bei Kauf, einmal bei Verkauf). Zudem handelt er einmal im Quartal Anteile eines aktiv gemanagten Fonds im Wert von 2.500 € via Börse. Er setzt je Quartal zwei neue Limits, eines passt er an, zwei werden ausgeführt, zwei Limitorders löscht er aktiv, eine weitere läuft aus. Eine Inlandsüberweisung im Quartal, einmal in drei Monaten fließt Geld aufs Depot.

 


Musterkunde 3 Sparplaner

Der "Sparplaner" setzt auf automatisierte Sparpläne. Sein Depot ist im Schnitt 30.000 € schwer. Zudem liegen 3.000 € auf dem Verrechnungs- oder Tagesgeldkonto. Er hat einen Fonds- oder ETF-Sparplan (globale Aktien; in der aktiven Variante: Fonds mit regulär 5 Prozent Agio) über 100 € monatlich eingerichtet - je nachdem welche Variante günstiger ist. Dabei nutzt er jeweils den Maximalrabatt seines Brokers. Daneben bespart er einen ETF oder ETC monatlich ebenfalls mit 100 €, auch hier nutzt er den maximal möglichen Rabatt seines Anbieters. In einen weiteren Sparplan auf ETFs/ETCs fließen monatlich weitere 100 €, jedoch zu regulären Konditionen (teuerste Variante). Sollten ETF-/ETC-Sparpläne nicht möglich sein, weicht er auf Zertifikate-Sparpläne aus. Zudem handelt er zweimal im Quartal mit Aktien im Wert von 1.500 € über die jeweils günstigste Börse. Je Quartal setzt der Sparplaner ein neues Limit, eins passt er an, ein weiteres läuft aus. Jährlich fließt zweimal Geld aufs Konto, zweimal im Jahr überweist er Geld vom Konto.

 


Musterkunde 4 Direkttrader (außerbörslich)

Der "Direkthändler" handelt ausschließlich außerbörslich (also auch nicht via Tradegate Exchange, LS Exchange, Gettex oder Quotrix). Insgesamt tradet er 18 Mal im Quartal. Sein durchschnittliches Depotvolumen beträgt 40.000 € zuzüglich 4000 € Cash auf Verrechnungs- oder Tagesgeldkonto. Dabei liegt sein Tradingschwerpunkt auf deutschen Aktien. Daneben setzt der "Direkthändler" auf Optionsscheine und Zertifikate. Die Deals je Quartal: Sechsmal handelt er DAX-Aktien für je 1.000 €, viermal handelt er DAX-Aktien im Wert von je 2.500 €. Viermal tradet er Nebenwerte aus dem MDAX mit einem Ordervolumen von jeweils 2.000 €. Bei vier dieser 14 Aktiendeals handelt es sich um Namensaktien - zwei Käufe, zwei Verkäufe. Zweimal im Quartal handelt er Zertifikate für je 1.500 € und Optionsscheine im Wert von je 1.000 €. Auf das Setzen von Limits verzichtet der "Direkthändler". Zudem wird einmal im Quartal aus dem Inland Geld auf das Depotkonto überwiesen, einmal im Vierteljahr fließt welches auf das inländische Referenzkonto ab.

 


Musterkunde 5 Investor

Das Depot des "Investors" ist 250.000 € schwer. Weitere 25.000 € liegen auf dem Verrechnungskonto oder Tagesgeldkonto. Der Investor handelt nur achtmal im Jahr - also nur zweimal im Quartal. Das Ordervolumen beträgt dabei aber jeweils 15.000 €. Je zweimal im Jahr handelt er DAX-Werte, Nebenwerte, Zertifikate und Fonds über die beim jeweiligen Broker inklusive Nebenkosten günstigste Börse. Beim Fondskauf ordert er bei der KAG, sofern das - unter Berücksichtigung eines eventuell immer gewährten Rabatts aufs reguläre Agio von 5 % - günstiger ist als der Kauf via Börse. Bei einem Deal kauft er Namensaktien. Einmal verkauft er Namensaktien. Insgesamt kommt es bei den Aktiendeals im Volumen von je 15.000 € zu zwei tag- und kursgleichen Teilausführungen (je eine bei Kauf und bei Verkauf). Zudem setzt der Investor ein Limit neu, zwei Limitorders ändert er, eine wird ausgeführt, eine Limitorder löscht er selbst, eine läuft aus. Bei acht Inlandsüberweisungen im Jahr fließt sechsmal Geld aufs Depot, zweimal fließt welches ab.

 


So wurde gewertet - WELCHE VORGABEN DIE ONLINEBROKER ERFÜLLEN MUSSTEN

Anhand von fünf Modellkunden (siehe oben) wurde untersucht, wie hoch die Gebührenbelastung für Privatkunden beim Onlinebrokerage ist. Dabei wurden sowohl die Kosten berücksichtigt, die das jeweilige Institut erhebt, als auch anfallende fremde Gebühren, die den Kunden durchgereicht werden. Teilten Anbieter Fremdgebühren nicht mit, wurde in der Regel die jeweils höchste von anderen Anbietern mitgeteilte Gebühr unterstellt.

In den Zeilen "Gesamtgebühren je Quartal" beziehungsweise beim Modellkunden "Investor", "Gesamtgebühren je Jahr" werden alle Einzelposten der jeweiligen Modellkunden für den entsprechenden Zeitraum aufsummiert. Nutzbare Vergünstigungen etwa aufgrund von Tradingverhalten, Cashbestand, Order- oder Depotvolumen wurden berücksichtigt. Ebenso die bei dem jeweils unterstellten Guthaben auf dem Verrechnungskonto oder dem angeschlossenen Tagesgeldkonto erzielbare Zinsgutschrift.

Neukundenrabatte, befristete Rabattaktionen sowie Sonderzinsen etwa für "frisches Geld", für Neukunden oder aus besonderem Anlass blieben ebenso unberücksichtigt wie rabattierte Ordergebühren im Derivatehandel mit einigen Emittenten (Stichwort: "Premium-Partner").

Bei allen Modellkunden wurde unterstellt, dass ihre Aktivitäten - jeweils zur Hälfte Käufe und Verkäufe - online abgewickelt wurden und dass auch die Kommunikation mit dem Broker online ablief. Kam es bei einer Order laut der gemachten Vorgaben zu Teilausführungen, wurde unterstellt, dass die Order in zwei gleichgroßen Tranchen tag- und kursgleich ausgeführt wurde.